HERSBRUCK – In einer spannenden Wahl haben die Michelmühler im Rahmen der Hersbrucker Ortsteilkirchweih ihre neue Regierung für das Jahr 2022/23 gewählt.
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Um 10 Uhr ist es noch ruhig im Gasthof Michelmühle, aber der Schankraum füllt sich zusehends. Der Grund dafür ist die bevorstehende Wahl zum neuen Bürgermeister der Michelmühler Kirwa. Die Wahlberechtigten haben an den vorhergehenden Tagen pflichtbewusst gefeiert und noch steht das eine oder andere Mineralwasser auf dem Tisch, um den Vorabend zu verarbeiten.
Nach und nach trifft auch das Wahlkomitee ein: der Hersbrucker Bürgermeister Robert Ilg, Sonja Weid, die Chefin von der Bürgerbräu, und Harald Kiesl, Geschäftsführer der Hewa kümmern sich auch in diesem Jahr darum, dass alles mit rechten Dingen zugeht.
Offiziell beginnt das Wahlverfahren damit, dass der amtierende Bürgermeister Horst Auer seine Amtskette an das Wahlkomitee zurückgibt. Während die Kapelle für Stimmung sorgt, wird der Wahlmodus festgelegt.
Die Methodik, nach der die Kapelle einfach aufhört zu spielen und derjenige den Job kriegt, der zufällig gerade steht, wird allerdings verworfen. Also doch das Mehrheitsprinzip: einfache Mehrheit genügt, keine Stichwahlen. Die Wahl selbst ist straff durchorganisiert. Vorbereitete Stimmzettel und ein Hut als Wahlurne sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Neuer Ehren-Säckelwart
Doch erst waren noch Ehrungen vorzunehmen. Für jahrelanges Engagement wurde die begehrte Medaille an Armin Steinbauer, Rudi Huyer und Otti Bogner verliehen. Für sein Amt als Kassier über 44 Jahre erhielt Reiner Zeschky den eigens für ihn erschaffenen Titel „Ehren-Säckelwart“.
Die Nominierungen für die drei Bürgermeisterposten erfolgen auf Zuruf, die Dienstwege sind kurz, auch das Publikum im „Kachelsaal“ auf dem Gang wird berücksichtigt. In der Wahl zum ersten Bürgermeister setzte sich erneut Horst „Ora“ Auer gegen seinen Mitbewerber Rudi Huyer mit 80,4 Prozent der Stimmen durch. Die Rufe nach einer weiblichen Kandidatin werden laut. Aus dem Publikum kommt ein Zwischenruf: „Mir brauchen a Frau darinne, sunst kumme mir nie nach Rhodos!“.
Damit ist die Sache entschieden – beim zweiten Wahlgang ist Ines Wolf die einzige Kandidatin und wird mit 93,9 Prozent zur zweiten Bürgermeisterin gewählt (die 100 Prozent kamen nur deshalb nicht zustande, weil die Band geschlossen für sich selbst gestimmt hatte).
Kopf an Kopf Rennen
Erst beim dritten Wahlgang wird es wirklich eng. Hier wird Rudi Huyer mit knappen 36,6 Prozent der Stimmen zum dritten Bürgermeister gewählt. Zwischen den Wahlgängen spielt und singt die Kapelle vom „Schornsteinfeger aus Eger“ und von der schönen „Rosamunde“, die Stimmung wird ausgelassener und auch die meisten Wasserkrüge sind inzwischen komplett von den Tischen verschwunden. Nach der aufreibenden Wahl liefert das traditionelle Knöchle-Essen die geeignete Unterlage für den Kirwa-Ausklang in der Michelmühle.
Ältere und neuere Geschichten machen die Runde: Dass es schon mal regelrechte Wahlkämpfe und Plakatkampagnen um das Amt des Bürgermeisters gab, dass das Benutzen von Schimpfwörtern im Schankraum mit strengen Strafen belegt wird und dass eine illustre Runde um Bürgermeister Ilg aus diesem Grunde noch diverse Bier-Strafen „abarbeiten“ muss.
Jährlicher Höhepunkt
Die Bürgermeisterwahl der Michelmühler ist einer der jährlichen Kirwa-Höhepunkte, die in den letzten zwei Jahren wegen der Corona-Beschränkungen ruhen mussten. Am Sonntag fand der Festumzug mit Pferdegespannen statt, wobei das Kirwavolk mit Musik und Tanz durch die Stadt zog und danach den stattlichen Baum (28 Meter) vor dem Gasthaus austanzte.
Zwölf Paare waren diesmal dabei, und den Blumenstrauß bekam in diesem Jahr Petra Lorenz, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Heinz zum Oberkirwapaar gekürt wurde.