25 Jahre Sandorf Big Band

Pavel Sandorf mit dem erfolgreichen Team seiner Big Band
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FEUCHT/SCHWARZENBRUCK – 25 Jahre gibt es sie heuer und sie hat in diesem Vierteljahrhundert einen beispiellosen Durchmarsch vom Proberaum der kleinen Schülerband über die großen Hallen der Republik bis hin zu den Rundfunk- und Fernsehsendern hingelegt – und das praktisch ohne jeden Karriereknick: die Pavel Sandorf Big Band aus Feucht.Diese Erfolgsgeschichte wird nun gefeiert, mit einer großen Veranstaltung in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle am heutigen Samstag und einem Nachholkonzert im Juni als Open-Air-Veranstaltung in Feucht.

1969 kam der Prager Sandorf nach Nürnberg, wo er am Konservatorium Klarinette und Saxofon studierte. Dass er sich einen Platz in der Formation von Silvan Koopmann erspielte, war nur logisch, denn zu jener Zeit etablierte sich in Nürnberg gerade eine Jazz-Bewegung, und unter Koopmann entdeckte auch Sandorf seine Liebe zur Jazzmusik.

Zusätzlich sprang er häufig bei anderen Bands als Aushilfsmusiker ein, wodurch er wertvolle Erfahrungen im Musikgeschäft an sich sammelte und wichtige Kontakte knüpfte. In den 80er Jahren landete er schließlich bei der Show-Band „White Stars“, einem Ableger der legendären Conny Wagner Band.

Gleichzeitig begann Sandorf aber schon die Big Band in Feucht aufzubauen, die sich später zu seiner so erfolgreichen Pavel Sandorf Big Band entwickeln sollte. Werner Braun, der damalige Vorsitzende des Musikbunds Feucht, sprach ihn an, ob er nicht eine Blaskapelle ins Leben rufen wollte. Beeinflusst vom Jazz und mit der Vision einer echten Allround Formation, entschied sich Sandorf für das größere Format Big Band.

Zunächst war dies allerdings harte Arbeit: Zur Verfügung standen Schüler und junge Musikbund-Mitglieder, deren musikalisches Können noch stark ausbaufähig war. Doch mit der Zeit steigerte sich das Niveau. Die Mitglieder der Kapelle wurden von ihm aufgefangen und ganz offensichtlich mit viel musikpädagogischem Geschick gefördert, so dass ein gewisser Ehrgeiz entstand, tatsächlich eines Tages in einer echten Big Band zu spielen.

Zwischenzeitlich hatten sich die White Stars aufgelöst und Sandorf war auf der Suche nach einer neuen Band. Bei einem Auftritt im Hotel Maritim in Nürnberg lernte er über einen Pianisten den heute so bekannten Komödianten und Sänger Volker Heißmann aus Fürth kennen, mit dem er anschließend gelegentlich musizierte. Als der von der Idee hörte, eine anspruchsvolle Big Band ins Leben zu rufen, war er Feuer und Flamme. Und so dauerte es nicht lange, bis Volker Heißmann, der damals noch die Comödie im Nürnberger Stadtpark hatte, von der – mittlerweile schon recht versierten – Pavel Sandorf Big Band begleitet wurde.

Durch diese erste Zusammenarbeit Anfang der 90er Jahre war der Weg nach oben vorgezeichnet. Die meisten Hobbymusiker wurden bald durch Profis ersetzt, geblieben sind nur die sehr engagierten Amateure, die wirklich gut waren und den zeitlichen Aufwand für die Band mit ihrem Beruf in Einklang bringen konnten.

Drei Monate auf Tournee

Zirka drei Monate im Jahr ist man unterdessen auf Tournee und hat sich auch ein Netz an Aushilfsmusikern in ganz Deutschland aufgebaut, die an Ort und Stelle einspringen, wenn der Stamm der Sandorf-Band bei einem Auftritt weit ab von Feucht nicht ausreicht. Immer dabei sind die Stammmusiker allerdings beim Fasching in Veitshöchheim, dem erklärten Highlight jeder Saison, bei dem Sandorf und seine 17 Musiker im kommenden Jahr bereits zum siebten Mal für die musikalische Umrahmung der fränkischen Prunksitzung sorgen werden.

Überhaupt ist die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und natürlich mit Volker Heißmann und Martin Rassau das wesentliche Standbein für die Musiker der Big Band. In den Studios in Nürnberg und Unterföhring ist Sandorf bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. So kam es auch, dass die Kapelle nur noch ganz selten solo, also ohne die Komiker auftritt. Was aber nicht heißt, dass es dabei immer um die musikalische Begleitung von Comedy geht. Volker Heißmann hat sich mittlerweile auch als hervorragender Sänger einen Namen gemacht und lässt sich bei seinen Musical-Programmen natürlich von niemand anderem begleiten als von Pavel Sandorf und seinen Musikern und Musikerinnen.

Privat wird er allerdings kaum noch gebucht, da die Honorare für ihn und die Musiker die Vorstellungen von kleineren Firmen und Privatpersonen übersteigen. Dennoch war die Pavel Sandorf Band in den letzten Jahren eine der am meisten beschäftigten in ganz Deutschland, weiß der Bandleader zu berichten.

Daneben gönnt er sich trotz allem noch das Spielen in einer kleineren Combo, in der er mit zwei oder drei Kollegen richtigen Jazz spielt, obwohl die Vorbereitung auf neue Programme, die Heißmann oft sehr spontan und kurzfristig entwickelt, meist sehr arbeitsintensiv ist. Denn Pavel Sandorf komponiert zwar nicht, aber er schreibt sämtliche Arrangements für seine Band, und das kann bedeuten, dass er in relativ kurzer Zeit zehn Titel für alle seine Musiker notieren muss, wenn eine Sendung ansteht.

Einmal in der Woche wird normalerweise geprobt, wenn ein Auftritt kurz bevor steht, dann kommen die Bläser, Pianisten, der Gitarrist und die Rhythmusgruppe mit Bass und Schlagzeug auch mehrmals die Woche zusammen, um an ihrem musikalischen Niveau zu feilen.

Sofern die Redaktion des Senders, für den sie gebucht sind, nicht das Programm bestimmt, sucht er selbst das Repertoire für seine Leute aus. Das spannt sich von Evergreens, Jazz- und Swing-Standards über Musical- und Filmmelodien bis hin zu alten und neuen Hits.

Ein wenig ratlos wird Pavel Sandorf, wenn man ihn nach seinen Wünschen und Projekten für die Zukunft befragt. Eigentlich hat er schon alles erreicht, was er sich vorgenommen hat, darunter auch Dinge, an die er selbst nicht so richtig glauben konnte. Zusammen mit Volker Heißmann hat er immer wieder Pläne geschmiedet, die sich nach unerfüllbaren Wunschträumen anhörten und dennoch irgendwann Wirklichkeit wurden. Zunächst war dies eine große Deutschland-Tournee, die sich realisieren ließ, z.B. mit einer Veranstaltung in der Olympia-Halle mit 7000 Zuhörern.

Dann entstand die Vision, Heißmann nicht nur als Komödianten, sondern als echten Entertainer zu profilieren – auch das wurde wahr.Schließlich der Traum-Gig in Veitshöchheim, an dessen Verwirklichung sie nicht ernsthaft glaubten, aber auch dies wurde Realität, ebenso wie Auftritte in Österreich und der Schweiz.

Konzert mit Symphonikern

Ihm fällt nun lediglich ein Projekt ein, das er im nächsten Jahr gern umsetzten würde: Es ist einDoppelkonzert zusammen mit den Nürnberger Symphonikern geplant, eine Kooperation, bei der wohl Musical-Melodien im Mittelpunkt stehen werden. „Das könnte noch einmal spannend werden“, glaubt der sympathische Musiker aus Prag.

Und ein längerfristiges Ziel hat Pavel Sandorf dann doch noch: Da die große Big Band mit Hilfe des Musikbunds Feucht als Geburtshelfer entstanden ist, möchte der Bandleader sozusagen als Dankeschön für die damalige Unterstützung in Zukunft die Jugend fördern und talentierten jungen Musikern die Chance geben, in einer großen und erfolgreichen Band mitzuspielen. Ganz bescheiden und doch ein wenig stolz erwähnt er so nebenbei, dass es ihm auch gelungen ist, Musiker sehr vieler Nationalitäten harmonisch in seiner Formation zu integrieren. Sein Fazit: „Mit Musik kann man viele Barrieren und Vorurteile überwinden.“ Ein Nebeneffekt, der nicht unterschätzt werden darf. GISA SPANDLER

Das Happy-Birthday-Konzert findet am heutigen Samstag um 20 Uhr in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle statt. In der ersten Hälfte spielen die Musiker vorwiegend Swing-Klassiker, nach der Pause stößt Volker Heißmann dazu und singt und moderiert.Zusammen mit der Band präsentiert er Ausschnitte aus seinem Programm „Das ist Heiss-Mann“. Karten im Vorverkauf gibt es in der Christophorus-Apotheke in Schwarzenbruck und in der Buchhandlung Kuhn in Feucht sowie an der Abendkasse. Für die Feuchter speziell ist ein Nachholkonzert am Freitag, 29. Juni 2012, als Open Air Veranstaltung auf dem Kirchweihplatz geplant. Dieses Konzert soll ein großer bunter Abend werden, bei dem auch angedacht ist, Akteure aus Veitshöchheim im Programm zu Wort kommen zu lassen.

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