Austausch im Landratsamt

Flüchtlingshilfe im Landkreis: Was lief 2022 gut und was kann man verbessern?

Rund um die Situation von Geflüchteten im Nürnberger Land ging es bei einem Treffen im Landratsamt. | Foto: LRA2022/12/csm_Helferkreistreffen_by_Bitzigeio-min_365bc6dbc5.jpg.pagespeed.ce_.L1OtCK1jjS.jpg

NÜRNBERGER LAND – Ehrenamtliche und Verwaltung tauschten sich im Landratsamt zum Thema Flucht, Asyl und Migration aus. Dabei gab es Kritik, aber auch Anregungen, wie man die Arbeit künftig verbessern kann.

Im Dezember fand im Landratsamt ein Treffen zwischen den Ehrenamtlichen, die Geflüchteten im Landkreis helfen, und den Verwaltungskräften statt, die mit diesen Themen befasst sind. Neben dem Sozialamt, dem Ausländeramt und dem Jobcenter nahmen auch die Integrationslotsen und Landrat Armin Kroder teil. Thema des Abends: „Ein offener, fairer, guter Austausch“, wie Kroder es formulierte.

Bei dem Treffen im Großen Sitzungssaal berichteten zunächst Sozial- und Ausländeramt, wie sie die aktuelle Situation wahrnehmen. Tatsächlich sind 2022 mehr Menschen nach Deutschland gekommen als 2015, was die Gebietskörperschaften, die sich konkret um die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten kümmern müssen, vor große Herausforderungen stellt.

Angespannter Wohnungsmarkt

Das Landratsamt hält im speziellen fünf Gemeinschaftsunterkünfte für ukrainische Geflüchtete vor. Der private Wohnungsmarkt ist im Nürnberger Land nicht weniger angespannt als anderswo, und die Knappheit verschärft sich, je mehr Menschen ankommen und nach Wohnungen suchen.

Die Ehrenamtlichen wollten wissen, inwieweit das Amt den Geflüchteten helfen kann, indem es Kautionen zahlt oder als sich als Mietpartei eintragen lässt. Beides ist jedoch nicht beziehungsweise nur unter bestimmten Bedingungen möglich: Mietobjekte sind für das Amt beziehungsweise den Freistaat erst dann von Interesse, wenn eine Unterkunft Platz für mehr als 30 Personen bietet.

Eine weitere Baustelle sind Integrationskurse, in denen Geflüchteten die deutsche Sprache und Kultur vermittelt werden – sie sind in der Region für Monate ausgebucht, aber ihr Abschluss ist teils essenziell für eine Zukunftsperspektive.

Lange Bearbeitungszeiten

Ein ehrenamtlicher Helfer berichtet, dass mehrere der Ukrainerinnen, die er unterstützt, online Integrationskurse besuchen und dabei sprachlich schnell Fortschritte erzielten; die Runde nahm diesen Impuls gerne an. Die Ehrenamtlichen übten auch Kritik an Sozialamt, Ausländeramt und Jobcenter: Die Bearbeitung der Unterlagen dauere sehr lange, selbst bei fristgerechter Einsendung aller Dokumente, und außerdem sei insbesondere das Jobcenter schlecht erreichbar.

Grund für die langen Bearbeitungszeiten sind, wie die Fachkräfte ausführten, zum einen der erhebliche Anstieg der Anträge – die Zahl der eingegangenen Anträge sind heuer um rund 30 Prozent gestiegen – bei gleichzeitigem Personalmangel. Viele Mitarbeitende seien an der Belastungsgrenze oder schon darüber hinaus. An der Erreichbarkeit versprach das Jobcenter zu arbeiten, und die beiden Integrationslotsen, Frank Durta und Dr. Carina Fiebich-Dinkel, boten den Ehrenamtlichen ihre Unterstützung bei Behördengängen an.

Es gab an dem Abend auch viel Lob und Anerkennung für die Arbeit der Ehrenamtlichen. Björn Bracher von der Diakonie Nürnberger Land Neumarkt erzählte, dass es nicht in allen benachbarten Landkreisen und Städten so eine starke ehrenamtliche Unterstützung wie hier gäbe.

Die beiden Integrationslotsen, Frank Durta und Dr. Carina Fiebich-Dinkel, boten wiederholt an, dass man mit jedwedem Problem auch zu ihnen kommen könne und ihnen sagen solle, was gebraucht werde, damit sie sich dafür einsetzen können. Sie stellten verschiedene Projekte vor, die die Integration und das Ankommen Geflüchteter leichter machen sollen, als Schulterschluss mit den Ehrenamtlichen: „Denn wir brauchen euch. Punkt.“

Info

Die beiden Integrationslotsen, die zum WinWin-Freiwilligenzentrum gehören, sind erreichbar via Mail an [email protected] oder telefonisch unter 09123 950 6704 oder -6702.

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