Würdigung der Opfer

Diakoniemuseum Rummelsberg: „Diakonie und Nationalsozialismus in Bayern“

Ein grauer Bus holte 1941 Menschen mit Behinderung in Neuendettelsau ab.
Ein grauer Bus holte 1941 Menschen mit Behinderung in Neuendettelsau ab. | Foto: Diakoneo2025/09/Rummelsberg_Nationalsozialismus_Grauer_Bus__1.jpg

RUMMELSBERG – Das Forschungsprojekt des Diakoniemuseums Rummelsberg zum Thema „Diakonie und Nationalsozialismus in Bayern“ nimmt Fahrt auf. Bei einer öffentlichen Fachtagung im Evangelischen Bildungszentrum Hesselberg von Freitag, 12. bis Samstag, 13. September, stellen Autorinnen und Autoren erste Forschungsergebnisse vor.

„Das Forschungsprojekt soll einen historischen Überblick ermöglichen, den es bisher nicht gibt“, sagt Dr. Thomas Greif, Leiter des Rummelsberger Diakoniemuseums. So fehlten bisher insbesondere verlässliche Angaben über die Verwicklung der evangelischen Sozialeinrichtungen in die damalige NS-Rassepolitik. „Es existierten bisher nur Einzelpublikationen von bestimmten Organisationen“, sagt Greif.

Ausstellung würdigt Opfer

Ein weiteres Ziel des Projektes sei die Sichtbarmachung und Würdigung der Opfer durch eigene biografische Beiträge. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes, an dem 25 Fachleute aus ganz Deutschland mitarbeiten, sollen in einem Forschungsband veröffentlicht und die Grundlage der neuen Ausstellung im Diakoniemuseum werden. Die Eröffnung ist für April 2026 geplant.

Unter den Referenten der Tagung ist etwa der Sozialhistoriker Uwe Kaminsky, der sich mit Konflikten zwischen Innerer Mission (Diakonie) und Staat im Bereich der Jugendfürsorge beschäftigt hat. Matthias Honold, Archivar von Diakoneo, beschreibt die Verstrickung der einstigen Diakonissenanstalt in das „Euthanasie“-Programm des Dritten Reiches.


Der emeritierte Geschichtsprofessor Bernd Brandl beleuchtet die Rolle des Diakonissenmutterhauses Hensoltshöhe in jener Zeit, über die es bisher nur sehr lückenhafte Forschungen gibt. Ulrike Winkler, Sozialhistorikerin und Mitkuratorin des Forschungsprojektes, beschreibt Erfahrungen von Rummelsberger Diakonen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Biografische Skizzen

Kurze biografische Skizzen von Verantwortungsträgern der Inneren Mission und von Opfern der nationalsozialistischen Sozialpolitik ergänzen die Fachvorträge. Referenten sind unter anderem die Biografin Nora Andrea Schulze, Jens Colditz, Rektor der Diakonissenanstalt Augsburg und Katrin Kasparek von der Forschungsstelle Nationalsozialismus beim Bezirk Mittelfranken.
In einem Abendvortrag stellt der Filmemacher Axel Mölkner-Kappl die damals außergewöhnlich fortschrittliche Filmarbeit der Evangelischen Bildkammer Bayern in den 1920er und 1930er Jahren vor.

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