REICHENSCHWAND – Mit festem Blick schaut sie unter dem goldenen Heiligenschein aus dem himmlischen Blau hervor: Die Schwarze Madonna, die in der Adventszeit die katholische Kirche bereichert.
„Maria steht für die Zeit der Erwartung und des Aufbruchs sowie für Migration und Verfolgung“, weiß Pfarrer Wunibald Forster. Daher gebe es in Polen beispielsweise das Marientragen: Da werde eine Figur im Advent im täglichen Wechsel von Haus zu Haus getragen. „Nach einer kleinen Andacht wird sie weitergegeben“, erklärt Forster.
Und aus noch einem anderen Grund passt das expressionistische Kunstwerk des Reichenschwander Künstlers Hubertus Pauli genau in die nächsten Wochen: „In einer Zeit von Angst und Bedrohung durch die Pandemie ist die Schwarze Madonna traditionell ein Motiv für Hoffnung, Trost und Schutz.“
In großen Wallfahrtsorten
Daher stellt Pauli das Bild der Kirche bis Weihnachten zur Verfügung, sagt er. Gemalt hat er, dessen „absolutes Lieblingsmotiv“ Madonnen sind, die Frau mit den europäischen Gesichtszügen, aber dunkler Haut und schwarzen Haaren nicht zum ersten Mal. Vor zwei Jahren wollte er eigentlich eine Ausstellung in seiner Reichenschwander Galerie zu den „Bella Donna“ machen, aber dann kam Corona, erinnert er sich.
Pauli fasziniert, dass die Schwarze Madonna ein europaweites Verehrungsobjekt ist, vor allem jedoch in den südlichen Ländern. Forster fallen spontan etliche Orte mit einer solchen Figur ein, wie Loretto, Montserrat oder Altötting – „alles große Wallfahrtsorte“.
Hinweis in der Schrift
Die Darstellungen seien meist angemalt oder mit Ruß geschwärzt, gibt der Pfarrer sein Wissen preis. Doch warum? „Im Hohen Lied der Liebe heißt es: Ich bin dunkel, aber schön“, versucht Forster eine religionsgeschichtliche Ableitung.
Fest steht, so Forster, dass es sich bei der Madonna um einen Archetyp der Mutter handelt: „Sie funktioniert daher auch nur mit Kind.“ Deswegen und „wegen der Wiedererkennung“ hat Pauli auch einen kleinen, frech dreinblickenden Jesus gemalt – passend zu Weihnachten als Junge mit goldenem Haar.
„Das Kind muss blond sein, sonst sieht man es ja nicht“, führt Pauli aus, „und es ist ein Signal für Zuversicht“. Das Licht, das von Jesus ausgehe, das sei in der Malerei typisch – „wie bei den großen Meistern“, findet Forster. Der muss sich nach Weihnachten von der Madonna trennen: „Die kommt dann bei mir übers Bett“, verrät Pauli.