GÖßWEINSTEIN – Wanderautorin Christa Moritz war auf dem Balthasar-Neumann-Weg rund um Gößweinstein unterwegs. Sie nimmt uns mit auf diese zwei- bis dreistündige Rundwanderung über die Aussichtskanzeln der fränkischen Schweiz.
Kürzlich habe ich vom Balthasar-Neumann-Rundwanderweg oberhalb von Gößweinstein erfahren, und da mir wieder einmal danach ist, etwas Neues zu erkunden, will ich diesen Weg erkunden. Start ist in Gößweinstein beim Parkplatz des Friedhofs an der Viktor-von-Scheffel-Straße. Die Strecke ist gut markiert mit dem Konterfei von Balthasar Neumann, gebettet auf einem Blatt der Gößweinsteiner Mehlbeere.
Direkt hinter dem Kloster geht es über Stufen bergauf zum ersten Aussichtspunkt, dem Kreuzberg. Ziemlich steil ist der Aufstieg, aber es findet sich immer wieder eine Bank zum Verschnaufen. Oben, vom sogenannten Hochkreuz aus, ein traumhafter Ausblick hinab zur mächtigen Basilika und über den eng gedrängten Ort hinüber zu der auf einem steil abfallenden Jurafelsen sitzenden Burg.
Seit nahezu 1000 Jahren wacht sie über dem Ort und zählt somit zu den ältesten Festungsanlagen in der Fränkischen Schweiz. Ihrem ersten Lehensträger, Graf Gozwin, verdankt Gößweinstein, ursprünglich „Gozwinestyn“, seinen Namen. Um das Jahr 1100 ging die Burg an das Hochstift Bamberg.
Zu den Grotten

Der Kreuzberg ist der Endpunkt des Kreuzwegs der Wallfahrer. Wie viele mögen hier schon gebetet haben? Ich lasse mich von der Markierung weiterführen, an den Kreuzwegstationen vorbei zur Ludwigshöhe, dann zur Ölberg- und der Elisabeth-Grotte.
Die Heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, fand nach ihrer Vertreibung von der Wartburg Zuflucht auf Burg Pottenstein. Nach einer Sage wurde sie auf einer Wanderung um Gößweinstein von einem Gewitter überrascht und fand Schutz in dieser Höhle. Zur Erinnerung daran wurde um 1890 darin eine Statue von ihr errichtet.
Romantisch, an Felsen entlang, führt mich der Weiterweg zur nächsten Attraktion, dem Gernerfels, dem bekanntesten Kletterfelsen innerhalb des Ortes. Nichtkletterer können ihn aber über einen bequemen Treppenaufstieg erklimmen und vom Gipfel eine prachtvolle Ansicht von Gößweinstein und seiner idyllischen Umgebung genießen.
Danach aber spaziere ich hinab in den Ort. An diesem Wintertag wirkt er ganz anders als in den Sommermonaten, wo sich viele Menschen und Autos drängeln. So kann ich gemütlich durch die Straßen schlendern und in Ruhe die schönen Häuser und Plätze betrachten.

Auch in die berühmte Basilika trete ich ein. Zwischen 1730 und 1739 wurde sie nach den Plänen des Architekten Balthasar Neumann errichtet. Sie gilt als die bedeutendste Dreifaltigkeitskirche in Deutschland und nicht nur Tausende von Wallfahrern kommen alljährlich zu dieser Gnadenstätte, um hier neue Kraft und seelische Erbauung zu schöpfen, sondern auch Kunstfreunde und Touristen. Heute aber bin ich nahezu allein in diesem Gotteshaus und bin ergriffen von seiner Schönheit.
Erfinder des Frankenliedes
Ich komme auch zum Denkmal des „Erfinders“ des Frankenliedes. Joseph Victor von Scheffel aus Karlsruhe wollte eigentlich zur Wartburg, um dort einen Roman zu schreiben. Wegen der damaligen Sommerhitze blieb er aber in der Fränkischen Schweiz hängen, war begeistert von der „eigentümlich schönen Landschaft“ und machte sie weithin bekannt.
Auf dem Sockel des Denkmals steht: „Dem unsterblichen Sänger der Fränkischen Schweiz in Dankbarkeit Fränkischer Schweiz-Verein 1933.“ Von Scheffel weilte auch in Gößweinstein, im Gasthaus Distler. Die damaligen Besitzer richteten im Gasthaus eine Scheffelstube ein und so wurde das „Scheffelgasthaus“ daraus. Leider, nur drei Jahre nach seinem Besuch, im April 1886, starb von Scheffel in Karlsruhe im Alter von nur 60 Jahren.
Die Burg ist an diesem Tag leider geschlossen, und so wandere ich weiter mit der Markierung die Burgstraße entlang zur vierten Station, der Wagnershöhe. Angeblich stand der weltbekannte Komponist Richard Wagner 1879 an dieser Stelle und beim Blick hinüber zur Burg soll ihm wohl die Idee gekommen sein, diese als Vorbild für die Gralsburg in seinem „Parsifal“ zu nehmen. Jedenfalls bietet sich vom Pavillon da oben ein grandioser Ausblick in die nördliche Fränkische Schweiz.
Letztes Highlight: „Fischersruh“
Es folgt eine längere Wegstrecke, bevor ich das letzte Highlight, die „Fischersruh“, erreiche. Die hat man nach einem Urlaubsgast benannt, der immer wieder diesen Platz aufsuchte, weil er von dem Blick auf Ort und Umgebung fasziniert war. Nach all den vielen Treppenstufen auf und ab, ist mir jetzt nach einer Ruhepause und so lasse ich mich auf der Bank da oben nieder. Weit kann hier das Auge schweifen. Basilika und Burg bilden als Ensemble mit dem Ortskern eine Postkartenidylle, begrenzt vom Kreuzberg und der gegenüberliegenden Wagnershöhe.
Aus einem Faltblatt habe ich inzwischen gelernt, dass dieser Rundwanderweg anlässlich des 250. Todestags von Balthasar Neumann (1687–1753) angelegt wurde. Es gibt auch einen Sagenweg, auf dem man Gößweinstein von seiner mystischen Seite kennenlernen kann, und für Kinder den Walli-Maus-Weg mit Stationen zum Mitmachen.
Text und Bilder: Christa Moritz