FEUCHT – Wenn mehrere hundert Menschen gleichzeitig in Spaß- und Sportbecken Abkühlung suchen, heißt das Motto im Feuchtasia: Alles muss raus. Von abgerissenen Pflastern über Plastik und Papierschnitzeln, bis zu Haaren und Hautschuppen. Moderne Filtertechnik sorgt im Feuchter Freibad dafür, dass auch bei Hochbetrieb das Wasser sauber bleibt. Die Filteranlagen sind in einem riesigen Kellerraum neben der Sprunganlage untergebracht. Betriebsleiter Adrian Fota hat für den Boten die Tür geöffnet und ausführlich die Technik erläutert.
Wer aus der Vogelperspektive auf das Bad schaut, sieht große blau-schimmernde Wasserflächen, Rasen und Beach-Volleyballspielfeld, die Gebäude mit den Umkleiden und den Kinderspielplatz. Vom Herzstück des Bads, der umfangreichen Technik, sieht man nichts.
Der Zugang ist unspektakulär. Betriebsleiter Adrian Fota öffnet eine Metalltür, hinter der es ein Dutzend Stufen hinab geht. Links ist der Raum mit dem gasbefeuerten Blockheizkraftwerk, das dafür sorgt, dass das Feuchter Freibad auch bei ungemütlichen Außentemperaturen konstant 24 Grad hat. Mit dem BHKW wird auch die Tennishalle in der Nachbarschaft des Bads geheizt.
Verschiedene Filterkreisläufe
Weiter die Treppe hinab gelangt man in einen großen Kellersaal, in dem acht gewaltige Filterkessel aufgestellt sind, daneben weitere kleinere Filter, sogenannte Marmorkiestürme. Das Wasser der Freibadbecken wird in verschiedenen Kreisläufen durch die Filter geleitet, zum einen bleibt Schmutz in dem unterschiedlich geschichteten Filtermaterial hängen, zum anderen dient der Filterinhalt zur Herstellung einer für das Bad optimalen Wasserqualität. Das kühle Nass darf nämlich nicht zu sauer, es darf aber auch nicht zu basisch sein. Chlorzugaben lassen den PH-Wert steigen und das Wasser sauerer werden. Deshalb muss Fota mit seinem siebenköpfigen Bademeisterteam gegensteuern. Mit Dolomitkies drücken die Feuchter Bademeister die Säurewerte. 200 Kilogramm dieses Materials kippen sie wöchentlich in die Wasserfilter. Die Dolomitsteinchen werden dann vom Wasser komplett aufgenommen und verschwinden darin. Pro Saison verbrauchen die Feuchter drei bis vier Tonnen dieser Steine im Feuchtasia.

Mehrere Schichten
In den großen Filterkesseln wird grober wie auch ganz feiner Schmutz zurückgehalten. Das Filtermaterial besteht aus verschiedenen Schichten, von Schotter bis zu Quarzsand. An besonders heißen Tagen mit großem Publikumsandrang wird außerdem Aktivkohle hinzu gegeben. Alle acht Jahre müssen die elf Kubikmeter Filtermasse ausgetauscht werden, bei einigen der großen Kessel war es im vergangenen Frühjahr wieder so weit.
Gereinigt wird das Filtermaterial in den Monsterkesseln durch Rückspülungen: Von unten wird unter hohem Druck zunächst Luft und dann Wasser durch die Masse gepresst, so dass sich der Schmutz aus Schotter und Kies löst und dann herausgespült werden kann.
Kein Bad funktioniert ohne die Zugabe von Chlor. In einem gesicherten Chlorraum sind 18 Flaschen Chlorgas an eine Dosierungsanlage angeschlossen, die die Zugaben des Mittels an Spaßbecken, Babybecken, Sprungturmbecken und Sportbecken steuert. 80 Kubikmeter Wasser im Babybecken müssen hygienisch einwandfrei gehalten werden, weitere 1000 Kubikmeter im Spaßbecken und insgesamt 3000 Kubikmeter in Sport- und Sprungturmbecken. Nur das Babybecken mit seinem geringen Inhalt kann über Nacht schon einmal abgelassen und dann neu befüllt werden.

Kontrollen
Regelmäßig kontrolliert wird die Wasserqualität von der Nürnberger Firma Aquaopta, einer Tochter der ENergie. 30 Parameter schauen sich die Kontrolleure dabei genauer an und geben die Ergebnisse dann ans Gesundheitsamt nach Lauf weiter. Dessen Mitarbeiter kommen darüber hinaus unangemeldet zu weiteren Kontrollen immer wieder ins Bad.
Die komplizierte Technik stellt hohe Anforderungen ans Personal. Schon lange sind die Zeiten vorbei, in denen sich die Bademeister gemütlich an den Beckenrand setzten, sich die Sonne auf den Kopf scheinen ließen und die Zeit mit Plaudereien verbrachten. Der Arbeitstag für die Bademeister im Feuchtasia beginnt mit der Frühschicht bereits um 6 Uhr. Dann stehen die ersten Technik-Arbeiten an, Wasserkontrolle, Reinigung der Haar-Fänge, Filterrückspülungen, Kontrollen der Chlorgasanlage und die Befüllung von Dosieranlagen mit Chemikalien.
Weiter geht es mit dem Absaugen grober Schmutzteilchen, die auf den Beckenboden gesunken sind. Dazu setzen die Bademeister einen ferngesteuerten Unterwasser-Sauger ein. Das Feuchtasia ist zwar idyllisch im Wald gelegen, von den umstehenden Bäumen fallen aber jede Menge Laub und kleinere Äste in die Becken. Freiflächen müssen die Bademeister täglich mit Blasgeräten von Laub reinigen.
Viel Arbeit also für den Badegast, für den es immer selbstverständlich ist, dass er einwandfreies und sauberes Wasser in den Feuchtasia-Becken hat.
Einbau vor 20 Jahren
Vor 20 Jahren wurde die jetzige Technik im Feuchter Bad eingebaut und anschließend immer wieder auf den neuesten Stand gebracht. Gravierende Pannen gab es bis auf einen Fall vor zwölf Jahren nicht.
Damals schockte ein Filterdurchbruch die Bademeister. „Wir hatten sogar Filtermaterial in den Becken“, erinnert sich Fota. Allerdings bekamen die Feuchter die Havarie seinerzeit schnell in den Griff.