Diakonie NAH

20 Jahre Betreuungsverein im Nürnberger Land: „Alter ist nicht mehr der Hauptgrund“

Margit Hegwein-Schmitz und Jürgen Baumann mit Zeitungsartikeln zur Gründung des Betreuungsvereins im Jahr 2005.
Margit Hegwein-Schmitz und Jürgen Baumann mit Zeitungsartikeln zur Gründung des Betreuungsvereins im Jahr 2005. | Foto: Iris Lederer2025/11/20251015_150241.jpg

NÜRNBERGER LAND – Der Betreuungsverein der Diakonie NAH feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung 2005 begleitet der Verein Menschen, die ihre Angelegenheiten aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung nicht mehr selbst regeln können. Darüber hinaus bietet der Verein regelmäßig Vorträge zum Thema Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung an. 

Die Idee für den Betreuungsverein entstand 2004 auf Initiative des Landratsamtes. Ziel war es, neben den Berufsbetreuern im Landkreis eine weitere Anlaufstelle für gesetzliche Betreuung zu schaffen. Die Diakonie NAH – damals noch unter dem Namen Diakonisches Werk Altdorf-Hersbruck-Neumarkt e.V. bekannt – erhielt die Anerkennung zur Gründung des Vereins. Margit Hegwein-Schmitz, zuvor zehn Jahre selbstständig als Berufsbetreuerin tätig, hat den Betreuungsverein aufgebaut. Ihr Büro war zunächst in Lauf, sie begann mit 20 Wochenstunden. Ein Jahr später kam eine weitere Halbtagskraft hinzu, 2008 stieß Jürgen Baumann zum Team. Heute arbeiten insgesamt fünf Mitarbeitende mit rund 140 Wochenstunden im Betreuungsverein.

„Anfangs war man oft pauschal für alle Betreuungsangelegenheiten zuständig“, erinnern sich Hegwein-Schmitz und Baumann. Mit der Zeit änderten sich die gesetzlichen Vorgaben, insbesondere unter Berücksichtigung der Behindertenrechtskonvention und Teilhabeaspekte. Heute werden vom Betreuungsgericht nur die Aufgabenbereiche in die Betreuung aufgenommen, die unbedingt erforderlich sind. Die Aufgaben der Betreuerinnen und Betreuer werden einzeln benannt – etwa Vermögenssorge, Gesundheitsfürsorge, Aufenthaltsbestimmung oder Vertretung gegenüber Behören und Ämtern – die betreute Person behält weiterhin ihre eigenen Rechte.

„Manche betreute Personen sind jede Woche da“

„Manche betreute Personen sehen wir jede Woche, da wir ihnen das Geld wöchentlich zuteilen“, erklärt Baumann. Viele Menschen leben zu Hause, andere in Heimen. Die Einschränkungen sind vielfältig; dies können behinderungsbedingte, altersbedingte, psychische- oder auch Suchtprobleme sein „Alter ist nicht mehr der Hauptgrund für Betreuung“, so Baumann. Von den im Betreuungsverein geführten Betreuungen lag der Anteil altersbedingter Betreuungen im Jahr 2010 bei 22,2 Prozent, heute sind es 8,2 Prozent, der Anteil der Betreuungen aus psychischen Gründen stieg von 37,5 auf 49,2 Prozent

Ein weiterer Trend sei die Zunahme von Betreuungen von jüngeren Menschen ohne soziales Umfeld bei gleichzeitigen gesundheitlichen Einschränkungen: „Wir vertreten nur deren Rechte, wenn sie diese nicht selbst wahrnehmen können. Unser Ziel ist Selbstermächtigung; nicht, das Leben für sie zu regeln.“ Die Arbeit sei heute deutlich umfangreicher: mehr Bürokratie, komplexere Sozialleistungsstrukturen, zusätzliche Formulare und Zuständigkeiten

Der Betreuungsverein unterliegt der Schweigepflicht und dem Datenschutz. Die Arbeit orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der betreuten Personen. Außerdem unterstützt der Verein engagierte Bürger, die das Ehrenamt als gesetzliche Betreuer und Betreuerin übernehmen. Neben den Betreuungen legt der Verein großen Wert auf Aufklärung. Viele Menschen seien heute informierter und offener für Themen wie Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung, dennoch bestünden weiterhin Vorbehalte, eine Person zu bevollmächtigen. „Darum halten wir sehr gerne Vorträge auf Spendenbasis im ganzen Landkreis“, sagt Baumann.

Info: Interessierte können sich per Telefon unter 09151/837710 oder per E-Mail unter [email protected] melden.

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