GRÜNSBERG – Pianist Andreas König zeigte am Samstag in Grünsberg die hohe Kunst des Klavierspielens. Dabei kam im ersten Teil des Konzertes der Wiener Hammerflügel aus dem Jahr 1810 in der Bibliothek zum Einsatz.
Über den Sohn von Rotraut von Stromer-Baumbauer konnte der junge Pianist Andreas König für ein Konzert im Grünsberger Schloss gewonnen werden. Beide kennen sich noch aus der Schulzeit und Facebook-sei-Dank wurde der Kontakt wieder hergestellt. „Gelockt haben wir ihn mit dem Hammerflügel“, erzählte schmunzelnd die Schlossherrin.
Voll besetzte Bibliothek
Andreas König, geboren 1983 in Nürnberg, studierte in der Meisterklasse Prof. Lev Natochenny an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, wo er seine Diplomprüfung mit dem Prädikat „sehr gut“ abschloss. Davor war König seit frühester Jugend an der Hochschule für Musik in Würzburg Schüler von Prof. Erich Appel, der auch bis ins Studium hinein sein Lehrer blieb.
Wichtige künstlerische Impulse verdankt er außerdem Prof. Marie-Claudes Jaguaribe an der Hochschule Boston und Prof. Klaus Hellwig an der Universität der Künste Berlin. Seit 2009 studiert er am Kammermusikinstitut der renommierten Esculea Superior de Música Reina Sofía (ESMRS). Dabei wird er mit dem Stipendium der Fundación Albéniz gefördert, wo er auch eine Stelle als „Assistent professor“ innehat und offizieller Korrepetitor des Fagottisten Klaus Thunemann ist.
König begann mit der Französischen Suite Nr. 6 in E-Dur von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), die dieser Anfang der 1720er Jahre für seine Frau Anna Magdalena komponierte hat: Tänzerisch-leicht die Allemande, fließend die Courante und verhalten-introvertiert die Sarabande – König beeindruckte von Beginn an mit seinem großen technischen Können, das bei ihm aber nie zum Selbstzweck missbraucht wird, sondern stets von einem tiefen Gefühl beseelt ist.
Die Schwierigkeiten in Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate a-Moll KV 310, 1778 vollendet, meisterte König mit seinem fein differenzierenden Anschlag bravourös: majestätisch-düster das Allegro, lyrisch-zart das Andante und spannungsreich-dramatisch das Presto. Der obertonreiche, authentische Klang des über 200 Jahre alten Hammerflügels vermittelte ein Klangerlebnis der ganz besonderen Art: Die Dämpfer – insgesamt vier –, die der Pianist mit den Oberschenkeln bedienen muss, schneiden den Klang nicht rigoros ab, sondern lassen die Saite noch ein wenig nachklingen. Und die Basstöne sind deutlich heller und klingen ungewöhnlich klar.
Schwindelerregende Läufe
Den Unterschied zum modernen Flügel konnte man eindrucksvoll erleben: Zwei Préludes von Claude Debussy aus den beiden Heften „Préludes pour piano“ spielte König noch auf dem Hammerflügel, und nach der Pause dessen „Pur le Piano“ auf dem Kawai-Stutzflügel mit seinem vollen, weichen Klang in der Kapelle: Beeindruckend interpretierte der Künstler die Gegensätzlichkeit des Träumerischen und Dramatischen und die wirbelnde Zerrissenheit mit seiner fulminanten Tastenjagd.
Danach machte König einen kleinen Ausflug ins 20. Jahrhundert zu George Gershwins emotionalen „Three Preludes“, komponiert 1926, um abschließend Frédéric Chopins dicht gewobene Polonaise As-Dur op. 53, 1842 entstanden, zu zelebrieren, eines seiner bekanntesten und bedeutendsten Stücke.
Bei Chopin blieb er auch für seine Zugabe und schöpfte mit der Etüde Opus 25, Nr. 8, bekannt auch als „Katzen-Etüde“, noch einmal den ganzen Klangreichtum des Instrumentes aus. Bestechend, wie leicht sein Vortrag dieser komplexen Komposition wirkte. Die begeisterten Konzertbesucher wollten aber immer noch mehr hören. König überlegte kurz und schenkte ihnen mit Chopins wunderschön-ruhiger Etüde Nr. 3 aus Opus 10 einen krönenden Abschluss nach zwei Stunden hoher Kunst des Klavierspielens.