NEUHAUS – Ein Nachttopf, Überbleibsel aus einer Zeit, als sich die Toiletten noch außer Haus befanden, rückt im neuen Dreiakter des Münchener Volksstückschreibers Ralph Wallner in den Mittelpunkt des Geschehens. Rund um das Nachtgeschirr bereiteten die Akteure des Theatervereins d’ Veldensteiner ihrem Publikum drei vergnügliche Abende in „franken-pfälzischer“ Mundart.
Allein der Titel des Stücks versprach einen amüsanten Abend. Enttäuscht wurden die erwartungsfrohen Zuschauer in der jedes Mal voll besetzten Aula nicht. Brachten die acht Akteure auf der von Michael Wilhelm fantasievoll gestalteten Bühne unter der Regie von Spielleiter Achim Zinner für ihre Fan-Gemeinde doch ein Schauspiel mit szenischer Dynamik und vorzüglichem Rollenspiel auf die Bühne.
Für gute zweieinhalb Stunden – inklusive Pausen – entspann sich unter Einfluss von Spuk, Schnaps, Tiermedizin, Rehragout und anderen Drogen ein komisches, mit derben, anzüglichen Witzen und an Beleidigung grenzenden Wahrheiten gespicktes Szenario. Neben den kernigen Sprüchen gab es auch anrührende Passagen, denn alles spielte vor einem im Grunde ernsten Hintergrund, der sich dank des „Bodschamperls“ am Ende glücklich auflöst.
Variables Einkommen
Und darum geht’s: Es spukt in dem seit 25 Jahren leer stehenden Dusterhof. Allerlei Gruselgeschichten ranken sich um das alte Gehöft, weshalb die beiden Freundinnen Mina (Sophia Ferstl) und Giggi (Manuela Beyer) es in einer Vollmondraunacht aufsuchen, um ihre Wünsche schriftlich in einem Wunschgefäß zu platzieren. Ausgerechnet ein Nachttopf, sprich „Bodschamperl“, bietet sich an. Zeitgleich tauchen der Langfinger-Franz (Spielleiter Achim Zinner) und sein Sohn, der Abstauber-Bartl (Michael Buchfelder), zwei Landstreicher und gerissene Taschendiebe („Vagabunden mit variablen Einkommen“), auf. Ein düsteres Geheimnis verbindet beide mit dem Hof.
Der stattliche Braumeister Malz-Peppo (Joachim Kroher) und Minas Mutter, die resolute Sonnhoferin (Petra Kipfer), haben großes Interesse am Dusterhof, dessen Besitzverhältnisse aber aktuell ungeklärt sind. Für Heiterkeit sorgen der ziemlich naive, blauäugige und auf Frauensuche befindliche Brauknecht Tschako (Thomas Zinner), der ein Auge auf die spröde, leicht vergeistigte Dorflehrerin Adelheid Amsel (Zenzi Fischer) geworfen hat.
Dass es im Dusterhof tatsächlich nicht mit rechten Dingen zugeht, erleben die Besucher schon bald. Besen machen sich selbstständig, das Bodschamperl („Der heilige Gral der Blasenschwäche“) verschwindet zwischendurch und Türen gehen unvermittelt wie von Geisterhand auf oder lassen sich nicht mehr öffnen.
Ohne Hänger
Zudem zeigt ein vermeintlicher Schnupftabak eine fatale Wirkung. Nach und nach wird das schicksalhafte Landstreichergeheimnis gelüftet, auch die Liebe kommt ins Spiel. Der überraschende Ausgang der Handlung soll hier natürlich nicht verraten werden.
Alle Figuren waren hervorragend besetzt, die Texte saßen perfekt, so dass es für Souffleuse Raffaela Tyrach wenig zu tun gab. Den spielfreudigen Schauspielern gelang es auf überzeugende Weise, den von ihnen dargestellten Charakteren eine hohe Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dies trifft vor allem auch auf die beiden jungen Bühnen-Debütantinnen „Giggi“ und „Mina“ zu, die im Spiel mit ihren routinierteren Kollegen gut mithielten. Zu denen zählten besonders das Vater-Sohn-Gespann – Achim Zinner, Michael Buchfelder –, das mit gekonntem Spiel und Situationskomik für besonders viele Lacher sorgte, sich aber nie in den Vordergrund spielte.
Petra Kipfer begeisterte als resolute Sonnhoferin („Dorfbulldogge“); die Rolle schien ihr wie auf den Leib geschrieben. Joachim Kroher glänzte als bauernschlauer Brauereibesitzer. Absolut spaßig waren Zenzi Fischer als Dorflehrerin und Thomas Zinner als naiver Tschako, die zur Freude des Publikums ihre aufkeimende Liebesbeziehung – in einer Kammer des Dusterhofs – voll ausleben. Insgesamt bot das Ensemble der „Velden-steiner“ eine tolle Team-Leistung.
Lacher, manchmal im Sekundentakt, viel Szenenapplaus und tosender Schlussbeifall belohnten die Darsteller für diesen humorvollen und unterhaltsamen Theaterabend. Der Beifall galt natürlich auch den Helfern im Hintergrund: den Bühnenbauern Leo Schleicher und Egon Müller, dem Techniker Tim Heidenau sowie Petra Böhm in der Maske.
Wer will, kann den „Bodschamperlspuk“ noch einmal erleben: In Pegnitz (Gymnasium) am 10. und 11. Januar und in Michelfeld (Pfarrzentrum St. Otto) am 17. und 18. Januar. Beginn ist um 19.30 Uhr.