RÖTHENBACH – Das hat es noch nicht gegeben am Röthenbacher Geschwister-Scholl-Gymnasium und das wird es wohl so schnell nicht mehr geben: Der Abischnitt der 58 Absolventen in diesem Jahr liegt bei 2,04. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, 38 Prozent haben einen Notenschnitt mit einer „Eins“ vor dem Komma. Und noch besser: 13 Abiturienten liegen unter 1,5, drei von ihnen, Laurin Klinger, Luisa Kohler und Maximilian Leuner, legten eine glatte 1,0 hin.
Da war es kein Wunder, dass Schulleiter Clemens Berthold und Abi-Betreuer Armin Braun bei einer coronabedingt ungewöhnlichen Feier in der Röthenbacher Karl-Diehl-Halle mächtig stolz auf ihre Schützlinge waren. Beeindruckt zeigten sich auch die Ehrengäste Landrat Armin Kroder und Bürgermeister Klaus Hacker. Und ganz bestimmt waren auch die Eltern der Röthenbacher Absolventen mächtig stolz.
Live über YouTube
Zeigen konnten diese ihre Begeisterung für die Sprösslinge allerdings nicht. Sie waren virusbedingt bei der Feier in der Halle nicht anwesend. Das war so auch mit den Schülern abgesprochen. In Röthenbach hat man deshalb aus der Not digital einfach eine Tugend gemacht und die ganze Feier im Internet auf You Tube live übertragen.
„Feier“ nämlich ist durchaus das richtige Wort für die besondere Abschluss-Veranstaltung am Freitagabend in Röthenbach. Und damit ist auch der Wunsch des Schulleiters in Erfüllung gegangen.
Die Abstandsregeln hatten es zwar notwendig gemacht, dass sich die Abiturienten auf die ganze Halle verteilten, sowohl der Ablauf mit Light-Show und Live-Liedern, als auch das Outfit der Protagonisten aber wurde dem großen Tag voll gerecht. Junge Damen in schicken Abendkleidern und viele junge Herren in Anzug und mit Fliege waren zu sehen. Und zur Überreichung der Zeugnisse gab es für jeden Absolventen, wie es Tradition ist, seine ganz persönliche Musik. Dass es dabei ständig hieß, Maske auf (beim Weg durch die Halle) und Maske ab (beim Sitzen und Reden), spielte fast keine Rolle.
Hoffnung
Aber natürlich konnte Schulleiter Clemens Berthold in seiner Rede nicht über die Corona-Krise, die Auswirkung auf Gesellschaft und Zukunft und ganz besonders auf die Absolventen hinweggehen. Bei all den aktuellen Sorgen, bei all den auch düsteren Prognosen setze er auf das Prinzip Hoffnung. Auch und gerade wenn er die jungen Leute mit ihren Zeugnissen in der Hand betrachte. Angst nämlich, so zitierte der Schulleiter den Vizepräsidenten des Bundestages, Thomas Opperman, ist kein bestimmendes Prinzip einer Demokratie, eine Demokratie lebe von Hoffnungsüberschuss. Und dieser, so Berthold, trage tatsächlich auch das ständige pädagogische Handeln der Lehrer.
Deshalb habe das GSG auch die Verpflichtung, „diesen Hoffnungsüberschuss, den unsere freiheitlich demokratische Grundordnung benötigt, zum Lernziel zu erklären.“ Dabei sei komplexes Denken gefordert. Denn das Grosteke auf der Welt sei ja, dass die Dummen sich sicher sind und die Gescheiten voller Zweifel. Und deshalb ist, greift Berthold einen Gedanken der Historikerin Hedwig Richter auf, „Bildung die Schlüsseltechnologie für eine politische und gesellschaftliche Teilhabe.“ Und ein Gymnasium sei hier ganz besonders gefordert, die ganzheitliche Dimension des Bildungsbegriffs in den Fokus zu nehmen.
„Was kann ich Ihnen noch mit auf den Weg geben?“ fragte Berthold und zitierte einen weiteren Vordenker. Franz Josef Rademacher von Club of Rome sagte einmal sinngemäß: Da gibt es nur eins, man muss den jungen Leuten raten, das eigene Gehirn zu nutzen, so viel es geht. „Und das kann man trainieren, am besten ohne Handy…“
Bleiben sie kritisch
Landrat Armin Kroder kam dann in seiner Rede zurück auf das „abenteuerlich gute Abschneiden“ der Röthenbacher Schüler. Er sei sich sicher, das hat mit Leistung zu tun, nicht damit, dass die Prüfung einfach oder einfacher gewesen sei. Und auf Corona und die aktuellen Einschränkungen bezogen meint der Landrat: „Bleiben sie aufmerksam und kritisch und denken Sie daran, sie müssen nicht alles tun, was erlaubt ist“.
Bürgermeister Klaus Hacker empfahl den Absolventen, bei ihrer Berufswahl den Landkreis nicht aus den Augen zu verlieren und sich vielleicht sogar politisch zu engagieren. Und die Vorsitzende des Fördervereins, Ester Krüll, die für jeden Schüler eine Rose mitgebracht hatte, packte für die Ehemaligen einen Koffer, in dem nicht nur das Zeugnis stecken sollte, sondern auch ein ganzer Strauß an Tugenden, angefangen von Empathie bis Verantwortung.
Den Abschluss des Redereigens bildeten die Abisprecher Nina Faltermeier, Matteo Schönhöfer und Jan Rath mit einigen frechen und sehr internen Anmerkungen. Aber auch mit Versöhnlichem und vor allem einer nach der Berlinfahrt offensichtlich begründeten Warnung auch an ihre Mitschüler: Bei allem Grund ausgelassen zu feiern, sollte der Alkoholkonsum an das persönliche Limit angepasst werden.
Die Ehrung der Schulbesten und von Schüler, die besonderes Engagement gezeigt hatten bildete den Abschluss der Feier. Den Geschwister-Scholl-Preis erhielten, Katharina Pfeil, Jakob Pschierer und Florian Strehlow. Der Kunstpreis ging an Carina Birkmann und Larissa Reinhart.