RUMMELSBERG – Im bestehenden medizinischen Zentrum für Menschen mit Behinderung (MZEB) ist am Krankenhaus Rummelsberg ein Contergan-Kompetenzzentrum entstanden – gefördert von der Conterganstiftung mit Sitz in Köln. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten und Therapeuten arbeitet zusammen, um eine bedarfsgerechte Versorgung anbieten zu können. Für alle Menschen mit Conterganschädigung wird dort seit dem Jahreswechsel ein breites interdisziplinäres Versorgungsspektrum im ambulanten Bereich angeboten. Selbstverständlich kann vor Ort bei entsprechender Indikation auch eine stationäre Behandlung erfolgen.
Mit Förderung der Conterganstiftung konnten seit Gründung des Zentrums mehrere Investitionen zur Verbesserung der strukturellen Bedingungen hinsichtlich der Bedürfnisse von Menschen mit Conterganschädigung getätigt werden. Durch Anschaffungen von Hilfsmitteln und Umbaumaßnahmen wird die Barrierefreiheit in der Klinik ausgebaut. Derzeit werden zwei Patientenzimmer für Menschen mit Conterganschädigung umgebaut und Medizingeräte zur Erweiterung des diagnostischen Leistungsspektrums angeschafft.
Ärztlicher Leiter ist Dr. Frank Kerling. Er und sein Team bieten Betroffenen eine sozialmedizinische Beratung und sorgen bei entsprechender Indikation, zum Beispiel bei notwendigen Operationen Untersuchungen, dafür, dass ein stationärer Aufenthalt möglich ist.
Der Landesverband Bayern für Contergangeschädigte hält am Samstag, 4. Mai, seine jährliche Tagung am Krankenhaus Rummelsberg ab und lädt Betroffene ab 14 Uhr ein. Neben Vorträgen und Workshops wird auch das Behandlungsangebot vor Ort vorgestellt.
Die Geschichte von Contergan
Das Pharmaunternehmen Grünenthal aus Stolberg bei Aachen hatte das rezeptfreie Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan 1957 auf den Markt gebracht. Anders als die bis dato erhältlichen Schlaf- und Beruhigungsmittel sei sein neu entwickelter Wirkstoff Thalidomid vollkommen gefahrlos, versprach das Unternehmen. Contergan wurde rasch zu einem der am meisten konsumierten Arzneimittel der jungen Bundesrepublik Deutschland. Auch Schwangeren wurde es offensiv empfohlen. Vom Markt genommen wurde Contergan erst Ende 1961 – dank der Hartnäckigkeit eines Hamburger Mediziners, der auf eigene Faust zu den sich häufenden Missbildungen bei Neugeborenen recherchiert hatte.