BURGTHANN – Gudrun und Nico Hartmann waren für „Burgthann hilft“ schon 15-mal in Kenia. Sie helfen dort auch Menschen, die die Pandemie noch ärmer gemacht hat, als sie ohnehin schon sind. Sorge vor Ansteckung hatten die beiden nie.
Seit über 20 Jahren engagiert sich die Mimbergerin Gudrun Hartmann für Menschen, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen – zunächst durch die Gründung einer Ortsgruppe der Hilfsorganisation Plan International, später durch die lokale Vereinigung „Burgthann hilft“. Die unterstützt Menschen in Not in der näheren Umgebung, aber auch in Entwicklungsländern, beispielsweise in Kenia. Dort wurden in den vergangenen Jahren mit pragmatischer Hilfe an zwei Orten Schulen errichtet beziehungsweise renoviert, die es ohne die Mitglieder von Burgthann hilft nicht gäbe.
In regelmäßigen Abständen besucht Hartmann mit ihrem Sohn Nico, der sich ebenfalls mit großem Engagement für die Organisation einsetzt, die beiden Wirkungsstätten, um sich über die Fortschritte zu informieren, die wichtigen Kontakte zu pflegen und auch die Arbeiten zu kontrollieren – auch in Corona-Zeiten. 15-mal waren sie schon in Kenia, zwei- bis dreimal im Jahr sind sie dort zum „Arbeitsurlaub“.
Eigenen Verein gegründet
Ergeben hatte sich dieser Kontakt, als sie mit dem dreijährigen Söhnchen 2009 in Kenia ihr Patenkind besuchen wollte und dort eine erbärmliche Krankenstation vorfand. Die wollte sie besser ausstatten, doch über Plan International ließ sich das nicht machen. Kurzerhand gründete Hartmann damals ihren eigenen Hilfsverein Burgthann hilft und wurde in Mwachande, Kenia, natürlich mit offenen Armen empfangen. Nicht nur die Krankenstation wurde überholt, auch die Beschulung der Kinder wurde zu einem stetig wachsenden Projekt.

Zunächst mietete man einen Raum für ein paar Schüler, doch die Nachfrage war so groß, dass man sich vor etwa drei Jahren entschloss, eine eigene Schule und einen Kindergarten zu bauen. An die 100 Kinder werden dort betreut. Und als im letzten Jahr eine Großspende einging, war man so gut ausgestattet, dass auch in Ukunda, eine Autostunde von Mwachande entfernt an der Küste, eine renovierungsbedürftige Schule in Stand gesetzt und damit ein zweites Bildungsprojekt aufs Gleis gestellt werden konnte.
Auch in Kenia steigen die Zahlen
Über Ostern waren die beiden Hartmanns zuletzt für zwölf Tage in Kenia. Zwar hatte das Corona-Virus Ostafrika lange Zeit nicht so schlimm betroffen wie andere Gegenden. Dass die Zahlen niedrig sind, liegt zum einen an der geringen Mobilität, zum anderen aber auch daran, dass dort nicht so intensiv getestet werden kann, und, so glaubt Hartmann, „daran, dass die Menschen dort ein besseres Immunsystem haben“.
In den vergangenen Wochen sind auch in dem ostafrikanischen Land die Infektionszahlen gestiegen, dennoch liegt die offizielle 7-Tage-Inzidenz immer noch bei 11,4. Aber es gibt Regionen, die zur „disease infected area“ erklärt werden, weil eine sehr hohe Ansteckungsquote nachweisbar ist. Das Auswärtige Amt hat das Land als Risikogebiet eingestuft und weist darauf hin: „Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Kenia wird derzeit gewarnt.“ Grund dafür ist wohl nicht zuletzt die problematische medizinische Versorgung, die im Ernstfall „nicht sichergestellt“ ist.
Aber touristischer Natur war die Reise nach Kenia im Fall der 54-jährigen Hartmann wirklich nicht. Die Aufenthalte dort dienen dem Fortkommen der Projekte, die Reisekosten für sich und den Sohn übernimmt sie selbst. Die Arbeit, die dann vor Ort zu erledigen ist, „lässt sich in zwei Wochen kaum stemmen“. Es muss viel besprochen werden, denn aus der Behelfs-Schule ist ein kleiner Betrieb mit 17 Angestellten geworden. Zahlreiche Meetings mit den Managern, Lehrern, Köchen, dem Arzt und Reinigungspersonal stehen an. Nicht immer gilt es, einfache Entscheidungen zu treffen. So musste man sich kürzlich von einer Managerin trennen, die einfach zu schlecht und nachlässig gearbeitet hatte.
„So mit reingewachsen“
Auch ganz konkret packen Mutter und Sohn mit an. Der 15-jährige Nico – „der ist da so reingewachsen“, beschreibt es Gudrun Hartmann – hilft ebenso mit wie die Mama. Er hilft bei der Verteilung von Essenspaketen für Bedürftige, die bereits von Deutschland aus über einen Supermarkt vor Ort bestellt werden. Ganz wichtig ist die Versorgung mit Medikamenten, und auch einige Arztbesuche werden von den Burgthannern bezahlt. Und dann wünschen sich die Menschen dort als kleinen Luxus Handys. Gudrun Hartmann sammelt zu Hause ausgediente Telefone, denn Handykarten kosten nur wenig, aber Geräte kann sich kaum einer leisten.
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Die ohnehin schon arme Bevölkerung hat das Virus noch ärmer gemacht, viele Familien hungern. Das betrifft vor allem die Menschen an den großen Küstenstreifen, die vom Tourismus leben. Sowohl die wohlhabenden einheimischen Urlauber als auch die europäischen bleiben aus, ein ganzer Wirtschaftszweig bricht weg.

So wenig wie die medizinische Versorgung von Covid-Patienten mit der in unseren Breiten verglichen werden kann, so sehr bemüht man sich, das Virus in Schach zu halten. Bei der Einreise mussten Hartmanns einen negativen Test vorweisen, vor dem Rückflug wurde ein weiterer gemacht.
Masken werden sowohl auf der Straße als auch im Auto vorgeschrieben, wenn auch nicht ganz so konsequent getragen. „Doch in den Restaurants und im Hotel sind sie sehr dahinter her“, beschreibt Gudrun Hartmann die Standards. „Da wird viel desinfiziert und Fieber gemessen.“ Anders sieht es auf dem flachen Land aus, wo die Menschen in einfachen Hütten leben, denn wo will man sich die Hände waschen, wenn es kein fließendes Wasser gibt?
Verschieben stand nie zur Debatte
Dennoch haben die beiden nie erwogen, die Reise wegen der Pandemie zu verschieben. „Ich bin da sehr angstfrei“, äußert sich Gudrun Hartmann. „Wenn ich mich dauernd sorgen würde, könnte ich das nicht machen“, stellt sie rückblickend fest und freut sich schon auf das nächste Mal.
Info:
Wer die Organisation mit Geld oder zum Beispiel durch ausgediente Mobiltelefone unterstützen will, findet Kontakt auf der Homepage burgthann-hilft.de