70 Jahre Partnerschaft

Altdorf empfängt Altdorf

Bevor die Jubiläumsfeier in der Zweifachsporthalle begann, schwenkten Fahnenträger aus Altdorf/Uri die schweizerische Nationalflagge und die Kantonsflagge von Uri. Dazu spielte die Alphornbläser-Gruppe auf. | Foto: Blinten2018/07/Altdorf-Partnerschaft.jpg

ALTDORF – 70 Jahre Freundschaft zwischen Altdorf und dem schweizerischen Altdorf im Kanton Uri: Da muss man lange suchen, bis man Kommunen gefunden hat, die ihre partnerschaftlichen Verbindungen über so lange Jahre aufrecht erhalten haben. Für die Altdorfer und ihre Schweizer Freunde ist das Jubiläum Anlass, gemeinsam zu feiern. Als Gastgeber haben die Altdorfer eine Delegation aus der Schweiz unter der Leitung von Gemeindepräsident Dr. Urs Kälin empfangen. Bei einem Festabend in der Zweifachsporthalle erinnerten Konrad Holz als Ehrenvorsitzender des Alpenvereins und Antoinette Gisler von der Trachtengruppe Altdorf/Uri an die vielen gemeinsamen Unternehmungen der vergangenen Jahre.

Der Alpenverein und die Trachtengruppe waren über Jahrzehnte die Motoren der Partnerschaft, die ihre Ursprünge in den Notjahren 1948 und 1949 hat, als sich die Altdorfer mit der Bitte um Unterstützung an die Schweizer gewandt hatten. „Das ist die Grundlage unserer Freundschaft“, sagt Bürgermeister Erich Odörfer und ist sich damit einig mit seinem Schweizer Kollegen Kälin. Odörfer hat den Schriftverkehr aus den 40-er Jahren zwischen dem hiesigen Rathaus und den Schweizern gelesen. Berührend ist es für ihn als Rathauschef, wie die Schweizer Freunde damals schnell Sammlungen organisierten und einen Lastwagen mit Hilfsgütern nach Franken schickten. Dafür brauchte es einen Beschluss im Gemeinderat, erläuterte Kälin. Hilfsgesuche aus Deutschland wurden nämlich in der Schweiz zentral bearbeitet und das Ansuchen aus Altdorf in Franken lehnte die zentrale Stelle ab, weil Altdorf im amerikanischen Sektor war und es anderen Kommunen noch sehr viel schlechter ging. Trotzdem haben sich die Bürger von Altdorf/Uri damals entschlossen, die Menschen im fränkischen Altdorf zu unterstützen.

Verdienst von Konrad Holz

Dass es in den 70-er Jahren gelang, die freundschaftlichen Beziehungen neu zu knüpfen, ist in erster Linie ein Verdienst von Konrad Holz, betonte Odörfer. Holz gewann in seiner offenen, freundlichen Art schnell Freunde bei der Trachtengruppe in Altdorf/Uri, so dass regelmäßige Besuche folgten. „Wunderbare Erinnerungen haben wir daran“, sagte Kälin, an die Besuche der fränkischen Altdorfer am Vierwaldstätter See wie an die Fahrten der Schweizer nach Franken.
Daran erinnerten Antoinette Gisler und Konrad Holz gemeinsam. 1979 unternahm eine Delegation aus Altdorf eine Reise in die Schweiz und war anschließend begeistert. „Altdorf/Uri, das Dorf mit Herz im Herzen der Schweiz, und seine Menschen haben uns damals beeindruckt“, berichtet Holz, so beeindruckt, dass man beschloss, die Partnerschaft auf eine breitere Basis zu stellen. So kam der Partnerschaftsverein mit seinen Vorsitzenden Günter Schaner, Günther Lang und Peter Grimm mit ins Boot.
Alle Bürgermeister und Gemeindepräsidenten haben ebenfalls nach und nach zum Ausbau der Kontakte ihren Beitrag geleistet. Dazu gehörten natürlich auch Besuche der Festspiele in den Partnerkommunen, die Schweizer kommen regelmäßig zu den Wallensteinfestspielen, die Altdorfer besuchen die Tell-Festspiele im Kanton Uri.

Vereine, Schulen und Kirchen

Sportvereine, Schulen und Kirchengemeinden wurden ebenfalls in die Partnerschaft eingebunden, und auf politischer Ebene gibt es fortwährend gute Kontakte. Antoinette Gisler sieht die Pflege der freundschaftlichen Beziehungen auch als einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung, ebenso wie ihr Gemeindepräsident Kälin, der darauf hinwies, dass die Partnerschaft seiner Kommune mit den Franken zumindest in der Schweiz etwas ganz besonderes ist. Städte-, bzw. Gemeindepartnerschaften haben hier nämlich keine Tradition. Sie sind eher selten. Gleichwohl ist eine Freundschaft mit einer Kommune in einem anderen Land für Kälin „Friedensarbeit im Kleinen“. Gelingen kann das, wenn die Partnerschaft von vielen getragen wird.
Dafür sorgt in Altdorf der Partnerschaftsverein, dessen Vorsitzender Peter Grimm den Freunden aus der Schweiz erklärte, warum man sie im fränkischen Altdorf ins Herz geschlossen hat: „Wir finden Euch sympathisch, freundlich, weltoffen und verlässlich.“
Dass die Franken eine Seelenverwandtschaft mit den Leuten aus der Zentral-Schweiz haben, sagte Grimm nicht. Weil er es als Franke möglicherweise übersieht. Beide sind zurückhaltend und neigen zur Untertreibung, Überschwang ist ihnen ein Graus. Und wenn sie sehen, dass man sich auf den anderen verlassen kann, ist alles gut.
Für eine faustdicke Überraschung sorgte Kälin dann mit seinem Gastgeschenk. Einen Scheck über 10 000 Schweizer Franken, umgerechnet
8 631 Euro überreichte er seinem Kollegen Odörfer mit dem Hinweis, dass er sich mit den Gemeinderäten einig gewesen sei, Geld statt eines unnützen Staubfängers zu schenken.
Zu Beginn der Veranstaltung spielten vor der Halle die Alphornbläser aus Altdorf/Uri auf, und Schweizer Fahnenträger schwenkten die schweizerische Nationalflagge und die Flagge des Kantons Uri. Den musikalischen Rahmen für die Reden lieferte die Band Esperanto aus der Schweiz.

Die Ausstellung „70 Jahre Freundschaft“ im Kulturrathaus zeigt die Anfänge der Freundschaft und Gemeinsamkeiten der beiden Partnergemeinden auf, bis hin zu den zahlreichen Begegnungen, und vermittelt Impressionen und Informationen zu Altdorf/Uri. Der Eintritt ist frei.

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