Als professionelle Trainerin für Ausdauersportarten zu Wasser, zu Lande und im Schnee stellt Nadine Wolff keck die Frage: Hart oder zart? Bei der Anforderung an sich selbst ist die Antwort eindeutig: Ultrahart. Davon zeugen ihr Erlebnisbericht über den „Wild-Sau Dirt Run“ – und ihr Lebenslauf. Die gebürtige Feuchterin, Tochter des einstigen Club-Spielers Kurt Ucko, lebt jetzt in Schwarzenbach und bekam ihren sportlichen Impuls in der Turnabteilung des TSV Feucht, wo auch auf das Lauftraining großen Wert gelegt wurde. Zum Beruf machte sie ihre Leidenschaft, nachdem sie ihre Karriere in der Gastronomie beendet und das „Cafe Friends“ in Nachbarschaft der „Nürnberger Nachrichten“ dicht gemacht hatte. Ihre Herausforderungen für das nächste Jahr sind der Zugspitzlauf (vielleicht), der Brixen-Marathon und Transalpine-Run im September von Oberstdorf nach Latsch. Mit dabei ihre Partnerin Jessica.
Läuferbesprechnung kurz vor 12 Uhr in Laaben bei St. Pölten. Die Wiesen sind noch mit leichtem Morgenfrost überdeckt. Die Sonne wärmt die Außenlufttemperatur gerade mal auf 6° C und hunderte „Verrückte“, meist kostümiert, warten gespannt auf die Ansprache des „Directors of Pain“ Georg, Veranstalter des wohl härtesten 10- und 20 km-Laufs unter der österreichischen Sonne, den ich bis dato bestritten habe: Der Wild-Sau Dirt Run mit einem Zeitlimit von fünf Stunden.
Um 12 Uhr war es soweit, der 1. Starterblock für die 20 km-Läufer durfte los. Darunter auch ich mit meiner Laufpartnerin Jessica. Es galt, sieben Kilometer möglichst schnell hinter sich zu bringen. Dass die Strecke aber ausschließlich steil bergauf über Schluchten, Bachläufe, gefällte Bäume, durch Geäst und Geröll oder noch steiler bergab von Baum zu Baum führte, war das Problem jedes Einzelnen. Bergauf wurde geklettert, bergab wurde gerutscht. Kaum war man oben, ging‘s auch gleich wieder runter.
Hatte man die ersten recht anspruchsvollen sieben Kilometer hinter sich gebracht, ging die Gaudi erst richtig los, denn dann musste man einen Hindernislauf der besonderen Art absolvieren. Zum Aufwärmen gab es erst einmal eine Kletterwand, die relativ schnell und sicher überwunden werden konnte. Direkt im Anschluss kamen wir in den Genuss des Tauchbeckens. Randvoll gefüllt mit eiskaltem Schlamm, bei dem einem wirklich die Luft weg geblieben ist, und abgedeckt mit Baumstämmen, um Schummeln zu vermeiden. Hat man sich nach diesem Schock erstmal wieder gefangen, richtig Luft geholt und sich nach den Schreien und Zurufen der zahlreichen Fans wieder fit gefühlt, musste man sich schon wieder ins zweite Tauchbecken quälen. Es folgten weitere Hindernisse, wie eine Hühnerleiter, eine hoch gespannte Slackline, diverse quer gespannte Baumstämme, Kriechpassagen, Rutschrampen, Kriechtunnel aus Traktorreifen usw.
Ein besonderes Highlight war allerdings der „Stromkanal“. Ca. zwei Meter breit und fünf Meter lang war der abgesperrte Weg mit herunterhängenden Weidenzaun-Schnüren – natürlich unter Spannung. Augen zu und durch! Und schon wusste man, warum sich hunderte Kilo schwere Weidetiere von einem dünnen Kunststoff-Band abhalten lassen. Für die Zuschauer war es allerdings sehr sehenswert . . .
Nach diesem „erfrischenden“ Parcours ging es dreckig von oben bis unten auf eine weitere drei Kilometer lange Offroad-Strecke, um anschließend den Parcours nochmals zu durchlaufen.
Damit nicht genug – wir haben uns schließlich für die 20 km angemeldet! – ging es für uns noch einmal auf die 7-km-Strecke. Das Läuferfeld lichtete sich, irgendwann nach der Abzweigung zur 3-km-Runde waren wir schließlich allein unterwegs. Die Arme und Finger beginnen, steif vor Kälte zu werden, Bänder und Sehnen melden sich bei den Bergabpassagen nun auch zu Wort, was uns zwang, das Tempo zu drosseln, um nicht zu stürzen.
Etwas unterkühlt, geschunden, geplagt und gepeinigt von den sieben Kletter-Kilometern war es aber noch lange nicht zu Ende. Wir durften nochmal durch den eh schon bekannten Hindernisparcours, um uns wieder im „Gatsch“ aufzuwärmen. Allerdings waren die Kletter-Hindernisse mit steifen Fingern dieses Mal nicht ganz so leicht zu überwinden. Man kann sich vorstellen, wie dieser Parcours ausgesehen hat, nachdem sich bereits rund 1400 Teilnehmer durch gewälzt haben.
Dennoch war unser Rennen noch nicht vorbei – die letzten drei Kilometer standen noch an! Der Kampfgeist war geweckt Wir rannten durch den Start-Zielbereich und wurden leider ausgebremst, „Director of Pain“: Sorry Mädels, aber ihr dürft nicht mehr raus. Warum? Weil ihr die letzten drei Kilometer nicht in einer Stunde schafft! Klar hätten wir, aber wir durften trotzdem nicht mehr. Lag daran, dass die gesamten Teilnehmer aus dem 20-kmRennen sich 30 Minuten verlaufen hatten, weil weit und breit kein Streckenposten im Einsatz war. Andere liefen zum Start zurück und bekamen einen Neustart, andere, wie wir, liefen weiter. Und genau aus dem Grund erhielten wir unsere Doppelte-Wildsau-Medaille. Somit war der für meine Laufpartnerin Jessica und mich „härteste Crosslauf“ beendet – und wir? Klar, stolze „Wild-Säu“!
Den Zeiten nach kann man sich ausmalen, wie lang und hart diese 17 Kilometer waren: Zwischenzeit bei 10 km 2:35 h, bei 17 km 4:22.
Mehr über Nadine Wolff und ihren Sport unter http://www.wolff-sports.de.