Handball: Nach der Pleite gegen Bergtheim sind Winkelhaids Handballdamen gegen den HBC Nürnberg gefordert. Bei dem jungen Fusionsverein ist man von der eigenen guten Leistung beinahe überrascht und übt sich weiter in Demut.
Hängende Köpfe, die Blicke im Hallenboden versunken: Die Enttäuschung war den Handballerinnen des TSV vergangenen Samstag anzumerken. Gegen den HSV Bergtheim scheiterte die Mannschaft von Trainer Sebastian Wilfling bei der 15:18-Niederlage weniger an einem übermächtigen Gegner als vielmehr an der eigenen Chancenverwertung. Insbesondere im zweiten Durchgang hatte der TSV eine ganze Reihe hundertprozentiger Möglichkeiten liegen lassen und es somit verpasst, den vierten Sieg in Folge einzufahren.
Eine Pleite, die die Mannschaft auch unter der Woche noch beschäftigt hat, wie Spielführerin Verena Götz verrät. „Wir müssen die bittere Niederlage abhaken und wollen frisch ins Spiel gehen, was jedoch nicht wirklich einfach ist, weil wir uns alle so geärgert haben über die liegengelassenen Chancen. Die müssen wir am Wochenende auf jeden Fall machen“, sagt Götz vor der Partie Samstagabend (19 Uhr) gegen den HBC Nürnberg. Götz selbst wird im Derby auflaufen, trotz einer Fingerverletzung, die sie sich in der Partie gegen Bergtheim zugezogen hat.
Junger, ambitionierter Verein
Doch was genau mit dem HBC Nürnberg auf die Winkelhaider Damen zukommen wird, ist schwer zu sagen. Gegründet hat sich der HBC 2019 im Jugend- und Männerbereich, 2020 folgten die Damen. Er ist ein Zusammenschluss des Post SV und des TV Eibach 03. Der junge Club gilt als sehr ambitionierter Verein, der viel in die Jugendarbeit investiert. Doch nicht nur im Nachwuchs-, auch im Erwachsenenbereich sollen professionelle Strukturen geschaffen werden. Dies wurde nicht zuletzt durch die Präsentation des neuen Trainerduos für die neue Spielzeit deutlich.
Mit Matthieu Rödel und Kathrin Blacha als Co-Trainerin präsentierte der HBC ein bekanntes und erfolgversprechendes Duo. Vor allem Blacha ist Handballinteressierten freilich ein Begriff: Sie bestritt 222 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft, war zweimalige Handballerin des Jahres in Deutschland 2003 und 2004, nahm 1996 bei den olympischen Spielen in Atlanta teil und holte mit dem 1. FC Nürnberg zweimal die deutsche Meisterschaft, zweimal den Pokal sowie den Challenge Cup (Europapokal).
Blacha kommt, Blacha geht
Zusammen mit Rödl sollte und wollte Blacha den HBC zum Klassenerhalt führen. Die überraschende Wende dann jedoch kurz vor Saisonbeginn: Nachdem Rödl um die Auflösung seines Vertrags gebeten hat, nahm auch Blacha ihren Hut. „Aus Loyalität“, wie Björn Weltzien sagt. Einen Tag vor dem Derby in Winkelhaid präsentiert sich der Vorstandsvorsitzende des HBC bestens gelaunt und hoch erfreut über die bisher gezeigten Leistungen seiner Mannschaft. „Jeder einzelne Punkt, den wir holen, ist eine Sensation. Wir gehen mit einer extrem niedrigen Erwartungshaltung in die Saison. Sollte uns der Klassenerhalt gelingen, käme das einem Aufstieg gleich“, sagt er demütig.
Nach zwei Siegen zum Auftakt gegen Mintraching/Neutraubling (29:22) und HaSpo Bayreuth (34:14) unterlag seine Mannschaft vergangene Woche bei der HG Zirndorf (23:27), schlug sich mit nur vier Toren Unterschied jedoch sehr wacker.
Vorsicht vor Melina Schwab
Kein Wunder also, dass Verena Götz ein „spannendes Derby“ erwartet, da der HBC „aufgrund der beiden Siege befreit aufspielen kann.“ Besonderen Fokus wollen die TSV-Damen auf Linkshänderin Melina Schwab legen, Nürnbergs vermeintlich beste Spielerin auf der Position Rückraum rechts. Noch wichtiger wird es aus Winkelhaider Sicht sein, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und auch im Abschluss fokussiert zu bleiben. Nicht dass Götz und Co. nach Spielende erneut mit hängenden Köpfen und leeren Blicken in der Halle stehen, weil sie wieder an der eigenen Chancenverwertung gescheitert sind.