RÖTHENBACH – Die Idee war und ist naheliegend – so naheliegend wie die drei benachbarten Schulen: Seit dem Herbst 2019 haben Schülerinnen und Schüler der drei weiterführenden Schulen der Stadt Röthenbach, der Geschwister-Scholl-Mittelschule, der Realschule am Fränkischen Dünenweg und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, an einem gemeinsamen Kodex gearbeitet. Dieser sollte für alle drei Schulen gültig sein. Jetzt ist die Schul-Charta fertig geworden.
Die Schüler sehen sich täglich auf dem Schulweg, Gymnasiasten und Mittelschüler teilen nicht nur den Schulnamen, sondern auch die gemeinsame Aula oder die Klassen nutzen die Schulküche der Realschule. Kurzum: Man lernt und lebt in unmittelbarer Nachbarschaft und Gemeinsamkeit.
Gemeinsame Grundwerte
Einen gemeinsamen Kodex wollten die Schüler erschaffen, eine positiv formulierte Schul-Charta, statt der Verbote-Sammlung einer althergebrachten Schulordnung. Sie sollte auf gemeinsamen Grundwerten, wie Gleichwertigkeit, Meinungsfreiheit oder Courage, beruhen und diese betonen.
Wie eine Blume, die aus der Schülerschaft, Eltern und Lehrkräften oder dem Hausmeister erwächst, ist der Kodex, der in allen Schulen und der Aula hängt, gestalterisch aufgebaut. Der Satz „Wir haben die Möglichkeit, in die Schule zu gehen, und können gemeinsam lernen und arbeiten“ ist auf den Blütenstängel geschrieben und erwächst zur Blüte, die das alles überstrahlende „Wir“, die Gemeinsamkeit, das Miteinander, ziert.
Die Charta listet auf ihren Blumenblättern vier Bereiche auf: Gemeinsames Arbeiten (wie Kritikfähigkeit oder Pflichtbewusstsein), Umweltbewusstsein (dazu gehören Mülltrennung oder Ressourcen schonen), Sicherheit (wie Wohlfühlen und Wohlbefinden) und soziales Verhalten (wie Zusammenhalt, Respekt oder Toleranz).
Nach coronabedingten Unterbrechungen, wechselnden Schülerteams, diversen grafischen Entwürfen ist der Kodex nun fertig. Er wurde bereits an den Wänden in den Schulhäusern teilweise montiert und sollte in der Aula der Mittelschule und des Gymnasiums feierlich eingeweiht werden.
Neben den Hauptgästen, den Schülerinnen und Schülern der drei Schulen, die an diesem Werk mitgearbeitet hatten, waren auch zwei der drei Lehrkräfte – von Mittelschule und Realschule – dabei, die Gymnasiallehrerin musste sich krankheitsbedingt entschuldigen. Die Lehrer hatten während der Entstehung des Kodex mit den Jugendlichen viel Zeit verbracht und noch mehr Energie und Engagement eingebracht.
Schulband rockte
Die Feierstunde wurde musikalisch von einer Band umrahmt, in der wiederum Schülerinnen und Schüler aller drei Schulen gemeinsam rockten. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter der Mittelschule, Claus Seemann, schilderte Peter Müller, der frisch pensionierte ehemalige Direktor der Realschule am Fränkischen Dünenweg, zusammen mit dem Direktor des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Clemens Berthold, die Anfänge des Kodex von der Idee bis zu den ersten Schritten. Die Lehrerinnen Lisa Albert und Stefanie Zottmann erläuterten dann die Gestaltung bis zum heutigen Tag.
Die tolle Arbeit der Jugendlichen und deren kreative Ideen betonten die beiden Lehrkräfte, sie hätten lediglich als Begleitung bei Schulhausübernachtungen oder Schullandheimfahrten gedient, der Rest kam von den Schülern. Der Kodex konnte durch den Bildungsfonds des Landkreises finanziert werden.
„Die Schulen hoffen auf eine Anschlussförderung“, sagte Landrat Armin Kroder, der auch die Bedeutung eines solchen Projektes gelebter Demokratie unterstrich.
Bürgermeister Klaus Hacker brachte seinen Stolz zum Ausdruck, dass junge Menschen in der Stadt Röthenbach vorleben, „wie man in unserem Land gemeinsam und in Frieden demokratische Werte leben sollte“. Das mache Hoffnung, dass die Spaltungen und Spannungen in der Gesellschaft überwunden werden können.