Nürnberger Land – Reichen die bisherigen Maßnahmen des Landkreises aus, um die Schüler an den 13 kreiseigenen Schulen vor einer Ansteckung zu schützen? Um diese Frage drehte sich eine Diskussion im Kreistag. Letztlich entschied sich eine knappe Mehrheit dafür, keine mobilen Luftreinigungsgeräte mit Filter anzuschaffen. Das hatte die FDP beantragt.
Landrat Armin Kroder (FW) sagte, der Kreis habe CO2-Messgeräte für alle Klassenzimmer beschafft und überprüft, ob die Klassenzimmer der kreiseigenen Schulen gut genug gelüftet werden können. Dabei sei aufgefallen, dass sechs Räume des Laufer Gymnasiums nicht gut durch die Fenster belüftet werden können, diese wurden daraufhin technisch aufgerüstet, sie erhielten Zu- und Abluftanlagen. Mehr Bedarf sieht man im Landratsamt nicht, wie Kroder betonte.
Eben diesen Bedarf sieht man allerdings bei der FDP, wie Kreisrat Alexander von Hoffmann verdeutlichte. Die Liberalen halten schlecht belüftbare Räume nicht nur am Laufer Gymnasium für ein Problem.
Auch weiterhin Fenster auf
Zustimmung erfuhren sie von mehreren Seiten. Angelika Pflaum (Bunte Liste) wandte ein, man wisse nicht, wie sich die Pandemie im Herbst entwickle, Luftreinigungsgeräte könnten bei der Bekämpfung helfen, zumal es im Winter kalt werde, wenn man ständig das Fenster aufreißen muss. Kroder antwortete, er kenne keine Geräte, die es gewährleisten, dass man aufs Lüften verzichten kann.
Martin Tabor, der Bürgermeister von Altdorf (SPD), berichtete von guten Erfahrungen mit derartigen Geräten. Könne man damit Ausbrüche in Schulen verhindern, nutze das auch der Wirtschaft, die unter hohen Inzidenzen und damit verbundenen Einschränkungen leide. Zudem komme „Long Covid“, also die monatelangen Folgen einer Erkrankung, auch bei rund fünf Prozent der Schüler vor.
Auch Elisabeth Altmann (Grüne) begrüßte den Antrag der FDP. Dass der Einsatz von solchen Geräten etwas nütze, sei wissenschaftlich erwiesen. „Es wird noch lange dauern, bis alle Schüler und deren Eltern geimpft sind“, so Altmann.
Alles nur Wahlkampf?
Robert Ilg (FW), der in der Sitzung zuvor schon eine „Antragsflut“ beklagt hatte, stellte die These auf, Kristine Lütke wolle sich mit den Anträgen der FDP vor der Bundestagswahl im September ins Gespräch bringen. Die Lauferin ist Direktkandidatin ihrer Partei im Wahlkreis und steht auf Platz zwölf der Landesliste. „Was glauben Sie eigentlich, was wir schon tun?“, wandte sich Ilg an Lütke. Rathäuser und Schulen tauschten sich über die nötigen Maßnahmen aus. Die FDP solle den Rathäusern „ein bisschen was zutrauen“.
Von Hoffmann antwortete, es gebe nach Angaben des Landratsamtes kein einziges mobiles Luftreinigungsgerät an den kreiseigenen Schulen. „Vielleicht bin ich auch der Dümmste im Raum“, reagierte Landrat Armin Kroder genervt und wiederholte, man habe die einzigen sechs Räume, die nicht gut gelüftet werden können, technisch aufgerüstet. Werner Rapp, Abteilungsleiter Finanzen und Liegenschaften, ergänzte, es gebe keinen Antrag einer kreiseigenen Schule, solche Luftreinigungsgeräte aufzustellen.
28 Kreisräte stimmten für den Antrag der FDP, darunter auch die Grünen und die SPD. Stimmberechtigt waren 61 Personen, weil ein paar Kreisräte nicht anwesend waren.
Lütke: Eltern hatten Raumluftreiniger gefordert
Kristine Lütke fand im Anschluss der Sitzung kritische Worte. „Das Landratsamt hat auf alle Forderungen der Eltern nach den Raumluftreinigern ablehnend reagiert und deutlich signalisiert, dass es die Geräte für unnötig hielte, was wiederum dazu führte, dass entsprechende Anträge aus den Schulen nicht gestellt worden sind.“ Das habe sie von einem Elternbeiratsmitglied des Altdorfer Gymnasiums erfahren. Der Vorschlag von Eltern, derartige Geräte auf eigene Kosten anzuschaffen, sei von der Behörde abgelehnt worden. Laut Lütke könnten die Luftreinigungsgeräte auch über die Pandemie hinaus genutzt werden, etwa bei künftigen Grippewellen.
Das Landratsamt verweist auf Nachfrage der PZ ans Umweltbundesamt. Auf dessen Webseite heißt es: „Da mobile Luftreinigungsgeräte nicht das in Klassenräumen anfallende Kohlendioxid und den Wasserdampf aus der Raumluft entfernen, können sie nicht als vollständigen Ersatz für Lüftungsmaßnahmen eingesetzt werden, sondern allenfalls als Ergänzung. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher weiter auch in der kalten Jahreszeit die Fensterlüftung als prioritäre Maßnahme.“