SCHWARZENBACH – Dass Profifußball und Glaube sich nicht ausschließen, dafür stehen stellvertretend Eduard Löwen und Enrico Valentini vom 1. FC Nürnberg. Beide sprachen als Gäste bei einem Talk-Gottesdienst der Landeskirchlichen Gemeinschaft Burgthann-Schwarzenbach offen über ihren Glauben.
Das Interesse an der Veranstaltung war so groß, dass der mit knapp 200 Sitzgelegenheiten bestuhlte Andachtsraum nicht ausreichte und weitere Stühle und Sitzbänke herbeigeschafft werden mussten, um allen Besuchern eine Sitzgelegenheit bieten zu können.
Nach einem gemeinsamen kirchlichen Eingangslied – im Stehen gesungen wie im Fußballstadion – stellten sich die beiden derzeit verletzten Spieler offen und bereitwillig den Fragen von Christoph Böck aus Altdorf.
Dieser ist selbst Mitglied der Kirchengemeinde und Sportmentor bei der christlichen Non-Profit-Sportorganisation „Sportler ruft Sportler“ (SRS), die Sportler aller Alters- und Leistungsklassen auf deren Wunsch als Mentor begleitet.
Im Anschluss daran gingen die beiden derzeit verletzten Club-Profis aufs Podium. Enrico Valentini, „Franke und Italiener“, dessen Eltern einst als Gastarbeiter nach Nürnberg gekommen sind, ist im Stadtteil Zabo geboren und hat schon von daher eine besondere Verbindung und Affinität zum 1. FCN.
„Der Club is a Depp“
Für Valentini, quasi „mit dem Club groß geworden“, ist der fränkische Altmeister wie für jeden eingefleischten Fan daher ein „besonderer Verein, der anders ist als andere Vereine“. Mit dem 1.FCN und dem Franken an sich, dem von seinem Wesen her scheinbar ein gewisser Pessimismus gegeben ist, ist deshalb auch der in Fußballkreisen geflügelte Spruch: „Der Club is a Depp“, untrennbar verbunden. Valentini: „Wir gewinnen – und wir verlieren“: Die Verbindung zwischen Fans und Verein ist in Nürnberg so intensiv wie selten anderswo .
Eduard Löwen ist Russlanddeutscher. Er hat zunächst in einem kleinen Dorfverein in der Pfalz gespielt und ist dann über die Stationen 1.FC Kaiserslautern und 1. FC Saarbrücken vor zweieinhalb Jahren in die zweite Mannschaft des 1. FCN gekommen. Dort hat ihn dann Trainer Michael Köllner entdeckt und in die Profimannschaft geholt.
Für beide hat der Glaube eine größere Bedeutung als der Profifußball mit seinem permanent vorherrschenden Druck, nicht verlieren, besser versagen, zu dürfen, unter dem jeder Profifußballer steht. Beide schöpfen aus dem Glauben heraus ihre Kraft für ihr Leben und den Druck des Leistungssports. Valentini berichtete davon, dass beim Bibellesen im Kontext mit Jesus „Dinge passiert sind, die ich mir nicht erklären konnte und mir den Druck genommen haben“.
Valentini: „Ich habe etwas gespürt, was wichtiger ist als der Druck beim Fußball und dass der Fußball nicht der Mittelpunkt meines Lebens ist“. Dies sei allerdings zunächst schwer im Fußballalltag zu verarbeiten gewesen. Mit der bewussten Entscheidung für Jesus habe sich sein Leben grundsätzlich verändert, so Valentini weiter.

Für U21-Nationalspieler Eduard Löwen ist der Glaube ebenfalls wichtiger als Fußball. Und der Glaube stärke ihn gerade jetzt bei seiner Verletzung. „Jesus ist immer für mich da und gibt mir vor allem jetzt bei meiner Verletzung Halt und Sicherheit“.
Dabei sei seine Erwartung, so Löwen, einmal die gewesen: „Dass es immer steil bergauf geht und dass es immer so weitergehen wird. Manchmal sind es dann Situationen, dass etwas passieren muss, wie eine Verletzung, die einem seine Grenzen aufzeigt und in die Wirklichkeit zurückholt“.
Kein Buch gebe so klare Aussagen wie die Bibel. „Seit ich die Bibel kenne, hat sich mein Leben verändert“, so Löwen. Man könne durch die Texte viel für sein Leben gewinnen und die Dinge auf sein Leben übertragen.
Dazu gehöre auch, so Löwen, dass man nicht mehr so egoistisch ist, immer auf seinem Recht zu bestehen, sondern auch einmal darauf zu verzichten, was damit einhergeht, den anderen Menschen höher zu achten. Für Valentini ist ein Ergebnis seines Glaubens, vor Spielen nicht mehr nervös zu sein: „Ich spüre von innen heraus nicht mehr den Druck“.
Löwen verdeutlichte abschließend, was es bedeutet, als Fußballprofi mit Gott und Jesus zu leben: „Man muss als Fußballer andere Reaktionen zeigen, was nicht immer einfach ist. Aber am Ende des Tages weißt du genau, bei Jesus bist du am besten aufgehoben“.
Gewisse Gelassenheit
Beide Fußballprofis haben durch ihren Glauben eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit dem Druck, der auf einer Mannschaft und jedem einzelnen Spieler lastet, gewonnen. Auch dazu hat die Bibel (Markusevangelium; Kapitel 8, Vers 36) die richtige Antwort: „Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt (jedes Spiel) zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt (wenn die Seele krank wird)?“
Als Geschenk hatte der Moderator abschließend für die beiden etwas dabei, „was ihr auf der ganzen Welt nicht kaufen könnt“: selbst gemachte Plätzchen und selbst gesammelte Nüsse von seinen Kindern.
Im Anschluss daran gab es für die Besucher ein reichhaltiges Buffet und Gelegenheit zum Smalltalk, während die beiden Fußballprofis jede Menge Autogrammwünsche zu erfüllen hatten