RÖTHENBACH — Klassik-Hochgenuss für Musikfreunde in der Röthenbacher Bonifatiuskirche: Im Rahmen der Partnerschaft des Bezirks Mittelfranken mit der polnischen Woiwodschaft Pommern hat das Fürther Kammerorchester ein gemeinsames Konzert mit der renommierten Orgelsolistin Hanna Dys gegeben.
Nächstes Jahr kann es sein 60-jähriges Bestehen feiern, im Jahr darauf 30 Jahre erfolgreiche Leitung durch Horst Günter Lott, das zurzeit 25 „Mann“ starke Laienorchester mit dem hohen professionellen Anspruch. Das Streicherensemble, das Schlagwerker oder Bläser bei Bedarf, wie an diesem Abend, verstärken, widmet sich der Interpretation unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen in historisch und besetzungsgerechter Form. Jährlich erarbeitet es sich zwei Konzertprogramme und bringt diese zur Aufführung in Zusammenarbeit mit namhaften Instrumental- und Vokalsolisten sowie Chören der Region, besonders häufig mit der Chorgemeinschaft Schwaig, deren Leiter Lott bis 2010 war.
Nur eine Probe in der Kirche
Orchester und Dirigent meisterten in Röthenbach bei nur einer Probe die außergewöhnliche Herausforderung, synchron mit der auf der hinteren Empore des weitläufigen Kirchenraums platzierten Orgel zusammenzuspielen. Dass dies so gut gelang, war auch ein Verdienst des polnischen Gastes, der Orgelvirtuosin aus Danzig, Hanna Dys.
Im polnischen Koszalin geboren, ist sie in ihrer künstlerischen Biographie ein „Kind Europas“ und auch der Partnerschaft von Mittelfranken und Pommern. Orgel studiert hat sie an der Stanislaw-Moniusko-Musikhochschule in Danzig und später in Hamburg.
Die Programmauswahl war europäisch: Meister des Barocks, der Romantik und der zeitgenössischen Moderne, alle – samt den ausgesuchten Werken – vorgestellt vom Dirigenten. Mit Krzysztof Penderecki, einem der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit, begann er das Konzert. Dessen Werke werden häufig in Filmen eingesetzt, wie auch seine in Röthenbach gespielten „Drei Stücke im alten Stil“, eine Komposition von 1963. „Gar nicht so neuzeitlich“, zerstreute Lott Befürchtungen, vielmehr melodiös-harmonisch waren die drei Sätze gehalten, zwischen schnelleren Menuett-Ecksätzen besonders lyrisch: die mittlere „Aria“.
Zeitsprung in den Barock
Mit dem nächsten Stück ging es in den Barock zu Georg Friedrich Händel (1685–1759). Unverständlich heute, dass dessen – insgesamt 16 – Orgelkonzerte seinerzeit meist nur als Pausenfüller für Opern und Oratorien dienten, angesichts des Kunstwerks, das Hanna Dys an der großen Steinmeier-Orgel mit dem Orchester intonierte: Im strahlenden F-Dur ist das viersätzige Werk Opus 4 Nr. 4 ein Meisterstück großer Originalität.
Auf einen Zeitgenossen dieser Epoche, Ludwig Holberg, den „Moliere des Nordens“ genannten Schöpfer der neueren dänisch-norwegischen Literatur, geht eine Suite des norwegischen Romantikers Edvard Grieg zurück („Aus Holbergs Zeit“). In fünf Sätzen sind Elemente der barocken Tanzsuite mit einer eigenen, romantischen Tonsprache vereinigt.
Abschließend ein Werk eines Grieg-Zeitgenossen: Josef Rheinbergers Konzert für Orgel und Orchester Opus 137, ein vor allem im Zusammenspiel technisch sehr anspruchsvolles, ausdrucksstarkes Werk, wuchtig im „Maestoso“ und im finalen „Con moto“, getragen im mittleren „Andante“.
Voller Leben ist diese Partnerschaft und voller Musik, nächste gemeinsame Konzerte in der Woiwodschaft Pommern sind schon geplant.