Röthenbacher Bibliothek bereitet Umzug vor

Bücherei geht ins Exil

Büchereileiter Konrad Kopp vor einem kleinen Teil der Kartons mit Büchern, die für die Zeit des Umbaus eingelagert werden. | Foto: Buchner-Freiberger2017/05/bucherei-umzug-kisten-kopp2.jpg

RÖTHENBACH — Die Röthenbacher Stadtbibliothek sitzt auf gepackten Koffern beziehungsweise Kisten. Wegen des geplanten Umbaus zieht die Einrichtung Anfang August für ein Jahr in den Keller der Sparkasse in der Karlstraße. Seit einigen Wochen sortieren Büchereileiter Konrad Kopp und sein Team deshalb aus – von 5000 Büchern wird man sich trennen.

„Ausgesondert“: das steht auf den großen Umzugskisten, die sich im Gang stapeln. „Wir nehmen den Umbau zum Anlass, Bücher auszusortieren, die veraltet sind oder schon ewig nicht mehr ausgeliehen werden“, sagt Büchereileiter Konrad Kopp. Dazu gehören Kochbücher aus den 70er Jahren genauso wie alte Reiseführer oder Atlanten, aber auch Nachschlagewerke zum Thema Computer. „Da konnten wir früher gar nicht genug haben, heute interessiert sich dafür kein Mensch mehr“, sagt Konrad Kopp.

Rund 5000 Bücher werden den Umzug nicht „überleben“ – bei einem Gesamtbestand von 34 000. Ein Teil wurde und wird verschenkt, der große Rest vernichtet. „Manche will einfach niemand mehr, nicht mal geschenkt“, meint der Büchereileiter. Gleichzeitig müssen alle diese Bücher auch aus dem digitalen Bestand gelöscht werden.

Sie treten ihre letzte Reise an: 5000 Bücher wurden aussortiert. Was keinen Liebhaber mehr findet, muss entsorgt werden. | Foto: Buchner-Freiberger2017/05/bucherei-umzug-kisten-ausgesondert.jpg

Mitte Juli soll der Umzug ins Ausweichdomizil im Untergeschoss der Sparkasse an der Karlstraße über die Bühne gehen. Kopp hofft, dass man den Betrieb dort Anfang August wieder aufnehmen kann. Um ein paar Wochen Schließzeit werde man aber wohl nicht herumkommen. Eine weitere Einschränkung betrifft die Veranstaltungen: Kindertheater oder Lesungen werde man im nächsten Jahr aus Platzgründen wohl kaum anbieten können.

Weil sich die Nutzfläche von jetzt 500 Quadratmetern im „Exil“ in der Sparkasse auf 200 verkleinert, kann nur ein Teil des Bestands mitgenommen werden. Auf einem zweiten Stapel landen deshalb zurzeit die Medien, die vorübergehend eingelagert werden müssen. Mehrbändige Klassiker von Goethe, Schiller oder Shakespeare gehören genauso dazu wie das komplette CD-Sortiment der Bibliothek. Auch hier habe sich das Nutzungsverhalten verändert, sagt Kopp. Pop- und Rockmusik lädt man sich heute aufs Handy, lediglich Klassik- oder Kinder-Hörspiel-CDs würden in der Bibliothek noch gut nachgefragt.

Die eingelagerten CDs und Bücher werden Benutzer aber wieder in den Regalen finden, wenn die Bücherei wie geplant im August 2018 zurück an ihren jetzigen Standort zieht. Im Zuge der Sanierung werden die Räume zum Teil neu angeordnet, es entsteht ein Innenhof, der zum Lesen genutzt werden kann, der Zugang wird – endlich – behindertengerecht und eine neue Dämmung soll für angenehmere Temperaturen sorgen. Denn 36, 37 Grad im Inneren brachten im Sommer nicht nur die Leser ins Schwitzen, sondern vor allem die insgesamt fünf Mitarbeiter.

Konrad Kopp freut sich darüber, dass die Bücherei an ihrem Standort im Schulzentrum bleibt. Es gab nämlich Überlegungen, sie in die Ortsmitte zu verlagern. Doch die Nähe zu den Schulen ist für Kopp ganz essentiell. Allerdings wird er selbst die generalsanierten Räumlichkeiten nicht mehr genießen können, denn er geht im April 2018, nach sage und schreibe 34 Jahren in der Röthenbacher Bibliothek, in den Ruhestand.


Er hatte angeboten, ein Jahr zu verlängern, um den Neustart noch mit begleiten zu können, erzählt Konrad Kopp. Obwohl Bürgermeister und Verwaltung Einverständnis signalisiert hätten, habe der Personalrat der Stadt Röthenbach dies abgelehnt. In einem Brief heißt es, man wolle potentielle Bewerber für die Leitungsfunktion nicht um ihre Chance bringen. Für Kopp nicht nachvollziehbar. Ihn ärgert vor allem, dass niemand aus dem Gremium persönlich mit ihm gesprochen habe.

Neues Programm

Eine Neuheit gibt es schon jetzt. Dank des neuen Programms „Web Opac“ haben Nutzer der Bücherei im Internet viel mehr Recherchemöglichkeiten. So können sie zum Beispiel schneller sehen, welche Bücher oder CDs gerade verliehen sind, wie der Status ihrer Vorbestellung ist oder wann sie Medien zurückgeben müssen. Außerdem gibt es hier direkte Links zu Wikipedia oder Amazon. Auch als App fürs Handy ist das neue Angebot erhältlich.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren