DEHNBERG — Im ausverkauften Dehnberger Hof Theater haben viele Kinder gemeinsam mit ihren Familien am Wochenende eine gelungene Premiere des Familienmärchens „Der Zauberer von Oz“ erlebt.
Ist es nicht ein Experiment, wenn man eine Geschichte für Kinder heutzutage „nur“ mit einem Erzähler und vier Musikern, ohne Bühnenbild und farbenfrohe Kostüme, inszeniert? Wird es ihnen nicht schnell zu langweilig? Um es vorwegzunehmen: Die Kinder lauschten mucksmäuschenstill und sie hatten ihren Spaß. Wie ist das dem Erzähler Norbert Nagel, seinen vier Musikern und den Verantwortlichen hinter der Bühne gelungen? Zusammengefasst: mit einfallsreicher Musik, passendem Licht und mitreißendem Erzählen.
Auf die Bühne kommen in einer Reihe hintereinander marschierend der Erzähler und das „Ensemble Vier + Eins“, dessen Mitglieder auf ihren Blasinstrumenten eine fröhliche Melodie schmettern. Diese wird sich nun als Erkennungsmelodie durch die gesamte Aufführung hindurch wiederholen, wenn die Hauptfigur Dorothy und ihre Freunde mal wieder unterwegs sind.
Alle sind schwarz gekleidet und auf der Bühne sind lediglich fünf Stühle und ein kleiner Tisch. Norbert Nagel beginnt zu erzählen, und es dauert nicht lange, bis man gefangen genommen ist. Denn er erzählt nicht einfach nur, er spielt die Rollen. Mit seiner Stimme, die er variantenreich einsetzt, und noch mehr mit seiner intensiven Mimik ist er die kleine Dorothy, schnarrt er die Vogelscheuche, brummt er den Blechholzfäller und zischelt er den feigen Löwen mit Sprachfehler.
Es ist ein zunehmendes Vergnügen, dem Mann dabei zuzusehen, wie er Mund, Augenbrauen und Augen einsetzt. Immer wieder übernehmen auch die Musiker zusätzlich ein paar kleine Rollen. Sehr zum Vergnügen der Kinder kläffen und quieken Oboistin Beatrix Köhle und Flötist Wolfgang Auer beispielsweise ab und an den kleinen Hund Toto mit feinem Humor. Es sind überhaupt die wohldosierten kleinen Einfälle, die Spannung und Freude erzeugen. Hier wird nicht auf Lachsalven heischende Knaller gesetzt. Jedes Instrument – Flöte, Oboe, Fagott und Klarinette – beschreibt einen der Charaktere des Stückes. Zusätzlich spielen die Musiker bekannte Stücke wie „Over the Rainbow“, aber in einer eigenen, spitzbübischen Interpretation.
Den Spaß merkt man den Künstlern an, sie stecken mit drin in der Geschichte und müssen selber schmunzeln über ihre Aktionen, etwa wenn die Klarinettistin Steffi Brunner als böse Hexe so laut schreit, dass alle erschrecken. Als das Publikum nach Hause geht, fangen etliche Kinder an, die Erkennungsmelodie zu intonieren. Eine warmherzige Veranstaltung für die ganze Familie.