RUMMELSBERG – Die Herausforderungen in der Notfall- und Katastrophenmedizin nehmen zu – gesellschaftlich, politisch und medizinisch. Aus diesem Grund wurde erstmalig ein Tag im Zeichen der Rettungs- und Notfallmedizin am Krankenhaus Rummelsberg abgehalten. Das Ziel: den Austausch und die Vernetzung aller Akteure in der Notfallversorgung zu verbessern.
Dass die Notfallmedizin sowohl regional als auch überregional im Wandel ist, da waren sich alle Teilnehmer einig. Während bundesweit der Rettungsdienst mit mehr Einsätzen konfrontiert wird, sind die Notaufnahmen oftmals überfüllt. „Dies passiert oft durch Fehlinanspruchnahme“, sagt Dr. Carsten Kopschina, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin am Krankenhaus Rummelsberg und Initiator des Rescue and Emergency Days, kurz RED.
„Überregional gewinnt die Digitalisierung und Telemedizin an Bedeutung. Der Personalmangel und Klinikschließungen verschärfen die Lage – vor allem im ländlichen Raum“, betont Kopschina. Auch vor Ort in Mittelfranken stellt der Mediziner Veränderungen fest: „Die Reform der Klinikstrukturen führt zu zentraleren, aber auch weniger Notaufnahmen, was für den einzelnen Bürger längere Wege bedeuten kann. Es ist wichtig durch Ersthelfer-Apps oder Initiativen wie Nürnberger Land schockt! die Bevölkerung einzubinden, um bei Reanimation und Defibrillation entscheidende Minuten zu gewinnen“, so Kopschina.
In der Klinik in Rummelsberg habe man die Weichen frühzeitig gestellt und dementsprechend entgegengewirkt: „Wir bauen Schritt für Schritt die Notfallversorgung an der Klinik aus, so dass aus der Notaufnahme eine eigenständige Abteilung mit wachsenden Patientenzahlen geworden ist.“
Steuerung der Notfallpatienten
Die Zukunft des Rettungsdienstes beleuchtete Christian Frieß, seines Zeichens Sprecher der Sektion Bildung der Deutschen Gesellschaft für Rettungswissenschaften. Neben der Digitalisierung und Versorgung im ländlichen Raum sei das zentrale Thema die Steuerung der Notfallpatienten. „Durch den Wegfall der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum sind sogenannte Low-Code- oder Low-Level-Einsätze die zentrale Herausforderung. Der Rettungsdienst muss dafür speziell aus- und fortgebildet werden“, so Frieß.
Niederschwellige Einsätze werden in Fachkreisen als „Low-Code“ oder „Low-Level“ bezeichnet. Was dahinter steckt? Der Rettungsdienst rückt zu häufig aus, obwohl er eigentlich nicht erforderlich ist oder das Ereignis nicht seinen primären Aufgaben entspricht. Der Grund dafür: Außer dem Rettungsdienst und den Notaufnahmen der Kliniken gibt es keine durchgängig funktionierende und von der Bevölkerung akzeptierte Anlaufstelle für Hilfesuchende, die an sieben Tagen und 24 Stunden erreichbar ist. Zum einen brauche es eine Patientensteuerung in der Leitstelle anstelle der bloßen Entsendung des Rettungswagens bei Low-Level-Ereignissen und auf der anderen Seite muss der Rettungsdienst künftig auch fallabschließend behandeln können.
Auf Katastrophen vorbereitet sein
Für die vielfältig möglichen Katastrophenfälle rüstet man sich vor Ort in Rummelsberg. Grundsätzlich seien alle Formen von Katastrophenfällen denkbar, so Kopschina, der klarstellt: „Auch wenn wir nicht wollen, dass der Katastrophenfall eintritt, bereiten wir uns aktiv darauf vor, halten Pläne auf dem aktuellsten Stand und führen Übungen mit beteiligten Partnern des Katastrophenschutzes durch.“ Zunehmend sind bundesweit Übergriffe auf Mitarbeitende in Notaufnahmen zu verzeichnen.
Im Rahmen des RED ging es auch in einem Workshop darum, bei Angriffen, insbesondere mit einem Messer, deeskalierend einzugreifen. Dazu wurde sowohl im Rettungswagen als auch in nachgestellten Situationen trainiert. „Ziel ist es, die Mitarbeitenden durch Deeskalationstrainings auf solche Situationen vorzubereiten“, so Joachim Zach, Einsatztrainer von Offensive Fighting Dynamics System. Der praktische Teil in Form von Workshops kam bei den rund 100 Teilnehmern gut an.
Nürnberger Land schockt!
Das Projekt „Nürnberger Land schockt“ wurde ebenfalls thematisiert und gelobt, auch wenn sich noch viel mehr Ersthelfer einbringen könnten. „Unser Ziel muss es sein, Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand in kurzer Zeit eine professionelle Erste Hilfe zu ermöglichen“, so Kopschina. Mit seiner Klinik möchte er noch stärker in die Versorgung von Notfallpatienten im Nürnberger Land integriert werden – und in die Köpfe der Landkreis-Bürger. Dem pflichtet auch Klinik-Geschäftsführer Frank Stauch bei: „Auch wenn wir an unseren Kern-Schwerpunkten Orthopädie, Unfallchirurgie und Neurologie nichts ändern, wandelt sich das Krankenhaus Rummelsberg.“ Auch 2026 soll es wieder einen Rescue- und Emergency-Day geben.

