Traditionelles Neujahrskonzert

Musikverein Lauf erstürmt die Bergwelten

Das Orchester des Musikvereins Lauf bei seiner musikalischen Neujahrsreise in der Bertleinaula. Foto: Hatzelmann2014/01/76159_konzertmusikvereinLauf_New_1390156595.jpg

LAUF — Im vorigen Jahr waren es Inseln, heuer Bergwelten, zu denen die musikalische Neujahrsreise des Musikvereins Lauf führte. In gewohnt meisterlicher Leistung bescherten das „Große Orchester“, über 50 Holz- und Blechbläser, und das knapp halb so starke „Nachwuchsorchester“ der erfreulich großen Zahl von Besuchern in der Aula der Bertleinschule Lauf über zwei Stunden hinweg großen Musikgenuss.

Nicht ohne den Besuchern ein gehörig Maß an Fantasie abzuverlangen zu den Inhalten der musikalischen Klangsprache über die reale und mystische Welt der Berge. Behilflich dabei waren die launig-informativen Einführungen von Silvia Heid und, für das Nachwuchsorchester, Hanna-Lina Aschemann als Moderatorinnen.

Wie immer teilen sich großes Orchester und Nachwuchsorchester das reichhaltige Programm eines Konzertabends des Musikvereins und die zentrale Stellung des Nachwuchses ist auch nicht zufällig. Die musikalische Förderung junger Talente ebenso wie die Erwachsener, die neu oder wieder oder mit einem anderen Instrument die schöne Herausforderung des Musizierens suchen, ist zentrale Aufgabe des Musikvereins.

Dafür stehen künstlerisch Andrea Kürten und ihr Ehemann Ingo, der sie seit kurzem (wegen Elternzeit) in der Ensembleleitung gekonnt vertritt. Ebenso Christoph May, der sich ganz besonders des „Nachwuchses“ annimmt und die Leitung in öffentlichen Konzerten hat, die für einen Nachwuchskünstler so wichtig sind. Willkommen wären noch Musiker in beiden Ensembles, wie beide Dirigenten des Abends gerne Eigenwerbung betrieben.

Berge auch in Bildern

Ein anspruchsvolles Programm, diese Bergwelten, anschaulich illustriert von einem selbst gestalteten „Bühnenbild“ und projizierten Wechselbildern. Bergwelten, die genreübergreifend von traditioneller „Blasmusik“ über symphonisch-klassische Musik bis zu Folk und Pop reicht, in hervorragenden Arrangements für Bläserensemble. Das sich auszeichnet durch perfektes Zusammenspiel von „Blech- und Holz“, von allen Instrumentengruppen, deren solistische Prägnanz und Virtuosität, durch Klangreinheit und –kraft sowie das Vermögen zu schnellen Wechseln in Tempo und Ausdruck.

Mit einem prächtigen Konzertmarsch, einer Hommage an die grandiose Bergwelt Südtirols, beginnt die musikalische Reise zu den Bergwelten. „Vivat Athesis“, eine Hymne auch an die Etsch (Athesis: römische Bezeichnung), die Lebensader Südtirols, geschrieben von Hans Finatzer 2010 als musikalischer Einstand als Kapellmeister in St. Paul, inspiriert vom Fluss im starken Kontrast zu den mächtigen, hohen Bergen. –

Von dort geht die Reise unvermittelt in Europas hohen Norden: nach Norwegen, ein raues karges Land von herber Schönheit, Heimatland von Edvard Grieg (1843 – 1907). Nach der Mythologie auch Heimat der Trolle (Gnome, Unholde). Grieg beschreibt äußerst lautmalerisch einen Auftritt dieser Trolle (Marsch, Tanz, Ruhe) in seiner Schauspielmusik „Peer Gynt“.

Highland Rhapsody

Weiter geht’s mit dem zeitgenössischen belgischen Komponisten Jan Van der Roost auf die schottischen Highlands, berüchtigt für ihre Rauheit, auch der Bewohner, und berühmt für seine Burgen und Schlösser. Charakteristisch dafür „A Highland Rhapsody“. Sie beginnt ruhig, fast verträumt, dann zunehmend dramatisch, schillernd, verbindet Elemente der schottischen Folk-Musik mit eigener kompositorischer Kreativität.

Wer würde mit „Fiskinatura“ als nächstem Reiseziel das Allgäu vermuten? Die viersätzige Suite des jungen Komponisten und Dirigenten aus dem Sauerland, Thiemo Kraas, mit diesem Kunstnamen meint den Ort Fischen (1150. Ortsjubiläum) und ist inspiriert von der Schönheit der Allgäuer Berglandschaft sowie der Heimatverbundenheit ihrer Bewohner.

Abschließend vor der Pause vom österreichischen Komponisten Thomas Doos: „Alpina Saga“, eine musikalische lautmalerische Wanderung durch die Alpen in ihrer Schönheit, doch auch in ihren Gefahren.

Zugaben durch den Nachwuchs

Das Nachwuchsorchester, fast verloren wirkend auf dem großen Podium, doch auch – schon – souverän im Spiel, unterhält im ersten Block des zweiten Teiles unter Leitung von Christoph May mit Stücken aus dem Bereich Rock & Pop und Filmmusik in hervorragenden Arrangements, wofür nach großem Applaus, gerade auch für die große Spielfreude des Nachwuchses, zahlreiche Zugaben angefügt wurden.

Das Konzert wird fortgeführt wieder in Tutti, im Wechsel von traditioneller Blasmusik („Wir Musikanten“ / K. Gäble), einem schottischen Meadley mit fast Nationalhymnen.-Status ( „Highland Cathedral“/M. Korb u. U. Roever), „Greatest hits“, der legendären britischen Rockband „Queen“ im Arrangement von P K. Schaars.

Nach dem rockigen Stück wieder ruhigere Töne: Rückkehr zu den Bergen Österreichs mit Liedermacher Reinhard Fendrich. Im Arrangement von K. Gäble: „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk”, eines seiner bekanntesten Lieder, wohl eine der schönsten musikalischen Liebeserklärungen. Abschließend, arrangiert von E. Jahreis, „Bugs Bunny and friends“: Jeder kennt sie, die Melodien aus der Kinderzeit, wie aus der „Sendung mit der Maus“, aus „Dick und Doof“.

„Ich brauche Musik“, sagt Vereinsvorsitzende Judith Sonntag in ihren Dankes- und Abschiedsworten und spricht für die begeisterten Zuhörer: „sie kann beflügeln, anregen zum Tanzen oder Nachdenken. Sie beruhigt oder entfacht Emotionen. Sie gibt viel Kraft“. Kann es ein schöneres Hobby geben, ein Hobby, wie es der Musikverein Lauf pflegt – meisterhaft.

Konzerthinweis: Am 10. Mai 2014 gibt es das Frühjahrskonzert des Musikvereins Lauf in Neunkirchen.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren