VORRA – Es war ein Kriminalfall, der das ganze Land bewegt hat: Am heutigen Mittwoch jährt sich der Brandanschlag auf die – damals noch geplanten – Asylbewerberunterkünfte in Vorra zum fünften Mal. Die Gemeinde hat sich seitdem erholt, aber nichts vergessen.
Heute vor genau fünf Jahren, am Abend des 11. Dezember 2014, steckten Unbekannte das Haus in der Hauptstraße 40 und den ehemaligen Gasthof „Zur Goldenen Krone“ in Brand. An der heutigen Waschküche, die zwischen den Gebäuden liegt, finden sich Schmierereien: „Kein Asylat (sic!) in Vorra“, heißt es in roter Farbe auf der weißen Mauer des Häuschens, flankiert wird der Schriftzug von zwei Hakenkreuzen. Der Verdacht des rechten Terrors lässt Medien aus aller Welt in den 1800-Seelen-Ort pilgern, schon am nächsten Morgen macht sich der bayerische Innenminister Joachim Herrmann ein Bild vor Ort.
Brand in Vorra : politisch oder wirtschaftlich motiviert?
Anderthalb Jahre später wird aus dem politischen ein wirtschaftliches Verbrechen: Die Schmierereien sollen nur zur Ablenkung gedient haben, ein Mitarbeiter und der Inhaber der Baufirma sollen dahinterstecken, sie sollen Baumängel zu vertuschen versucht haben. Am Ende reichen die Indizien dem Landgericht Nürnberg-Fürth nicht für eine Hauptverhandlung aus.
Heute, fünf Jahre nach dem Feuer, sind die Asylunterkünfte in Betrieb. Kinderspielzeug liegt im Bereich der Gebäude herum, Fahrräder stehen sauber aufgereiht in den Ständern, hin und wieder schauen Bewohner aus den Fenstern, grüßen Passanten. Alles normal. Scheinbar keine Spur mehr von dem Schrecken, der sich hier vor einem halben Jahrzehnt abgespielt hat.
Bericht über Brandanschlag in Vorra : „Gut weggekommen“
Das bestätigt Bürgermeister Volker Herzog: „Der Gemeinde Vorra geht es gut.“ Das macht er am politischen Klima im Ort fest. Es habe zum Zeitpunkt des Anschlags und davor keine Anzeichen gegeben, dass gewaltbereite Rechtsradikale in Vorra ihr Unwesen treiben könnten. Auch deshalb habe man sich von dem vermeintlich fremdenfeindlichen Brandanschlag nicht entmutigen lassen und schnell den Entschluss gefasst, die Gebäude nach ihrer Renovierung trotzdem als Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge zu nutzen.
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Wenn auch mit Schrecken: „Der Schock ist mir immer noch am intensivsten in Erinnerung“, berichtet Pfarrer Björn Schukat. Demgegenüber stellt er jedoch den „Ruck“, der damals durch den Ort ging. „Jetzt erst recht“, sei die Parole gewesen, mit der sich die Vorraer diesem Schock entgegenstellten, mit dem keiner gerechnet hatte.
Kein mulmiges Gefühl nach dem Feuer
Den Familien, die etwa ein Jahr später tatsächlich eingezogen sind, gehe es soweit gut, so Barbara Langenstein, Mitglied der Flüchtlingshilfe. Sie hatte damals den Einzug der Geflüchteten organisiert, von denen einige schon wieder ausgezogen sind und bereits in Vorra Fuß gefasst haben. Mulmig sei ihr dabei kaum zumute gewesen. „Knapp ein Jahr später war die Sache eigentlich abgehakt“, ihr sei es schier unmöglich erschienen, dass so etwas zweimal passieren könnte.