„Das erschwert die Jugendarbeit extrem“

Alle müssen raus

Auch das Feuchter Blasorchester nutzt Räume im Keller der Mittelschule. Ab dem 25. Februar müssen sich die Musiker jedoch etwas anderes suchen. | Foto: Archiv2021/12/Feucht-Blasorchester.jpg

FEUCHT – Mehrere Vereine nutzen derzeit die Kellerräume der Mittelschule. Eine neue Bleibe haben sie noch nicht. Aber ihr Auszugsdatum steht jetzt fest.

Mit dem Beschluss des Gemeinderates, dass die Offene Ganztagsschule in die Kellerräume der Mittelschule einzieht, konnte zwar der Platzbedarf der Grundschule gedeckt werden. Das Problem fehlender Räume der Marktgemeinde hat sich aber nur verschoben: Die Vereine, die bisher die Kellerräume nutzen, brauchen jetzt eine neue Heimat. Vergangenen Mittwoch gab es eine erste Besprechung der Verwaltung mit allen betroffenen Vereinen. Ohne Lösung, aber mit einem Ultimatum.

Nach Bürgermeister Jörg Kotzur ging es bei dem Termin vor allem darum, den zukünftigen Bedarf der Vereine herauszufinden: Was dringend gebraucht wird, wo Abstriche gemacht werden können. Denn neue Räume müssen „natürlich auch für die Vereine passen“, sagt er. Bei den Vereinen blieb von diesem Treffen vor allem eine Botschaft hängen: Zum 25. Februar müsst ihr raus.

Dieses Datum bereitet Miriam Roth, Vorsitzende des Blasorchesters, Sorgen: „Es ist toll, dass jetzt jeder weiß, wie die Lage ist, aber wir brauchen zeitnahe Informationen.“ Sie ergänzt: „Es drängt ja auch die Zeit. Jetzt kommt Weihnachten und der Jahreswechsel, da wird nichts passieren. Dann ist Mitte Januar und es bleiben nur noch sechs Wochen.“ Wie es jetzt weitergeht, weiß sie noch nicht. In einem Post auf Facebook am Wochenende machte sie der Gemeinde auch Vorwürfe: Erst ausreichend Zeit in Aussicht zu stellen und dann doch einen knappen Umzugstermin zu präsentieren, ohne eine Alternative zu nennen. Dennoch hofft sie auf eine einvernehmliche Klärung: „Wir sind auf die Gemeinde angewiesen.

Selbstständige Suche

Kotzur sieht das etwas anders. Die Vereine sollten das Problem nicht komplett auf die Gemeinde abladen. Er empfahl ihnen, eigenständig nach möglichen Räumen zu suchen. Für Roth eigentlich keine Option, denn bei einem privaten Vermieter würde Miete anfallen. „Das können wir uns als Verein nicht leisten, und wir können nicht erwarten, dass uns Räume gratis zur Verfügung gestellt werden“, sagt sie.

Ähnlich beschreibt auch Willibald Welker die Situation. „Die Suche nach einem neuen Raum ist unmöglich für uns.“ Die Miete könne sich der Verein nicht leisten. Erst in diesem Jahr habe man die Mitgliedsbeiträge erhöht. Sollten sie weiter steigen, befürchtet Welker, dass sich die Mitglieder andere Angebote suchen. Zusätzlich fehle es ihm an Zeit. Den Vorsitz möchte er eigentlich schon länger abgeben. Wegen Corona konnten aber keine Neuwahlen stattfinden. Derzeit bereitet er alles für einen möglichen Nachfolger vor. Das Büro des Vorstands ist noch bei ihm zu Hause. Einen Raum habe er schon gefunden, jetzt müsse die Einrichtung und der Umzug dorthin geplant werden. Außerdem müsse er sich um die Abrechnungen der Mitglieder kümmern. Denn die Rheuma-Liga bietet ärztlich verordnete Therapieeinheiten an. Dieses Funktionstraining beinhaltet Wassergymnastik in Schwand und zwei Treffen wöchentlich zur sogenannten Trockengymnastik in den Kellerräumen der Mittelschule. Diese werden durch auf Rheumapatienten spezialisierte Therapeuten durchgeführt.

Bisher keine Ortsbegehung

Wir machen, so lange es geht, weiter. Bisher sind wir noch nicht ausgesperrt“, sagt er, „was am 25. Februar passiert, wissen wir nicht. Ich will den Bürgermeister auch nicht drängen“. Er vertraut darauf, dass die Gemeinde etwas findet, und wartet ihr weiteres Vorgehen ab. Trotzdem findet er: „Wenn ich Interesse an den Vereinen habe, dann müsste ich mich auch mal blicken lassen.“ Er könne zwar schildern, wie es bei ihnen aussieht, aber es wäre besser, wenn die Verantwortlichen sehen würden, wie die Räume genutzt werden. Auch Roth bot der Gemeinde und den Gemeinderäten deshalb eine Führung an. Auf ihre erste Mail bekam sie keine Antwort. Auf die zweite hätten jetzt einige Parteivertreter reagiert. Kotzur selbst sehe keinen Bedarf einer Besichtigung. In den vergangenen Monaten sei er mehrmals vor Ort gewesen, er kenne die Räume.

Für das Blasorchester stellt vor allem die Lagerung von Notenblättern und Instrumenten ein Problem dar. Diese nehmen derzeit einen Lagerraum von etwa 20 Quadratmetern ein. Auch die Wasserwacht nutzt einen Raum im Keller der Mittelschule. Zu Ausbildungszwecken der Erwachsenen, aber vor allem für die Gruppenstunden der Jugend benötigen sie ihn. Wohin es Ende Februar gehen soll, weiß auch Till Bohnekamp nicht. „Das erschwert die Jugendarbeit natürlich extrem. Dann fällt die Gruppenstunde erst mal aus. Die Kinder gehen zwar gerne raus. Im Winter ist das aber nicht immer eine Option“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Wasserwacht Feucht. Dennoch habe man einen Notfallplan: „Unsere Sachen müssten wir dann notdürftig in unserer Fahrzeuggarage lagern.“ Da wäre zwar eigentlich kein Platz, aber den könne man schaffen. „Bisher sind wir sehr verwöhnt mit einem Raum für uns alleine“, so Bohnekamp. Es sei ihm klar, dass es in Zukunft wohl anders sein werde.

Auch die Wasserwacht muss sich nach neuen Räumlichkeiten umschauen. Foto: Archiv2021/12/wasserwacht.jpg

Kotzur sagt, die Gemeinde arbeite derzeit an einer Lösung. Man wisse aber noch nicht, wann man die Vereine wieder informieren könne. „Wir wollen nicht, dass die Vereine auf der Straße sitzen, und versuchen auch, bei der Lösungssuche kreativ zu werden“, sagt er. Bestehende Räume werden jetzt mit dem Wissen, was die Vereine brauchen, überprüft. „Wir hoffen, zeitnah Vorschläge machen zu können“, sagt er. Versprechen könne er aber nichts.

Gebühren ohne Räume?

In dem Gespräch kamen auch mögliche Gebühren für Nebenkosten und Reinigung zur Sprache, die in 2022 im Gemeinderat behandelt werden. Für Roth stellte sich in ihrem Facebook-Post die Frage, warum über Gebühren für Räume gesprochen wird, die noch gar nicht existieren. Kotzur fühlt sich damit missverstanden. Er wollte über das weitere Vorgehen informieren und die möglichen Gebühren seien nur ein Teil davon. Im kommenden Jahr wolle man sich im Gemeinderat in Ruhe mit der Situation der Feuchter Vereine auseinandersetzen und die Raumsituation optimieren. Mit einem genauen Überblick, wer, wo wann die Räume der Gemeinde nutzt, und ob es Leerstände gibt. „Eine klare Linie“ wolle man fahren. Zusätzlich wolle man die Rahmenbedingungen der Vereine vereinheitlichen, dabei solle geklärt werden, ob eine Gebühr für Nebenkosten oder Reinigung sinnvoll sei.

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