EZELSDORF – Jetzt also Bayernliga! Nach dem Aufstieg im Sommer ist die höchste Spielklasse im Freistaat die neue Heimat der Ezelsdorfer Fußballerinnen. Vor dem Saisonstart an diesem Wochenende hat der Bote mit Coach Felix Bernhard (25) über überzogene Erwartungen, die Vorteile eines „Dorfvereins“ und die Besonderheiten des Frauenfußballs gesprochen.
Felix Bernhard, Ihrem Vornamen haben sie bislang alle Ehre gemacht. Von der BOL sind Sie mit ihren Mädels in nur drei Jahren in die vierthöchste deutsche Spielklasse im Frauenfußball durchmarschiert. Wie fühlt man sich denn nun als frischgebackener Bayernliga-Trainer?
Die letzte Saison mit den vielen knappen Ergebnissen (13 Siege mit nur einem Tor Unterschied, Anm. d. Red.) hat mich schon zehn Jahre altern lassen. Aber prinzipiell fühle ich mich jetzt nicht anders als in der Landesliga. Ich bin längst schon in dem Film drin, die Mädels auf die Spiele vorzubereiten. Da macht es keinen Unterschied, ob jetzt Weinberg kommt oder wie im letzten Jahr zum Beispiel Neusorg. Man schaut einfach, dass man die Spielerinnen fürs Wochenende fit bekommt. Die Zeit zum genießen, wo man sich gedacht hat „Das ist schon geil“, war da, aber auch viel zu kurz. Die Sommerpause war nicht wirklich eine Sommerpause für mich. In der Bayernliga muss ich deutlich mehr organisieren.
Mit gerade mal 25 Lenzen sind sie der jüngste Trainer der Liga, haben Sie manchmal die Sorge, von den Kollegen nicht ernst genommen zu werden?
Eigentlich nicht. Ob ich ernst genommen werde, ist auch gar nicht wichtig. Hauptsache am Platz passt es dann. Ich hatte bislang noch mit keinem Kollegen Probleme. Letztes Jahr war zum Beispiel der ehemalige Feuchter Profi Ingo Walther (Trainer der SpVgg Bayreuth, Anm. d. Red.) da, der bestimmt doppelt so alt ist wie ich, und mit ihm konnte ich mich auch ganz normal unterhalten. Und in der Regel machen das meine Mädels auf dem Platz so gut, dass ich mich nicht verstecken muss.
„Es ist brutal schwer, jemanden zu finden“
Andererseits gibt es in dieser Liga keine einzige Trainerin. Und das im Jahr 2019. Warum ist das so?
Gute Frage, es ist tatsächlich auffällig, dass es so wenige Trainerinnen gibt. Aber ich kann leider auch nicht erklären, warum das so ist. Wir haben ebenfalls schon länger eine Spielertrainerin für unsere zweite Mannschaft gesucht, aber es ist brutal schwer, jemanden zu finden.
Sind Sie eigentlich auf Frauenfußball festgelegt, oder hat sich auch mal eine Herrenmannschaft gemeldet, die Sie gerne verpflichten würde?
Es gab jetzt schon die ein oder andere Anfrage aus dem Herren-Bereich, aber es war nichts dabei, was mich vom FC Ezelsdorf weggelockt hätte.
Erklären Sie uns bitte mal den Unterschied zwischen Frauen- und Männer-Fußball.
(Überlegt lange) Zum einen die körperlichen Voraussetzungen. Was den Frauenfußball für die Allgemeinheit unattraktiver wirken lässt, ist das Tempo. Der Herrenfußball ist deutlich schneller, das ist einfach so. Mir gefällt aber als Trainer beim Frauenfußball besser, dass du mehr taktischen Einfluss auf das Spiel hast, weil das Spiel langsamer ist. Man sieht mehr taktische Feinheiten, mehr was der Gegner vorhat. Dazu ist Frauenfußball mehr Mannschaftssport. Bei den Männern wird viel über Einzelleistungen gelöst, da gibt es in jeder Mannschaft immer ein, zwei Spieler, die besser sind als ihr Gegenspieler. Bei den Frauen ist es ausgeglichener. Da werden die Tore eher herausgespielt. Bei uns geht es mehr Team gegen Team als Einzelspieler gegen Einzelspieler wie bei den Männern.
Das würde ja bedeuten, dass im Frauenfußball der Faktor Trainer wichtiger ist als bei den Männern.
Ich habe noch nicht so bewusst darüber nachgedacht, aber ja, das ist die logische Folge. Ein schlechter Herren-Trainer, der aber zwei, drei klasse Leute hat, die ihm das Spiel retten, wird sich leichter tun, als ein schlechter Trainer bei einer Frauenmannschaft. Das soll jetzt aber auch kein Abgesang auf den Männerfußball sein.
„Ich will ihr keinen Druck machen“
Warum gibt es im kleinen Ezelsdorf eigentlich so viele gute Fußballerinnen?
Wir haben die letzten zwei, drei Jahre nochmal einen großen Sprung gemacht. Die Mädels spielen jetzt auf einem Niveau, das sie vorher noch nicht hatten. Wir haben gute Spielerinnen zu noch besseren gemacht. Außerdem ist es die gute Jugendarbeit im Verein, die uns auszeichnet. Und – das klingt jetzt vielleicht ein wenig romantisch und nach Dorfverein – aber wenn unsere Spielerinnen aus der Jugend herauskommen, spielen sie in der Regel auch zehn, zwölf Jahre bei uns.
Mit Katharina Hampicke haben sie eine ehemalige 2. Liga-Spielerin auf dem Feld. Wie stark profitiert die Mannschaft von ihrer Erfahrung?
Das ist eine schwierige Situation, weil die Kathi ja die ganze Rückrunde aufgrund ihres Kreuzbandrisses ausgefallen ist. Bei ihr liegt jetzt gar nicht der Fokus darauf, dass das Team von ihrer Erfahrung profitiert, sondern sie fit zu bekommen. Wenn sie soweit ist, hilft sie uns natürlich mit ihrer Erfahrung und Cleverness. Aber ich will ihr keinen Druck machen.
Sie haben heuer nur drei Neuzugänge, allesamt aus unteren Ligen, dazugeholt. Ist es trotz des Erfolgs schwierig, im Konzert der Großen mitzuspielen?
Ja, es ist schon schwierig, eine gestandene Bayernliga-Spielerin nach Ezelsdorf zu holen. Wir werden hier bestimmt kein Spritgeld zahlen können. Wir haben aber auch bewusst nicht auf diesem Niveau geschaut. Denn es ist auch fürs Team einfacher, wenn du jemanden holst, der aus einer unteren Klasse kommt. Ich bin jetzt mit den Mädels zweimal aufgestiegen und ich will ihnen nicht eine Bundesliga-Spielerin vor die Nase setzen. Wir haben deshalb junge Spielerinnen geholt, die noch entwicklungsfähig sind und den Konkurrenzkampf anheizen. Bei mir gibt es sowieso kaum gesetzte Spielerinnen.
„Sonst wäre es problematisch“
Nach zwei Aufstiegen in Folge stellt sich zwangsläufig die Frage: Ist die Bayernliga schon das Ende der Fahnenstange für den FC Ezelsdorf?
Ich hoffe, dass die Bayernliga das Niveau bleibt, auf dem wir die nächsten Jahre spielen werden. Jetzt nochmal hochzugehen, wird brutal schwer. Die Bayernliga ist heuer auch deutlich stärker als letzte Saison.
Was wäre das Schlimmste, das dem FC Ezelsdorf in dieser Saison widerfahren könnte?
(Lacht) Wenn wir erneut aufsteigen würden, denn für die Regionalliga bekommen wir keine Lizenz. Wir wissen, wo wir herkommen und dass die letzte Saison außergewöhnlich war. Wenn wir die Bayernliga halten sollten, wird das mindestens genauso gefeiert wie der Aufstieg heuer.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten?
Ein verletzungsfreier Klassenerhalt!
Was sagt eigentlich Ihre Partnerin dazu, dass sie sich ihren Freund mit so vielen anderen Frauen teilen muss?
Das ist für sie okay, weil sie selber in unserer zweiten Mannschaft Fußball spielt. Sonst wäre es vermutlich problematisch.