MOOSBACH – „Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Reise mit dem Deutschen Roten Kreuz, damit Sie unsere Arbeit besser verstehen. Am heutigen Aschermittwoch geht es dabei nicht um Parteipolitik oder das Abarbeiten am politischen Gegner.“ Gleich zu Beginn ihrer Rede nahm die ehrenamtliche DRK-Präsidenten Gerda Hasselfeldt das Anliegen der Feuchter CSU auf, fernab von Stammtisch-Rhetorik sachlich und fundiert am Aschermittwoch zu informieren und zu diskutieren.
„Das DRK ist mehr als der Rettungsdienst, aber dieser ist als Erstes sichtbar. Er ist die wichtigste Säule unserer Arbeit, so werden in Bayern 80 Prozent der rettungsdienstlichen Einsätze vom BRK geleistet.“ Als größter Leistungserbringer und größter Ausbilder in diesem Bereich sieht die DRK-Präsidentin mehrere aktuelle Probleme. Es gebe zu wenige Notfallsanitäter, es komme im Einsatz immer mehr zu Beleidigungen und Behinderungen, die Einsätze in den Bereichen von Bergwacht und Wasserwacht nähmen zu, da immer wieder Menschen ihre eigene Leistungsfähigkeit überschätzten, und viele Anrufe unter der Nummer 112 seien nicht wirklich Notfälle.
Hier stellte Gerda Hasselfeldt konkrete Forderungen an Politik und Gesellschaft: Die Krankenhausreform muss gemeinsam mit Reform der Notfallrettung gedacht und geregelt werden, etwa wegen Fahrten zum nächstgelegenen Krankenhaus. Es müsse eine enge Verzahnung der Rettungsdienste mit der kassenärztlichen Vereinigung der niedergelassenen Ärzte und den Krankenhäusern geben, und die Leitstelle von 112 müsse die Kompetenz haben, entscheiden und verteilen zu können, ob ein echter Notfall vorliege. Gesamtgesellschaftlich müsse das Gesundheitsbewusstsein gestärkt werden, zum Beispiel durch das Erneuern von Erste-Hilfe-Kursen und Gesundheitserziehung in den Schulen.
Umkehr in der Pflegeversicherung
Im Pflegebereich schilderte Hasselfeldt die teilweise langen Wartezeiten und die steigenden Zuzahlungen bei stationärer Pflege. Sie fragt: „Funktioniert die Pflegeversicherung auch zukünftig noch so wie jetzt: fester Zuschuss mit hoher Zuzahlung des gepflegten Menschen? Sollte es nicht umgekehrt sein: Es gibt einen festen Betrag, den der Pflegebedürftige zahlt, alles, was darüber hinausgeht, wird übernommen?“ Hier wünscht sie sich eine große gesellschaftspolitische Debatte und auch Projekte, die etwa Sozialstationen mit Nachbarschaftshilfe und Ähnlichem in der ambulanten Pflege verzahnt. „Gut, gerecht, menschlich und sozial. Nicht alles ist über die professionelle Pflege zu leisten.“
Im Bereich Katastrophenschutz seien Hilfsorganisationen unverzichtbar, deren materielle Ausstattung gestärkt werden müsse. „Und es müssen endlich bundesweit Lösungen für Freistellung und Lohnfortzahlungen wie in Bayern geschaffen werden. Dies sollte aber darüber hinaus auch für Schulungen und Weiterbildungen gelten, denn für Helfer in Katastrophenfällen ist ständige Übung unerlässlich“, so die DRK-Präsidentin, die dann auch die internationale Einbindung des DRK in die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung schilderte: „Wir helfen den Menschen nach dem Maß der Not, sind dabei grundsätzlich neutral und bewerten nicht, wer Täter oder Opfer in einer Auseinandersetzung ist.“
Brauchen wir ein Pflichtjahr?
Mit ihren Ausblicken zu Themen wie „Brauchen wir ein Pflichtjahr beziehungsweise Gesellschaftsjahr?“, „Wie können wir das Gefühl der Gesellschaft für eine Gemeinschaft stärken?“ und „Wie können wir die Freiwilligendienste attraktiver machen?“ gab sie Anregungen zu einer anschließenden regen Diskussion, bei der es auch um die zögerliche Anerkennung von Berufsabschlüssen ausländischer Arbeitskräfte ging. CSU-Vorsitzender Harald Danzl dankte der Rednerin mit Feuchter Honig-Grüßen und den Teilnehmern für ihre engagierte Diskussion.