Nachwuchshoffnung Max Rehberg glänzt trotz Niederlage

Underdog auf Augenhöhe

Aus im vierten Spiel in Eckental: Nach einem „Achterbahn“-Spiel mit völlig unterschiedlichen Verläufen in den drei Sätzen musste sich Lokalmatador Johannes Haerteis am Mittwoch Nachmittag Sebastian Korda geschlagen geben. | Foto: Fabian Reisch2020/11/Tennis-ATP-Eckental-Johannes-Harteis-Mittwoch-net.jpg

ECKENTAL. Nachdem Mittwoch Vormittag der topgesetzte Kamil Majchzrak nach einem schnellen Aufgabe-Sieg gegen Sebastian Ofner als letzter Spieler den Sprung unter die besten 16 schaffte, passt bei diesen Deutschen Hallentennismeisterschaften in Eckental weiterhin das Attribut „international“ vorzüglich, schließlich stehen im Achtelfinale Tennis-Profis aus zehn Nationen, darunter auch vier Nichteuropäer.


Von den verbliebenen deutschen Spielern mussten das am Montag so stark aufspielende Youngster-Trio und der Nürnberger Johannes Haerteis Farbe bekennen. Am Donnerstag kann Matthias Bachinger in seiner Rolle als „Lucky Looser“ weiter von sich reden machen, er trifft auf den spielstarken Marterer-Bezwinger Marc-Andrea Huesler – eine hohe Hürde für den Münchner gegen das Schweizer Ass.


Wem man einen Gegner auf dem Tableau serviert bekommt, der im September bei den French Open den Einzug in die dritte Runde schaffte und erst vom späteren Turniersieger Rafael Nadal gestoppt wurde, dann weiß man, wie schwer die Aufgabe ist. Johannes Haerteis bekam dies im ersten Durchgang gegen Sebastian Korda, in Eckental wohl der Akteur mit dem bekanntesten (Tennis)-Nachnamen, zu spüren.


Korda dreht im dritten Satz auf


Der Start mit einem Breakverlust war für den Nürnberger nicht gerade verheißungsvoll, Korda diktierte den Satz klar mit 6:2. Das Spiel für den in Florida lebenden US-Akteur wurde kein Selbstläufer, im Gegenteil: Haerteis dominierte nun und gewann eindrucksvoll mit 6:1 den zweiten Durchgang. Fränkische Siegeshoffnungen kamen auf, wurden aber im Expresstempo zunichtegemacht, denn Korda spielte nun groß auf und war wieder Chef auf dem Teppichboden. 1:6 – Haerteis chancenlos nach 84 Minuten. Trotzdem war Eckental 2020 mit 3:1 Siegen ein Erfolg für ihn, am Ende dotiert mit 1480 Euro.


An Dramatik und Spannung nicht zu überbieten war die Begegnung zwischen Max Rehberg, einer der größten deutschen Nachwuchshoffnung vom TC Aschheim bei München, und dem an Nr. 4 gesetzten Evgeny Donskoy. Auf der einen Seite ein Teenager, auf der anderen Seite ein Profi, der seit Jahren auf allen Grand Slam-Plätzen zuhause ist und 2017 sogar Roger Federer bei den Australian Open besiegte.


Zweimal fehlten dem oberbayerischen angehenden Abiturienten nur zwei Bälle zum Sensationssieg. Im finalen Durchgang hatte der dreimalige Deutsche Meister in den Jugendklassen eine 5:3-Führung und servierte, doch der Routinier zog mit einem Doppel-Break den Kopf aus der Schlinge. Rehberg zeigte Klasse und Nervenstärke, wehrte auch einen Matchball ab, schaffte ein Break und so musste der Tiebreak entscheiden.


Gegner trennen 2000 ATP-Ränge


5:4 stand es schon für Rehberg, aber der Favorit hatte im Schlussakkord nach zweieinhalb Stunden mit vielen sehenswerten Ballwechseln das notwendige Quäntchen Glück, machte die nächsten drei Punkte und jubelte erleichternd. Dass immerhin 2000 (!) ATP-Ränge zwischen den Beiden liegen, war am Mittwoch zu keinem Zeitpunkt sichtbar.


Ist Eckental der Durchbruch für Marvin Moeller im Herren-Profitennis? Vier Erfolge binnen fünf Tagen im House of Sports, da passte der Zwei-Satz-Erfolg am Mittwoch im Youngster-Duell ins Bild. Moeller, der aufgrund einer langwierigen Sehnenverletzung an der Schlaghand im ATP-Ranking weit jenseits der 1000er-Marke liegt, präsentierte sich in beiden Durchgängen sehr fokussiert, schaffte jeweils mit frühen Breaks das Fundament für den Sieg, bei dem er sich 13 Breakchancen herausspielte (Rosenkranz eine), von denen er vier Möglichkeiten verwandelte. Der Hamburger, der in der Vorwoche nicht den Sprung ins Hauptfeld schaffte, schwimmt aktuell auf einer Erfolgswelle und steht in Eckental als erster Deutscher – schon etwas überraschend – im Viertelfinale am Donnerstag.


Schneller Sieg für Nummer 1


Sein möglicher Gegner könnte der Topgesetzte sein. Der erste Auftritt der Turnier-Nr. 1, Kamil Majchzrak, dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, denn sein Gegenüber Sebastian Ofner musste beim Stand von 5:1 wegen Bruststechen aufgeben. Der Pole, der auch 2019 auf der Setzliste ganz oben stand und nach einem Freilos sowie einem Sieg gegen Marc-Andrea Huesler dann am Belgier Steve Darcis scheiterte, trifft am Donnerstag auf den ungesetzten Russen Roman Safiullin. Ob Majchrzak heuer als Topgesetzter durchkommt? 

BERTRAM WAGNER

Ergebnisse:

  1. Runde: Majchrzak (POL) – Ofner (AUT) 5:1 Aufgabe.
  2. Runde: Ramanathan (IND) – Moriya (JPN) 7:6(1), 6:4; Moeller – Rosenkranz 6:2, 6:4; Donskoy (RUS) – Rehberg 3:6, 6:3, 7:6(5); Korda (USA) – Haerteis 6:2, 1:6, 6:1.
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