Festgottesdienst

Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie feiert 100-jähriges Jubiläum

Diakonin Prof. Ellen Eidt, Brüdersenior Diakon Peter Barbian, Älteste der Rummelsberger Diakoninnengemeinschaft Diakonin Christine Meyer und Karl Schulz (von links) vertraten den Rummelsberger Vorstand und feierten 100 Jahre Wichernhaus.
Diakonin Prof. Ellen Eidt, Brüdersenior Diakon Peter Barbian, Älteste der Rummelsberger Diakoninnengemeinschaft Diakonin Christine Meyer und Karl Schulz (von links) vertraten den Rummelsberger Vorstand und feierten 100 Jahre Wichernhaus. | Foto: Lisa Vogel2025/11/c82b94bba87fa45c32caf1c17b389db473d07a2f_max1024x.jpg

ALTDORF – Mit einem feierlichen Festgottesdienst unter dem Motto „Menschsein“ hat das Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Bewohner, Mitarbeitende, kirchliche und politische Vertreter sowie Bürger kamen in der Laurentiuskirche zusammen, um gemeinsam die Geschichte des Hauses zu würdigen und seine zukunftsweisende Botschaft zu hören: Jeder Mensch ist wichtig. Jeder Mensch gehört dazu.

Diakonin Ellen Eidt, Diakon Peter Barbian und Diakonin Christine Meyer gestalteten den Gottesdienst, der bewusst im Sitzen stattfand und auf bekannte Lieder verzichtete. „Damit alle gleich sind und dieselben Voraussetzungen haben“, erklärte Barbian. Stattdessen standen unbekannte Melodien auf dem Programm – ein Symbol für Inklusion als gelebte Normalität.

Rede dank Sprachcomputer

Ein Höhepunkt war die aufgezeichnete Rede von Bernhard Herrlitz. Er wohnt im Wichernhaus und kann nicht sprechen. Mit Hilfe seines Talkers (Sprachcomputer) brachte er die zentrale Botschaft auf den Punkt: „Wir alle sind nach Gottes Vorbild geschaffen. Er sah alles an, was er gemacht hatte – und es war sehr gut.“ Barbian ergänzte: „Ich glaube, wir sind Gott am nächsten, wenn wir menschlich sind.“

Das historische Gebäude des Wichernhauses, erbaut 1571 und als Universität genutzt, wurde 1925 von der Rummelsberger Brüderschaft als „Krüppelanstalt“ für Kriegsversehrte des Ersten Weltkriegs übernommen. Der Bedarf war groß. Seitdem hat sich das Haus stetig weiterentwickelt – von einer orthopädischen Klinik über eine Schule und eine Werkstatt bis hin zu modernen Wohn- und Pflegeangeboten. In den vergangenen 100 Jahren musste das Wichernhaus, seine Mitarbeitenden und Klienten auch schwere Zeiten meistern: In der Zeit des Nationalsozialismus wehrte sich Rektor Karl Nicol erfolgreich gegen die Deportation seiner Schützlinge – ein Zeichen für den unbedingten Einsatz für Menschenwürde, der das Wichernhaus bis heute prägt.

Im Anschluss an den Gottesdienst feierten die Gäste im historischen Betsaal des Wichernhauses. Karl Schulz, Vorstandsmitglied der Rummelsberger Diakonie, betonte in seiner Festrede: „Das Wichernhaus ist ein Ort, an dem Inklusion kein theoretisches Konzept ist, sondern seit Jahrzehnten jeden Tag gelebt wird.“ Rund 500 Menschen leben und arbeiten hier – begleitet von ebenso vielen Mitarbeitenden.

„Ein Ort der Teilhabe“

Altdorfs Bürgermeister Martin Tabor unterstrich die enge Verbindung zwischen Stadt und Einrichtung: „Das Wichernhaus ist untrennbar mit Altdorf verbunden. Es ist ein Ort der Teilhabe und Menschlichkeit – seit einem Jahrhundert.“ Die Stadt profitiere davon, etwa durch barrierefreie Wege, die das Wichernhaus mitinitiiert habe. An Leiter Thomas Jacoby gerichtet sagte Tabor: „Tom, ich danke dir für die vielen Jahre der Zusammenarbeit. Wir sind uns nicht nur räumlich nah, sondern auch menschlich.“

Peter Daniel Forster, Vorsitzender des Bayerischen Bezirkstages, erinnerte an die historische Verantwortung: „Jeder Mensch ist wichtig. Es darf nie wieder passieren, dass Menschen anderen das Menschsein absprechen. Ich bin der Rummelsberger Diakonie dankbar, dass sie für Vielfalt und eine weltoffene Gesellschaft eintritt.“

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