DIEPOLTSDORF/UNTERACHTEL — Das Landratsamt sucht bekanntermaßen im Auftrag der Regierung händeringend nach neuen Asylbewerberquartieren. Das hält Simmelsdorf nicht davon ab, nun die Nutzung des ehemaligen Altenheims Aktivitas zu verhindern. Man habe nichts gegen Flüchtlinge, hieß es im Gemeinderat erneut, aber es sei der Kommune einfach nicht zuzumuten, den Unterhalt der einzigen beiden, gemeindeeigenen Zufahrten zur privat geführten Unterkunft zu bezahlen.
Die Situation im Landkreis dürfte inzwischen jedem politisch und gesellschaftlich Interessierten klar sein: 21 000 neue Asylbewerber erwartet Bayern bis Jahresende, 373 davon muss das Nürnberger Land unterbringen. Zusätzlich zu den aktuell 203 Männern, Frauen und Kindern, die ihre Heimat verlassen haben und auf einen Neustart hierzulande hoffen. Trotz der in Aussicht stehenden 200 neuen Betten in Lauf bleibt noch eine erkleckliche Quartierslücke. Weshalb Pressesprecher Rolf List nichts Neues zu berichten weiß: „Wir brauchen nach wie vor dringend Unterkünfte.“
Da überraschte ihn gestern die Nachricht, dass die im Simmelsdorfer Ortsteil Unterachtel eingeplanten, aber noch nicht gesicherten 45 Plätze erheblich wackeln. Das liegt an einem mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss (14:2 Stimmen), wonach das nötige Einvernehmen mit der Nutzungsänderung vom Altenheim zur Asylbewerberunterkunft nicht erteilt werde.
Bürgermeister Perry Gumanns Begründung: Das Gebäude sei derzeit nicht „ordnungsgemäß erschlossen“, die Zufahrt über den Gemeindegrund habe die Kommune bisher lediglich für das Altenheim als „Notweg“ geduldet. Die beabsichtigte Nutzungsänderung der Eigentümerin – die heftig dafür kritisiert wird, in kürzester Zeit Senioren für Asylbewerber vor die Tür gesetzt zu haben – habe den Anlass geboten, so der Rathauschef, die Situation dort genauer zu betrachten.
„Altenheim ist kein Asylheim“
Dabei sei aufgefallen, dass in der Liegenschaftskarte nicht einmal ein Weg zu Aktivitas eingezeichnet sei. De facto bestand bis 2005 ein Pachtvertrag mit der Altenheimbetreiberin und Eigentümerin, den diese aber seitdem nicht verlängert habe. Dieser rechtsfreie Zustand sei für das Altenheim in Ordnung gewesen, jetzt habe sich die Lage verändert.
Bürgermeister Gumann: Das Landratsamt habe bei der Quartierssuche nicht einfach darüber hinweggehen können, dass die einzige Zufahrt über Gemeindegrund führe. Willige Simmelsdorf jetzt ein, dann bedeute das, dass es die Kosten für den Unterhalt tragen müsse. Im aktuellen Zustand der beiden asphaltierten Wege könne von einem ausreichenden Brandschutz auch nicht die Rede sein, ganz gleich, wie es im Gebäude selbst aussieht.
Denn: Bis vor kurzem gab es zwei Auffahrten zu Aktivitas, von Diepoltsdorf und von Unterachtel her. Erstere hat die Gemeinde vor kurzem gesperrt. Bürgermeister Gumann erklärt: „Sie war in zu schlechtem Zustand.“ Ein Einvernehmen mit der Nutzungsänderung aber bedeute auch, Simmelsdorf legitimiere die fragwürdige Zufahrtsmöglichkeit für Feuerwehr- und Rettungswagen. Oder: Simmelsdorf bezahlt Sanierung und Unterhalt. Das komme aber nicht in Frage.
Die meisten Gemeinderäte waren ebenfalls dieser Ansicht, überzeugt auch vom Argument, dass dieser Beschluss wieder aufgehoben werden könne, wenn sich die Situation ändert – im Gegensatz zu einer Zustimmung, die nicht mehr revidiert werden könne.
Gemeinderätin Andrea Lipka-Friedewald sieht Handlungsbedarf bei der Eigentümerin: Diese müsse doch auf die Gemeinde zugehen und eine Lösung, etwa einen Kauf der Zufahrt, vorschlagen. Einzelne Räte, Lorenz Baumann oder Dietmar Kreißl, wollten das Problem aktiv angehen und von Gemeindeseite aus das Grundstück „betrachten“, „vermessen“ und Lösungen suchen. Manuela Taufer meinte, dass es einen Versuch wert sei, vielleicht „parallel einen Weg zu schaffen“.
Das Landratsamt bleibt angesichts der überraschenden Abfuhr sachlich: „Uns geht es nur um die Asylbewerber“, sagt Sprecher List. Die Zufahrt habe man bisher nicht auf dem Schirm gehabt, zwar sei die „Geschichte“ bekannt gewesen, aber es sei doch normalerweise davon auszugehen, dass, „was bisher kein Problem war, auch künftig keines sein werde“. Jetzt sei zunächst juristisch zu prüfen, ob die Begründung der Gemeinde schlüssig ist. Wenn ja, dann, so List, „gibt es wohl keine Unterkunft dort“.
Andernfalls könne die Ratsentscheidung auch übergangen werden, aber nicht ohne eine Anhörung. In der Zufahrt-Frage selbst allerdings sei jetzt sicherlich die Eigentümerin gefragt.
Ich stelle mir vor: Ich bin ein Flüchtling, ich werde verfolgt, in meinem Land herrscht Krieg, meine Familie ist tot – ich werde nach Nürnberg Land verlegt – und dort will mich keiner haben. Die suchen nach Ausreden damit ich nicht ihre dörfliche Idylle störe. Ich denke zurück an die Granate, die meiner Tochter beim Spielen die Hand zerfetzte, der Geruch meines zerbombten Dorfes liegt noch in meiner Nase. Das Blut, das ich gesehen habe, holt mich jede Nacht in meinen Träumen ein, zerfrisst meine Träume von Zukunft.
Und die? Die wollen Ihre Ruhe!
Einfach mal lesen und Nachdenken!
Ich finde es „bemerkenswert“ was sich der Dorfbürgermeister aus Simmelsdorf im Wahljahr einfallen lässt, um sich Stimmen zu sichern.
Ich fühle mich auch verfolgt von der Mutti. Die will immer Steuern von mir. Jetzt soll ich sogar noch Maut zahlen wenn ich von A nach B fahre auf der Autobahn. Nun wollte ich einen Asylantrag in Furte stellen. Die zeigten mir den Vogel und sagten „Quédate donde herkommast“ Vieleicht bekomme ich in Simmelsdorf Asyl.
Ich weiß nicht, ob der Bürger aus Ottensoos bei der Gemeinderatssitzung anwesend war. Wenn ja, war er in einer anderen Veranstaltung als ich. Der Bürgermeister hat klar und deutlich die rechtliche Situation dargestellt und der Gemeinderat hat auch nur über diese abgestimmt.Der letzte Absatz sollte nicht übersehen werden. Bitte heute den Artikel in der PZ v. 24.1.2014 von Herrn Gumann lesen. Damit wäre eigentlich alles gesagt.
Und an Check-Up. Nennen Sie deshalb Ihren Namen nicht, weil Sie noch immer verfolgt werden ? Oder warum dieses Pseudonym? Sie schreiben ja öfter, deshalb frage ich. Es ist schlimm, was mit Ihrer Tochter und Ihrem Dorf passiert ist, aber trotzdem gilt auch für Sie, was Sie von anderen erwarten. Bitte lesen und dann nachdenken. Es gibt nun einmal Gesetze und die sind zu beachten, so schmerzlich und unverständlich diese für einen Außenstehenden manches Mal auch sein mögen.
An Thom06: Das war ein Text von mir zum Nachdenken – kein Tatsachenbericht! (Und übrigens hab ich grade im Telefonbuch nachgesehen und auch keinen Eintrag unter Thom06 gefunden)
Checkup- stimmt, aber Thom werden Sie bestimmt gefunden haben
oder?
Ich stehe auf jeden Fall hinter dem, was ich schreibe und denke
mir keine Geschichten zum Nachdenken aus.
Viele Grüße
Thom
Das Motto der WM 2006 lautete „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Ich war im Stadion in Nürnberg bei Ghana gegen USA – und habe dieses „Bunte“ live erlebt. Leute, saugeil!
Ihr lieben Mitbürger im Landkreis, habt Lust auf Veränderung – erlaubt euch Lust auf’s Neue.
Wir waren ca. 500 Gegendemonstranten, die der braunen Scheisse (NPD) die Stirn geboten haben. Lasst uns jetzt eine „bunte Laufer Einheit“ bleiben – und die „Welt“ als Freunde willkommen heissen.
Ich wünsche mir eine „Stadt, in der die Welt zu Hause“ ist.
Richtig müsste die Überschrift heißen: “ simmelsdorf lässt sich nicht für dumm verkaufen“. Und mit einer “ Friede Freude Alles ist so wunderbar“ Mentalität lässt sich die Asylpolitik nun auch nicht steuern. Überforderung ist ein Begriff der aktuell gut passt. Die Kommunen und Bürger Fühlen sich so und wollen ernst genommen werden!
Ich stelle mir vor ich habe meine Mutter in diesem Heim und Sie wird ausquartiert wg. Asylbewerbern. Da Frau R. ja schon so lange klagt dass dies über Ihren Kräften liegt und Sie dies nicht mehr schaffen kann nimmt Sie daraufhin die doppelte Zahl an Asylbewerbern auf. (Wollte Sie)
Da ich mir das leider nicht nur vorstelle sondern es auch geschehen ist bitte ich auch mal zum Nachdenken in aller Ruhe. Wer ist Ihnen wichtiger. Asylanten oder ihre Mutter.
und