Kontaktbeschränkungen für Kinder gehen zu weit

Du bist nicht mehr mein Freund

Meinungs-Mittwoch - Der wöchentliche Online-Kommentar zu aktuellen Themen und Entwicklungen
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Alle, die kleine Kinder haben, kennen das. „Der Sascha ist nicht mehr mein Freund“ heißt es vom Nachwuchs bei der Rückkehr aus dem Kindergarten. Spätestens am nächsten Tag ist aber alles wieder in bester Ordnung. Niemand erinnert sich mehr an diesen Satz.

Doch jetzt mit Corona und den Kontaktbeschränkungen, wird es für viele Kinder und Jugendliche schwierig.

Wir Erwachsene kennen das ab und an noch aus dem Sportunterricht. Wer wird in die Mannschaft gewählt? Wer bleibt auf der Bank zurück? Kein schöner Moment. Der ein wenig nachwirkt. Und bei der nächsten Sportstunde wieder aufs Neue hochkommt.
Lange her.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Minister bitten darum, die Kontakte zu reduzieren. Das gilt nicht nur für uns Erwachsene, sondern vor allem auch für Kinder. Hier wird es schwierig. Wer ist mein bester Freund? Verständlicherweise bei kleinen Kindern überhaupt nicht klar. Auf unbestimmte Zeit soll nun nur noch mit diesem einen „besten“ Freund gespielt werden? Die Erwachsenen gehen weiter zur Arbeit und kommen in Kontakt mit unzähligen Kollegen. Nicht alle können ihre Arbeit aus dem Homeoffice erledigen. Lässt sich das den eigenen Kindern gut vermitteln?

Was geht in den Kindern vor, die abgewiesen wurden?

Sportstätten sind geschlossen, Freizeitangebote gibt es „draußen“ nicht. Nun wird der Freundeskreis eingeschränkt. Beschlossen ist diese Kontaktbeschränkung (noch) nicht. Familienministerin Franziska Gipfel verteidigt jetzt schon einmal den Vorschlag. Aus den Reihen des Kinderschutzbundes hagelt es Unverständnis und Kritik.

Das Soziale steht bei Jugendlichen doch an erster Stelle. Auch wenn der Nachwuchs viel digital unterwegs ist und sich mit Freunden beispielsweise online zum Zocken trifft. Die Schulen offen zu lassen, soll es den Kindern ermöglichen, Sozialkontakte zu pflegen. Aber die kurzen Pausen reichen doch nicht. Während des ersten Lockdowns hieß es von vielen Kindern, „wann geht es wieder zur Schule – ich vermisse meine Freund“.

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Womöglich haben daran die Politiker gedacht, wenn gebetsmühlenartig wiederholt wird, die Schulen müssen offen bleiben. Doch jetzt den privaten Spielfreund auf einen zu reduzieren geht in die falsche Richtung.

Um die Verschärfung der Kontaktbeschränkungen geht es derzeit auch in unserer aktuellen Umfrage.

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