ALTDORF. Die Galerie kunststern zeigt bei der ersten Altdorfer KulTour die Installation „Walk on the wild side“ von Clemens Heinl und Harald Pompl. „Orange Moon“ trifft „Lou Reed“ und begeistert die zahlreichen Besucher.
Da steht er, Lewis Allan „Lou“ Reed, das Outfit lässig, die schmalen Gesichtszüge gezeichnet vom Leben eines Rockstars. Der Blick hinter dunklen Brillengläsern ist geheftet auf den Mond ihm gegenüber, den „Orange Moon“ des Altdorfer Bildhauers Harald Pompl. Dessen Bildhauerkollege Clemens Heinl hat Reed mit der Kettensäge Leben eingehaucht, ihn so zur Reminiszenz in Pappel an den Frontmann der Band Velvet Underground gemacht. Reeds Song „Walk on the wild side“ erfüllt die Galerie, die für diesen Tag der Installation allein gehört. Harald Pompl hat aus Kunstharz mit Nachleuchtpigmenten den „Orange Moon“ geschaffen. Intensives Licht werde von den Pigmenten gespeichert und minutenlang wieder abgegeben, erklärt die Galeristin Christiane Lischka-Seitz. Pompls Interpretation des Herzschlages seiner Objektkunst.
Symbiose im Spannungsfeld
Pompl und Heinl waren beide Meisterschüler von Prof. Wilhelm Uhlig an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Gekreuzt haben sich ihre künstlerischen Wege schon vor Jahrzehnten. Im Kunststern stellen sie das erste Mal miteinander aus. Zwei Bildhauer, die gleichsam stellvertretend für das Spannungsfeld stehen, das sie mit „Walk on the wild side“ in Perfektion erzeugen: Heinl, der Künstler mit der Kettensäge, und seine figurativen Holzskulpturen auf der einen, Pompl, der sich Kunstharz als den Werkstoff für sein Oeuvre erobert hat, auf der anderen Seite. Eine Symbiose, die fast überrascht und an Tag zwei der KulTour der Altdorfer SoulBuddies bis zum Abend eine Vielzahl von Besuchern anzieht.
„Das ist Documenta-würdig“
„Die Leute geben sich die Klinke in die Hand.“ Lischka-Seitz strahlt, als sie das sagt. Das Feeback reicht von „Starke Idee“ und „volle Überraschung“ bis hin zu „Das ist Documenta-würdig.“ Am Nachmittag schaut Clemens Heinl vorbei. Sechs Wochen habe er für seinen Lou Reed im Jahr 2012 gebraucht. „Du arbeitest auf den Moment hin“, sagt er. Den Moment, in dem die Skulptur ihre Metamorphose durchlaufen und eine intensive Strahlkraft entwickelt hat. Heinl erzählt von einer Begegnung aus seiner frühen Kindheit. Er habe einen alten Nachbarn getroffen und diesen lange und intensiv angesehen. Der Nachbar habe irgendwann irritiert gefragt: „Warum schaust du so?“ „Dein Gesicht hat sich geändert“, habe er, der achtjährige Junge, erwidert.
Lou Reed hat noch am selben Abend die Galerie Kunststern Richtung Hamburg verlassen. Dort präsentieren Heinl und Christopher Lehmpfuhl in der Fabrik der Künste vom 2. bis 27. September die Ausstellung „Am Wasser.“