ALTDORF – Nördlich von Oberrieden können auf zwei Standorten Solarkraftwerke entstehen. Im Altdorfer Rathaus gibt es bereits weitere Anfragen nach geeigneten Arealen. Vor sechs Jahren hat der Altdorfer Stadtrat noch einen Antrag für eine große Anlage bei Ludersheim abgelehnt.
Die Zeiten ändern sich. Hat der alte Stadtrat noch den Bau von großen Photovoltaikanlagen an der S-Bahn und der A 3 bei Ludersheim abgelehnt, so stehen die Bürgervertreter vergleichbaren Plänen für Flächen bei Oberrieden nun aufgeschlossen gegenüber. In der Rückschau bedauern manche ihr Nein zu den Anlagen bei Ludersheim, auch deshalb, weil ein großes Solarkraftwerk vor Ort Flächen belegt hätte, die durch das Aufrüsten der Juraleitung aktuell für ein neues Umspannwerk gesucht werden.
Bei Investoren herrscht im Zusammenhang mit dem Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen geradezu Goldgräberstimmung. Zwei Flächen bei Oberrieden liegen dem Stadtrat zur Beratung vor, weitere Anfragen sind bei der Stadt in der Pipeline. Und das werden nicht die letzten sein. „Da wird noch viel auf uns zukommen“, vermutet Bauamtschef Bernhard Dotzer, nachdem er im Stadtrat die beiden möglichen Flächen für PV-Anlagen nordöstlich und nordwestlich von Oberrieden vorgestellt hat.
Bürgermeister Martin Tabor (SPD) steht der Energiegewinnung mit PV-Anlagen positiv gegenüber, sieht aber auch die Gefahren: „Die Frage ist doch, wie viel Hektar PV-Anlagen auf freien Flächen ein Gemeindegebiet verträgt.“ Zunächst einmal 100 000 Quadratmeter an der A 6, nordöstlich von Oberrieden, und weitere 110 000 Quadratmeter im landwirtschaftlichen Gebiet nordwestlich der Ortschaft. Dafür hat der Stadtrat mehrheitlich grünes Licht gegeben. Auf der Fläche an der Autobahn will die N-Ergie ein Sonnenkraftwerk errichten und betreiben, am zweiten Standort weiter westlich ein örtlicher Landwirt zusammen mit einem Investor.
„Landwirtschaftliche Flächen erhalten“
Im Stadtrat haben allein Werner Merkel (CSU) und Eckard Paetzold (Grüne) gegen die PV-Freiflächen bei Oberrieden gestimmt, Paetzold allerdings nur gegen das nordwestlich gelegene Areal mit dem Hinweis, dass Photovoltaikanlagen nicht als Fremdkörper mitten in der Landschaft stehen sollten. „Landwirtschaftliche Flächen sollen erhalten bleiben.“ Dem Standort an der Autobahn stimmt er zu.
Dass PV-Anlagen im Gelände kein optischer Gewinn sind, ist auch den nachdrücklichen Befürwortern der Erneuerbaren bewusst. „Aber wie viel vertragen wir?“ fragte SPD-Fraktionschef Ernst Bergmann. „Mir tät‘s mit diesen beiden Anlagen eigentlich schon langen.“ Margit Kiessling verwies auf die geplante Juraleitung, die viele Altdorfer im Raumordnungsverfahren verhindern wollen. Deshalb sei die dezentrale Erzeugung von Energie wichtig.
Soll für Klimaschutzziele erreicht
Was verträgt eigentlich das Altdorfer Stromnetz? Wie viel Strom kann wo eingespeist werden? Entsprechende Fragen von Thomas Dietz (FW/UNA) konnten nicht abschließend beantwortet werden. Nur so viel: Mit dem in den neuen PV-Anlagen erzeugten Strom wäre auf Altdorfer Gebiet die Menge erneuerbarer Energie produziert, die jede Kommune in Deutschland herstellen muss, um den Klimaschutzzielen der Bundesregierung gerecht zu werden. Mit den möglichen neuen Solarkraftwerken bei Oberrieden käme man also ordentlich voran in Sachen Klimaschutz. Die Anlagen sollten sich aber auch umweltfreundlich in die Umgebung einpassen, forderte Thomas Kramer (CSU). Er nennt das Stichwort Biodiversität. Auf keinen Fall dürften sie abgeschlossen und für Tiere nicht erreichbar sein.
Kramers Fraktionskollege Bernd Eckstein fordert, bei jedem neu beantragten PV-Standort im Stadtrat genau hinzusehen und zu beurteilen, ob die Anlagen landschaftsverträglich sind. Künftig werde seine Fraktion nicht bei allem zustimmen.
2015 scheiterte die Kulmbacher Firma Neue Energien Franken mit ihrem Antrag zum Bau einer großen PV-Anlage bei Ludersheim. Auf drei getrennten Flächen, die zusammen größer waren als der Ort Ludersheim, sollten Kollektoren aufgestellt werden. Im Dorf hatte man große Vorbehalte gegen Vorhaben, CSU, FW/UNA und Ernst Bergmann von der SPD lehnten die Pläne ab, auf Zustimmung stießen sie damals lediglich bei den Grünen und Teilen der SPD.