Serie über Kulturverbund

Mit Hammer und Meißel

Roswitha Farnsworth bearbeitet einen Serpentinstein. | Foto: M. Gundel2020/08/Farnsworth-scaled.jpg

HOHENSTADT – Roswitha Farnsworth hat sich relativ spät voll und ganz der Kunst gewidmet. Und doch ist diese jetzt ihr Leben. Die 56-Jährige arbeitet in ihrem eigenen Atelier in Hohenstadt.

Angefangen hat Roswitha Farnsworths Berufsweg so gar nicht künstlerisch: Einer Ausbildung zur Krankenschwester folgte jene zur Psychiatriefachschwester in der Frankenalbklinik in Engelthal. Später sattelte sie noch eine Weiterbildung zur Musiktherapeutin drauf.

Die Kunst jedoch habe die heute 56-Jährige, die aus einem kleinen Dorf am Fuße des Steigerwaldes stammt, schon immer begleitet. „Ich habe immer gerne gemalt und gebastelt, schon als Kind“, erzählt sie. Zur Bildhauerei jedoch, die heute einen Hauptteil ihrer künstlerischen Arbeit darstellt, hat sie erst mit Mitte 30 gefunden. Beim Bearbeiten von Holz mit Hammer und Meißel habe sie plötzlich ihr Talent für das plastische und dreidimensionale Arbeiten entdeckt.

Selbstständig als Greenhorn

Vertiefen konnte Farnsworth ihr Schaffen, als ihre Tochter geboren wurde. Und schließlich wollte sie nichts anderes mehr machen als die Bildhauerei. In ihren alten Job als Gruppenleiterin konnte und wollte sie sowieso nicht zurück, um mehr Zeit für ihr Kind zu haben. „Dann habe ich mich als komplettes Greenhorn selbstständig gemacht“, lächelt die Hohenstädterin.

Dem mittlerweile verstorbenen Hersbrucker Künstler Nadabh hat sie es zu verdanken, dass sie in dieser Zeit bei künstlerischen Projekten mit Schulklassen assistieren konnte. Später führte sie die Projekte alleine durch: „Das hat mich über Wasser gehalten“. Auch heute ist die Arbeit mit Schülern neben dem Anbieten von Workshops ihr Haupterwerb.

Doch der Weg in die Selbstständigkeit war ein steiniger. Das Haus in Hersbruck, in dem sie damals wohnte und ihr Atelier hatte, wurde irgendwann abgerissen. Mit ihren vielen Werken und Materialien – bei einer Bildhauerin nicht gerade wenige – musste sich Farnsworth eine neue Bleibe suchen. Nach einem Jahr sei sie schließlich im ehemaligen Gasthof „Zum Pegnitztal“ in Hohenstadt fündig geworden.

Große Zweifel

Die Zweifel, die Pacht für die weitläufigen Räume zahlen zu können, seien groß gewesen. Doch dann wird sie mit dem Werkstoff „NonaD“, einer patentierten Modelliermasse auf Zementbasis, den sie gemeinsam mit Nadabh entwickelt hat, zu einer von Deutschlands „Kultur- und Kreativpiloten“ gekürt. Ihre Bekanntheit bekommt einen kräftigen Schub und Farnsworth fasste den Mut, nach Hohenstadt zu ziehen.

Malerei, Skulpturen, Fotografie, Mosaik – Farnsworths Arbeit ist mittlerweile breit gefächert. Durch das Anbieten von Workshops für zum Beispiel Geburtstage oder Auftragsarbeiten, wie Kunst am Bau, Projekte mit Schulen oder anderen Einrichtungen, sei sie hauptsächlich zur „Eventkünstlerin“ geworden und erschafft nur noch wenige eigene Werke.

Ein weiteres Standbein ist seit ein paar Jahren die Eiskunst. Regelmäßig wird Farnsworth von Städten oder Messen beauftragt, Kunstwerke aus dem frostigen Material herauszuarbeiten. Im Alpen Iglu Dorf in Brixen und dem Iglu-Dorf Zermatt hat sie beispielsweise ganze Landschaften und Szenen in eine Schneewand geschnitzt. Auch anderen bringt sie bei, dem Eis gewisse Formen zu verleihen, und bietet Eisschnitz-Workshops an. Darin hat sie auch ihre Leidenschaft entdeckt: „Es macht wahnsinnig Spaß.“

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren