FEUCHT – Wirklich lang waren die Gesichter bei der Versteigerung ungeliebter Weihnachtsgeschenke der AsF eigentlich nicht. Denn der „Markt der langen G‘sichter“ in der Reichswaldhalle hatte hohen kabarettistischen Wert und diente zudem einem guten Zweck.
Das eingegangene Geld der originellen Vermarktung überflüssiger Gaben wird einer wichtigen sozialen Einrichtung zur Verfügung gestellt: Profitieren wird die Organisation „Hilfe für Frauen und Kinder in Not Nürnberger Land“. Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits in vielen Kommunen werden Weihnachtsgeschenke mittels Verteigerung an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht, die nicht so richtig ins Schwarze trafen. Damit das Ganze auch Sinn macht und möglichst noch ein bisschen Unterhaltungswert liefert, werden die Geschenke von den enttäuschten Besitzern an die Veranstalter gegeben, die durch ihre hohe Moderatorenkunst versuchen, die anwesenden Interessierten dazu zu bewegen, für das zu ersteigernde Teil möglichst viel zu bieten.
In der Reichswaldhalle hatten sich im Namen der Landkreis-AsF drei SPD-Landtagskandidaten versammelt, die es trefflich verstanden, das Publikum zu animieren, die mutmaßlichen Vorzüge des jeweiligen Geschenks in den Vordergrund zu stellen, auch wenn ihnen das angesichts der gestifteten Gegenstände manchmal sichtbar schwer fiel, und immer wieder auf den guten Zweck hinzuweisen, dem die ersteigerte Summe zu Gute kommt.
Andrea Lipka-Friedewald, Kabarettistin und Inhaberin der Laufer Glückserei, geht für das Nürnberger Land nächstes Jahr ins Rennen, die Altdorferin Kerstin Gardill tritt für den Stimmkreis Nürnberg Ost an, zu dem auch Feucht gehört, und Marcel Schneider kandidiert für den Wahlkreis Roth, ist aber durch sein Engagement für die Lebenshilfe im Nürnberger Land bekannt.
Die Drei meisterten ihre Aufgabe, im Übrigen mit tatkräftiger Unterstützung der Jungsozialisten, dank ihrer Schlagfertigkeit und Wortgewalt mit Bravour. Auch dem lächerlichsten Geschenk, dem unattraktivsten Gegenstand, der sich verloren unter dem Weihnachtsbaum fand, konnten sie noch eine positive Seite abgewinnen, so dass am Ende der Veranstaltung, inklusive Getränke- und Brezenverkauf und Spenden, 510 Euro für die gute Sache feststanden.
„Geld aus der Tasche ziehen“
„Wir wollen Ihnen das Geld aus der Tasche ziehen“, gestanden die drei Moderatoren, die sich bei der Versteigerung der Gegenstände abwechselten, einmütig und wiesen gleich darauf hin, dass man im nächsten Jahr das Geschenk ja wieder zum „Markt der langen G‘sichter“ bringen könne, wenn sich keine Verwendung finden ließe. Claudia Hälter, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Nürnberger Land, begrüßte die Gäste und wies darauf hin, dass man diesen Markt in Feucht zum ersten Mal veranstalte und dabei natürlich den sozialen Zweck im Auge habe, der unterstützt werden soll.
Insbesondere die kabarettistische Begabung von Andrea Lipka kam natürlich dem Unterfangen entgegen, den Preis hochzutreiben und den Ehrgeiz der Bieter zu wecken. Immerhin wechselten eine Packung Pralinen, deren Mindestgebot bei drei Euro lag, für zehn Euro den Besitzer, für einen handgemalten Weihnachtsteller (Schneider: „Hätte ich den bekommen, hätte ich ihn auch versteigert“) allerdings, wollte niemand mehr als fünf Euro zahlen. Ein Schnäpschen-Sortiment, Ausgangsgebot fünf Euro, wurde für zehn Euro an den Mann gebracht, und ein Schiffe-Versenken-Spiel, für das sich auch Kerstin Gardill selber interessierte, wurde für 13 Euro ersteigert.
Als besonderer Gag erwies sich ein Weihnachtsgeschenkdöschen von fraglichem ästhetischen Wert, das mit einem Mindestpreis von einem Euro versehen worden war und immerhin durch seine Originalität die zehnfache Summe einbrachte, während ein elektrischer Fußwärmer keinen einzigen Liebhaber fand.
Um über den Zweck der Hilfsorganisation zu informieren, für die dieser Markt der langen G‘sichter stattfand, war Vorsitzende Hedwig Hacker aus Hersbruck gekommen. Sie skizzierte kurz die Organisation „Frauen und Kinder in Not“, die es im Nürnberger Land seit 1993 gibt und der derzeit 19 aktive Mitglieder angehören, die mit Rat und Tat – oft sehr unbürokratisch und praktisch – die betroffenen Frauen und Kinder unterstützen.
Den Anwesenden erklärte sie sehr anschaulich anhand einiger Schicksale, wie dramatisch die Lage der Betroffenen ist, wenn sie nicht wissen, wohin sie sich wenden können, weil sie unter Gewalt leiden müssen oder von ihr bedroht sind. Am Ende kamen 510 Euro an Unterstützung für die Sozialeinrichtung zusammen. Eine Wiederholung der Veranstaltung im nächsten Jahr ist nicht ausgeschlossen.