NÜRNBERGER LAND — Auch im Kreistag sind die Grünen und die Freien Wähler mit je zwei zusätzlichen Mandaten die Gewinner. Dazugewinnen konnten auch die Republikaner, die wieder mit zwei Kreisräten vertreten sind. Die Zugewinne der Kleinen gehen zu Lasten von CSU und SPD. Statt 28 Sitze hat die CSU künftig 26 und die SPD 19 (bisher 22). Mit acht Mandaten ziehen die Grünen gestärkt in den Kreistag ein und die Fraktion der Freien Wähler zählt 13 Kreisräte. Keine Änderung bei der FDP, die wieder zwei Sitze gewinnen konnte.
Bei einer Wahlbeteiligung von 64,71 Prozent (2002 66,06) wurden insgesamt 5.064.935 gültige Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf die CSU 1.870.699 (36,93) Prozent. Bei der Wahl 2002 lag man noch bei 40,15 Prozent. In etwa gleich groß ist der Schwund bei der SPD. Sie kam auf 1.347.678 Stimmen (26,61 Prozent), 2002 lag man bei 30,69.
Drittstärkste Kraft bleiben die Freien Wähler, die sich von 15,54 auf 18,72 Prozent Stimmenanteil (948.059) steigern konnten. Im Aufwind die Grünen, deren Zuwachs von 8,74 (2002) auf 11,47 Prozent (581.189) zwei zusätzliche Sitze bringt. Die FDP hat mit einem Stimmenanteil von 3,34 Prozent (2002 6,39 Prozent) Federn gelassen, aber es reichte für zwei Mandate, über die sich auch die Republikaner freuen. Ihr Klientel ist mit 2,92 Prozent der Stimmen (2002 2,93) fast konstant geblieben.
Vergleicht man die Ergebnisse der Landratswahl mit der Kreistagswahl, dann zeigt sich im Hinblick auf die Stichwahl, dass vor allem der Kandidat der CSU, Norbert Dünkel, im Landkreis-Süden ein Wählerpotenzial hat, das – wohl aus patriotischer Sicht – am Sonntag dem Schwarzenbrucker Bürgermeister und Kandidaten der SPD, Norbert Reh, die Stimme gab. Untermauert wird diese These auch durch den Vergleich der Gesamtergebnisse.
Im Landkreis insgesamt erreichte Norbert Dünkel 37,42 Prozent, die CSU 36,93 Prozent. Norbert Rehs Ergebnis bleibt hinter dem seiner Partei zurück. Während er „nur“ auf 22,91 Prozent kommt, erreicht seine Partei 26,91.
So gesehen ist auch Hans-Joachim Dobberts Ergebnis enttäuschend. Während er mit 3,38 Prozent zufrieden sein musste, erreichten die Grünen bei der Kreistagswahl immerhin 11,47 Prozent.
Dass Armin Kroder aber nicht ausschließlich FW-Wähler begeistern konnte, lässt sich ebenfalls am Vergleich der Anteile ablesen: 32,45 Prozent der Wähler wollten ihn im ersten Wahlgang zum Landrat, für die Partei gab es bei der Kreistagswahl 18,72 Prozent.
Im Kreistag selbst haben die Gemeinden des südlichen Landkreises erheblich an Gewicht verloren. Der Aderlass, der durch die nicht mehr angetretenen Räte und jene, die den Sprung nicht wieder schafften, entstand, konnte durch „Neulinge“ nicht wettgemacht werden.
Zumindest der Altdorfer SPD gelang der zahlenmäßige Wechsel. Für Rainer Pohl und Eva Heinlein, die nicht mehr kandidierten, rücken Karin Völkl und Ernst Bergmann nach. Der „Stadtrats-Stimmenkönig“ wurde auf Kreisebene vom 27. auf den 16. Platz vorgewählt. Nicht mehr zur Wahl stellte sich die Burgthannerin Ingrid Foos. Auf SPD-Seite halten die Fahne des Südens noch Norbert Reh, Georg Müller und Ingeborg Jabs hoch. Schwarzenbrucks neuer Bürgermeister Bernd Ernstberger schaffte den Sprung in den Kreistag (noch) nicht.
Neu bei der SPD sind auch Heidi Suttner aus Neuhaus, Alexander Horlamus aus Lauf und Martina Baumann aus Neunkirchen/Speikern. Sensationell nach vorne gewählt wurde Bürgermeister Georg Brandmüller aus Schnaittach (von 25 auf 4). Vom Kumulieren profitierten außerdem René Tomingas aus Hersbruck (von 31 auf 10) und Herbert Begert aus Velden (von 23 auf 18).
Nicht mehr gewählt wurden auch Winfried Mergenthaler aus Pommelsbrunn, Frank Ittner aus Lauf (er ist der erste Nachrücker), Ullrike Knoch aus Röthenbach und Edith Müller aus Happurg.
So erfreulich für die Grünen auf der einen Seite der Stimmen- und Mandatszuwachs ist, für den bisher stark vertretenen Süden ist er andererseits nicht. Weder Siegrid Ederer (Altdorf), noch Gabriele Beer (Schwarzenbruck) oder Dr. Werner Ebert (Burgthann) konnten ihr Mandat behaupten.
Das gelang hingegen Horst Topp aus Altdorf, der vom 10. auf den 3. Platz vorgewählt wurde. Listenführerin Helga Schiel aus Schwarzenbruck schaffte es ebenfalls. Den größten Sprung auf der Liste der Grünen aber machte Benedikt Bisping, der Laufer Bürgermeisterkandidat, der dort die Stichwahl erreichte und auf der Kreistagsliste vom 20 auf den ersten Platz vorgewählt wurde. Auch seine Ehefrau Lydia Hufmann-Bisping zieht in den Kreistag ein.
Auch bei den Freien Wählern schaffen mit Horst Glaßer aus Feucht und Irene Kellermann aus Leinburg zwei amtierende Kreisräte den Einzug ins Kreisparlament nicht mehr. Lediglich Dr. Hartmut Herzog aus Altdorf und Joachim Lang aus Leinburg (beide neu) repräsentieren die Freien Wähler aus dem Süden. Neu bei den Freien Wählern sind weiter Armin Kroder aus Neunkirchen, Werner Wolter aus Hartenstein, Robert Ilg aus Hersbruck, Ruth Thurner aus Schwaig und Adolf Pohl aus Lauf. Ingrid Kroder, Armin Kroders Mutter, wurde spektakulär von Platz 18 auf Platz vier nach vorne gewählt. Weit nach vorne gewählt wurden auch Hans-Heinrich Lauterbach aus Hersbruck (von 25 auf fünf) und Werner Oberleiter aus Pommelsbrunn (von 15 auf zehn).
Politische Schwergewichte fehlen aus dem Süden auch auf Seiten der CSU. Georg Hirsch, Dr. Dietmar Trautmann und Horst Müller, in den letzten Jahren immer hervorragend gewählt, traten nicht mehr an und Leinburgs Altbürgermeister Alfred Allgeyer und BBV-Ehrenkreisobmann Helmut Schmidt aus Reuth schafften den Sprung nicht mehr, ebenso Agnes Hauck, Vorsitzende der Senioren-Union. Neun CSU-Kandidaten stoßen neu zur Fraktion: BBV-Obmann Günther Felßner aus Lauf/Günthersbühl (von Platz 20 auf Platz neun vorgewählt), JU-Kreisvorsitzender Thomas Ritter aus Burgthann, Heinz Meyer aus Burgthann, Bürgermeister-Stichwahlkandidat Rainer Deuerlein aus Lauf, Kreisbäuerin Betty Schmidt aus Offenhausen, Bernd Müller aus Vorra, Helmut Brückner aus Happurg (von Platz 29 auf 23 vorgewählt), CSU-Stadträtin Cornelia Winter aus Röthenbach und Bürgermeister Klaus Falk aus Ottensoos (von Platz 30 auf 26 vorgewählt). Auf Kreisratsplätze nach vorne gewählt wurden auch Konrad Rupprecht aus Feucht (von Platz 32 auf zwölf), Otto Wolze aus Hersbruck (von 39 auf 19), Norbert Thiel aus Hersbruck (von 37 auf 20) und Peter Stief aus Kirchensittenbach (von 33 auf 24). Walter Löhner aus Happurg, Hans Gemmel aus Ottensoos und Friedrich Zink aus Hersbruck erhielten zu wenig Stimmen, um wieder in den Kreistag einzuziehen. Erster Ersatzmann ist der bisherige Kreisrat Erwin Kratzer aus Pommelsbrunn. Neu ist bei der FDP im Kreistag der Laufer Karl-Heinz Herrmann, der mit deutlichem Stimmenvorsprung auf den zweiten Listenplatz des bisherigen Kreisrats Alfred Maier aus Simmelsdorf gehoben wurde. Ihm zur Seite steht Manfred Dauphin aus Feucht.
Neben dem Republikaner Rudolf Baldauf aus Altdorf sitzt künftig auch sein Laufer Parteikollege Alexander van Drage.
M.M./L.M.