NÜRNBERGER LAND – In den vergangenen Wochen wurden planbare Eingriffe in den Kliniken hintangestellt und Betten für Corona-Patienten reserviert. Nun kehren Kliniken deutschlandweit langsam wieder zur „Normalität“ zurück. Die HZ fragte nach, wie es in den umliegenden Krankenhäusern in Altdorf, Lauf und Sulzbach-Rosenberg aussieht.
Für die Behandlung von Covid-19-Patienten standen im Krankenhaus in Lauf bisher bis zu zwölf Beatmungsplätze auf der Intensiv- und 33 Betten auf der Normalstation zur Verfügung. Im Altdorfer Krankenhaus waren bis zu zwei Beatmungsbetten und acht auf der Normalstation für Covid-Patienten bereitgestellt.
Bislang waren diese in Altdorf und Lauf zu keinem Zeitpunkt ausgelastet. Bei den Corona-Infizierten war die gesamte Bandbreite an Schwere der Erkrankung vertreten. Der Altersdurchschnitt lag bei etwa 75 Jahren. Kritische Fälle verlegte das medizinische Personal nach Nürnberg.
Schnelle Verfügbarkeit bei Bedarf
Wie auch die Nürnberger Kliniken, fahren die Standorte Lauf und Altdorf nun wieder für den Normalbetrieb hoch. 30 Prozent der Intensivkapazitäten und 25 Prozent der Normalbetten bleiben für Covid-19-Patienten verfügbar. Im Krankenhaus in Lauf sind das bis zu 35 Betten auf der Normal- und drei Betten auf der Intensivstation und in Altdorf bis zu zwölf Plätze auf der Normal- und ein Bett auf der Intensivstation. Wenn nötig, könnten die Kapazitäten für Corona-Patienten schnell wieder bereitgestellt werden.
Auch wenn die Zahl der Covid-19-Patienten nun rückläufig ist, bleiben die hohen Sicherheits- und Hygiene-Standards in Kraft. Kein Patient müsse sich in den Krankenhäusern Lauf und Altdorf vor einer Ansteckung fürchten, so die stellvertretende Pressesprecherin Doris Strahler auf Anfrage der HZ.
Auf die Aufforderung von Gesundheitsminister Jens Spahn hin haben die Krankenhäuser Nürnberger Land alle nicht dringlichen Eingriffe verschoben. Lediglich Notfälle wurden weiterhin behandelt. Die dadurch entstandenen finanziellen Folgen können die Häuser noch nicht ausreichend beziffern. Doch die bisher in Aussicht gestellten finanziellen Mittel würden wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Verluste auszugleichen, so Strahler.
Wichtiger Erfahrungsaustausch
Das Personal der Krankenhäuser sieht optimistisch in die Zukunft: „Der Erfahrungsschatz und die Routine bei der Behandlung von Covid-19-Patienten nimmt mit der Zeit zu“, sagt Strahler. Sollte es zu einer zweiten Welle kommen, sähen sich die Krankenhäuser gut gerüstet. „Wir sind froh darüber, wieder verstärkt Nicht-Covid-Patienten behandeln zu können, denn auch die sind auf eine zeitnahe medizinische Behandlung angewiesen“, sagt die Pressereferentin.
Im St. Anna Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg wurden zu Beginn der Corona-Pandemie zwei Isolationsstationen mit insgesamt 30 Zimmern eingerichtet. Auf einer Station waren ausschließlich positive Patienten untergebracht, die zweite nahm nur Verdachtsfälle auf. Die Intensivkapazitäten des Sulzbach-Rosenberger Krankenhauses wurden von zehn auf 14 Beatmungsplätze erweitert und könnten jederzeit nach einem fest etablierten Krisenplan genutzt werden, sagt der ärztliche Direktor Klaus Nester der HZ.
Hohe Einbußen
Wie auch die Krankenhäuser Nürnberger Land, verschob das St. Anna Krankenhaus alle planbaren Operationen und Behandlungen nach hinten. Dazu gehörten unter anderem Operationen im Rahmen des Endo-Prothetik-Zentrums. Die Höhe der finanziellen Verluste steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Die angekündigten Kompensationszahlungen würden den Verlust nur unzureichend auffangen, so Nester. Zu den Erlösausfällen gehörten nicht nur das Aussetzen des klinischen Betriebes, sondern auch Therapien, stationäre Behandlungen, Erlöse aus dem Kioskbetrieb und Verpflegungsleistungen. Zudem seien hohe Kosten für Schutzausrüstungen und Tests angefallen.
Nun fährt auch das Sulzbach-Rosenberger Krankenhaus allmählich wieder hoch, doch nach wie vor bleiben Kapazitäten für Covid-19-Patienten frei. Im St. Anna Krankenhaus sind das etwa 30 Betten auf der weiter bestehenden Isolierstation.
Von milden bis schweren Verläufen
Bislang war das gesamte Spektrum der Schwere vertreten, sagt der ärztliche Direktor: von milden bis zu mittelschweren und schweren Verläufen, die jedoch keine Behandlung auf der Intensivstation benötigten. Dann gab es komplexe, schwere Verläufe, bei denen die Patienten auf der Intensivstation beatmet wurden. Bei manchen kam neben der Lungenbeeinträchtigung auch noch das Versagen weiterer Organe hinzu. In diesen Fällen war die Sterblichkeit sehr hoch. Glücklicherweise erholten sich auch einige Patienten und konnten die Intensivstationen verlassen.
„Schwere Verläufe waren tatsächlich eher bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen festzustellen. Mittelschwere bis schwere Verläufe, ohne Intensivpflicht und mit langsamer Heilung sahen wir leider auch bei den zwischen 40- und 55-Jährigen, die keine Vorerkrankungen hatten“, so Nester. Auch Mitarbeiter sind im Sulzbach-Rosenberger Krankenhaus am Coronavirus erkrankt.
Die vergangenen Wochen waren hart – in mehrfacher Hinsicht: Die einzelnen Krankenhäuser waren bei dem globalen Zusammenbruch der Lieferketten weitgehend auf sich gestellt. Die dringend benötigten Schutzausrüstungen für Mitarbeiter besorgten sich die Kliniken auf dem freien Markt – zu „Wahnsinnspreisen“, so Nester. „Die Gesellschaft erkannte die Schattenseiten der Globalisierung, deren wirtschaftliche Zusammenhänge sich letztendlich nur am Preis orientieren. Damit steigt die Abhängigkeit und Verzweiflung in Notsituationen wie dieser weltweiten Pandemie“, so der ärztliche Direktor.
Mehr als stressiger Alltag
Doch er betont: „Dank der schnellen Entscheidungen der Staatsregierung im Gesundheitswesen und durch unsere erfahrenen und unglaublich motivierten Mitarbeiter konnten wir gut arbeiten. Unser Personal hat sich weit über das Maß des sonst schon stressigen Arbeitsalltags einer Klinik engagiert.“
Wie geht es nun weiter? Der Krisenstab des Kommunalunternehmens tagt alle 24 Stunden, um schnell auf das Patientenaufkommen zu reagieren und die Krankenhausstruktur entsprechend anzupassen. „Die Sorge um die Finanzierung und um die Krankenhauslandschaft der Zukunft treibt uns um. Die Häuser haben ihre fest etablierten Versorgungsaufgaben. Dafür sind sie personell und medizintechnisch ausgestattet. Wer das kurzfristig neu ordnen möchte, bringt die komplette Krankenhauslandschaft in Unordnung“, so Nester. Das brächte weniger Versorgungssicherheit und Qualität für die Patienten.
Eines hat die Pandemie dem ärztlichen Direktor Klaus Nester klar gezeigt: „Die Kliniken in Deutschland sind bedarfsnotwendig, und an der Frage nach ihrem Bestand darf nicht mehr herumpolitisiert werden.“