NÜRNBERGER LAND – Nach 19 Monaten und knapp 150.000 Impfungen werden die Malteser ab 1. Juli das Röthenbacher Impfzentrum nicht mehr betreiben. Stattdessen übernimmt dann das Münchner Unternehmen 21Dx GmbH die Impfstelle. Eine Erklärung dafür liefert das Landratsamt Nürnberger Land.
Wenn die Malteser am 30. Juni aus dem Impfzentrum Röthenbach ziehen, dann werde dies mit einer gehörigen Portion Wehmut passieren, schreibt die Hilfsorganisation in einer Pressemitteilung. „Wir sind und waren gerne hier – und wären ebenso gerne auch noch geblieben“, sagt Malteser-Projektleiter Roland Schiffmann. „Die Malteser waren von Anfang an dabei und wir haben gemeinsam das Impfzentrum aufgebaut und zu dem gemacht hat, was es jetzt ist. Diese Zusammenarbeit hätten wir gerne weitergeführt“, sagt auch Landrat Armin Kroder in einer Mitteilung seiner Behörde.
Wechsel aus rechtlichen Gründen
Doch, warum dann überhaupt ein Wechsel des Betreibers, wenn man doch zufrieden war? „Aus rechtlichen Gründen mussten wir den Betrieb des Impfzentrums nunmehr ausschreiben. Dazu sind wir verpflichtet – schließlich verwalten wir knappe Steuergelder unserer Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Kroder weiter.
Das bedeutet: Der Auftrag musste europaweit ausgeschrieben und am Ende das wirtschaftlichste, beziehungsweise kostengünstigste Angebot ausgewählt werden. Und dieses kam vom deutschlandweit agierenden Münchner Unternehmen 21Dx GmbH. Das Unternehmen betreibt bereits Testzentren in Berlin und Mühldorf am Inn sowie Impfzentren in Hamburg – und ab 1. Juli auch in Röthenbach. Ein weiteres Impfzentrum betrieb 21Dx in Schweinfurt.
Fazit der Malteser
Zum 30. Juni heißt es für die Malteser also „Abschied nehmen“. Was bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Ende bleiben werde, sei der „stolze Blick auf die Arbeit der zurückliegenden 19 Monate“, so die Hilfsorganisation. Insgesamt seien in dieser Zeit rund 148 000 Impfungen verabreicht worden. Den Tagesrekord verzeichneten die Malteser am Karsamstag 2021 mit 744 Impfungen. „Das war gleichzeitig auch unser erster großer Aufreger, weil an diesem Tag die Feuerwehr den Verkehr vor dem Impfzentrum regeln musste“, erinnert sich Verwaltungsleiter Michael Kleider. Aktuell arbeiten noch 41 Personen im Impfzentrum, zu den Hochzeiten waren es über 100.
Neben Freudentränen der ersten Senioren über ihre erste Impfung gegen das Coronavirus habe es aber auch Tränen der Wut bei vielen Impfwilligen, die noch nicht an der Reihe waren gegeben, so Kleider. Projektleiter Roland Schiffmann will aber nicht verschweigen, dass in den mehr als eineinhalb Jahren in Röthenbach auch nicht alles rund lief.
„Am schlimmsten waren für uns diese ständigen Auf und Abs. Ein Beispiel: Zuerst mussten wir diesen ungeheuren Run auf das Impfzentrum in ordentliche Bahnen lenken. Und jetzt zum Schluss war das Impfzentrum nahezu leer. Dazu kam die fehlende Klarheit für uns Verantwortliche und die Mitarbeiter: Immer wieder änderten sich die Vorgaben der Landes- und Bundespolitik, auf die wir teils innerhalb von Tagen reagieren mussten. Den Ärger der Leute haben dann wir abbekommen“, so Schiffmann.
Gefälschte Impfausweise
Und dann gab es noch den großen Zwischenfall: Anfang dieses Jahres hatten zwei Mitarbeiterinnen des Impfzentrums Impfzertifikate gefälscht. „Wir haben sofort reagiert, die Polizei eingeschaltet, unsere Abläufe geprüft – trotzdem sind das Störfeuer, die wir nicht gebraucht hätten„, so Schiffmann.
Gut geklappt habe allerdings immer die Zusammenarbeit mit dem BRK, fügt Christian Stock, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer der Malteser in Nürnberg, an. Ebenso sieht es Markus Deyhle vom BRK-Kreisverband Nürnberger Land. Das BRK hatte abwechselnd den Betrieb der Außenstellen in Hersbruck und Altdorf übernommen und war bis zuletzt auch mit mobilen Teams im Landkreis unterwegs.
Landrat Armin Kroder bedankt sich deshalb auch abschließend bei den beiden Hilfsorganisationen, die in den fast zwei Jahren immer ein verlässlicher Partner gewesen seien und wünscht dem Team von 21Dx einen guten Start.