ALTDORF – Wie bringt man mehrere hundert Franken zum Jubeln bringt? Nils Landgren schafft das durch ein paar Sätze auf Deutsch mit schwedischem Akzent. Hier geschehen: MIA-Festival in Altdorf auf der Hauptbühne, Parkplatz Neubaugasse.
Zwischen zwei Songs feixt der Posaunist und Sänger mit seinem Bassisten Magnum Coltrane Price herum: „Wir waren schon so oft hier. Erinnerst Du Dich? Wir hatten so viele Schäufele!“ Darauf Price: „Ja, Mann! In Hagenhausen!“ Das Publikum johlt und klatscht – diese sympathische Anekdote von Nils Land-gren und seiner Band „The Funk Unit“ kennt man bereits aus der Zeitung. Doch es ist vor allem der eingängige Jazz-Sound, durch den die Musiker die Herzen ihrer Zuhörer im Sturm erobern. Als besonderes Highlight spielt die Band an diesem Abend zum ersten Mal Songs ihres brandneuen Albums „Unbreakable“ vor deutschem Publikum.
Weltklasse zu Gast in Altdorf
Wegen eines verspäteten Fliegers aus Stockholm beginnt der Auftritt zwar knapp 30 Minuten später als geplant, das tut der grandiosen Stimmung aber keinen Abbruch. Ernst Bergmann, der für die Organisatoren der Soulbuddies Altdorf die Moderation des Abends übernimmt, nutzt die Zeit kurzerhand, um sich bei den Helfern, allen voran den Technikern, und Sponsoren zu bedanken. Dass Nils Landgren und seine Formation keine Unbekannten in Altdorf sind, betont auch Bergmann:
Die Band ist unter anderem eng befreundet mit dem fränkischen Schlagzeuger und Komponisten Wolfgang Haffner, der lange Zeit in Altdorf lebte und zu den bedeutendsten deutschen Jazz- und Popmusikern der Gegenwart gehört. Da ist so ein Auftritt beim zweiten MIA-Festival natürlich Ehrensache.
Das überarbeitete Konzept der Organisatoren Günther Kraußer und Jörg Hoffmann von den Altdorfer Soulbuddies geht glänzend auf: Nur noch zwei Veranstaltungstage und ein kleineres Line-up, dafür spielen in diesem Jahr besonders namhafte Formationen – was ohne Zweifel auf die Nils Landgren Funk Unit zutrifft.
Nils Landgren ist einer der erfolgreichsten Jazz-Musiker Europas und arbeitete unter anderem mit ABBA, The Crusaders und Herbie Hancock zusammen. Wegen seiner roten Posaune trägt er den Spitznamen „Mr. Red Horn“. 1992 gründete Landgren die Band „Nils Landgren Unit“, die sich zwei Jahre später in „The Funk Unit“ umbenannte. Seitdem hat die Gruppe mehrfach Spitzenplätze in den internationalen Jazz-Charts belegt und zahlreiche Musikpreise gewonnen. Daneben engagieren sich die Musiker für wohltätige Zwecke und besuchen im Rahmen des Projekts „Funk For Life“ gemeinsam mit der Organisation Ärzte ohne Grenzen regelmäßig den Slum Kibera in Nairobi, um mit den Kindern und Jugendlichen zu musizieren.
Der Funk reißt jeden mit
Dass Landgren und seine Band mit Herzblut bei der Sache sind, hört man in Altdorf bei jedem einzelnen Song. Die mitreißenden Jazz- und Funk-Rhythmen, waghalsige instrumentale Soli und eingängigen Texte begeistern. Das Publikum dankt es durch frenetischen Applaus und Jubel.
Zwischendurch plaudern die Musiker mit ihren Zuhörern. Den Bass habe er an diesem Abend nur geliehen, erzählt zum Beispiel Magnum Coltrane Price und bedankt sich grinsend bei Besitzer „Rolf“ mit einem rollenden „R“. Als die Band zum Ende der Show den Song „Ain’t Nobody“ spielt und zum Mitsingen auffordert, tanzen selbst die Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe ausgelassen mit. Nach dem Auftritt nehmen sich die Künstler dann noch lange Zeit, signieren Alben und unterhalten sich mit ihren Fans – von denen es nach diesem Abend in Altdorf sicher ein paar Hundert mehr geben dürfte.