SC ging bei Mega-Ablöse leer aus

Club-Neuzugang weckt in Feucht böse Erinnerungen

Der Wechsel des ehemaligen Feuchter Jugendspielers Timothy Tillman für stolze 500 000 Euro von Greuther Fürth zu den Bayern sorgte damals auch überregional für Schlagzeilen. Denn diese Summe war eine der höchsten Ablösen, die bis dato im deutschen Jugendbereich gezahlt wurden. Nun ist Tillman (19) zurück in Franken und versucht beim 1. FC Nürnberg seine erste Schritte im Bundesligafußball. | Foto: Wolfgang Zink2018/07/20180703_-_fcn_trainingsauftakt_dama_2766.jpg

FEUCHT/NÜRNBERG – Beim 1. FC Nürnberg backt man in Sachen Neuzugänge für die Bundesliga derzeit eher noch kleine (vor allem junge) Brötchen. Törles Knöll (20, HSV II), Kevin Goden (19, 1. FC Köln U19) und als letzter einer ganzen Reihe hoffnungsvoller Talente wurde nun noch der 19-jährige Timothy Tillman, ausgeliehen für ein Jahr von Regionalligist FC Bayern München II, am Valznerweiher vorgestellt. Bei den Fans löst diese Verpflichtung noch keine allzu überschwängliche Euphorie aus. Ebensowenig wie ein paar Kilometer entfernt beim SC Feucht, wo man mit dem Namen Timothy Tillman sogar ziemlich unangenehme Erinnerungen verbindet.

Dafür kann der junge Mittelfeldspieler persönlich natürlich nichts, als er seinerzeit bis zur C-Jungend im Walstadion kickte, hatte sich Tillman nichts zu Schulden kommen lassen. „Groß aufgefallen ist er mir damals nicht, dass er sich so entwickeln würde, konnte man in der C-Jugend noch nicht absehen“, erinnert sich Manfred Kreuzer. Und dennoch betont der SC-Macher: „Wenn ich an den Jungen denke, muss ich mich schon sehr ärgern.“ Denn nicht die Feuchter, sondern die SpVgg Greuther Fürth, zu der Tillman 2009 gewechselt war, machte sechs Jahre später mit dem jungen Deutsch-Amerikaner ordentlich Kasse. 500.000 Euro Ablöse zahlten die Bayern für Tillman. Eine ziemlich spektakuläre Summe für einen damals gerade mal 16-jährigen Buben (Jahrgang 99).

Von dieser Mega-Ablöse erhielten die Feuchter bis heute genau: nullkommanix. Im Juniorenbereich gibt es trotz der immensen Beträge, die dort mittlerweile im Umlauf sind, laut Kreuzer noch keine Regelung, die bei einem Wechsel auch eine Art Ausbildungsentschädigung für die vorherigen Vereine vorsieht. Ganz anders als bei den Profis.

Dass Timothy Tillman irgendwann mal bei den Bayern landen würde, war zu seiner Feuchter Zeit noch nicht abzusehen, sagt SC-Macher Manfred Kreuzer. Von den 500.000 Euro Ablöse, die der FCB nach Fürth für den Mittelfeldspieler überwiesen hatte, aber hätte natürlich auch der SC gerne profitiert. | Foto: Krischan Kaufmann2018/07/DSC_8752.jpg

Besonders lukrativ wird es bei internationalen Wechseln. Mit dem sogenannten Solidaritätsbetrag sorgt die FIFA für finanzielle Gerechtigkeit für die ausbildenden Vereine. Als beispielsweise der National- und ehemalige Club-Spieler Ilkay Gündogan 2016 für 27 Millionen Euro von Dortmund zum Scheich-Klub Manchester City wechselte, profitierte davon nicht nur sein Ex-Verein 1. FC Nürnberg mit 270.000 Euro, sondern es ging auch über seine Jugendvereine SV Hessler 06 (135.000 Euro), SSV Buer (67.500 Euro) und VfL Bochum (540.000 Euro) ein warmer Geldregen nieder. Der Solidaritätsbeitrag steht jedoch nur denjenigen Vereinen zu, die einen Spieler vom 12. bis zum 23. Geburtstag ausgebildet haben, die anderen schauen in die Röhre.

Keine Antwort aus Fürth

Beim SC Feucht hätte man sich im Fall von Tillman auch mit deutlich weniger zufrieden gegeben. Kreuzer: „Wenn die Fürther uns nur 5000 Euro gegeben hätten, wäre das auch okay gewesen.“ So aber gingen die Zeidler komplett leer aus. Ein Pflicht für die Kleeblatt-Bosse, die Feuchter an der Ablöse zu beteiligen, bestand ja nicht.

Trotzdem versuchten sie, an das Gewissen der SpVgg-Verantwortlichen zu appellieren. Aber ohne Erfolg. „Wir haben die Fürther wegen Tillman mal angeschrieben, aber nie eine Antwort bekommen“, erklärt Kreuzer immer noch sichtlich verschnupft.

Trotz des Ärgers über die verpassten Tillman-Tantiemen, mittlerweile haben sich die Feuchter schon an die immer raueren Methoden im Jugendbereich gewöhnt – zwangsläufig, wie Kreuzer betont. Die Jagd der Profiklubs nach Talenten habe in den letzen Jahren immer drastischere Ausmaße angenommen. „Wir erleben jedes Jahr, dass unsere Besten vom Club und Greuther Fürth schon ganz früh abgeworben werden. Eigentlich hast du als Verein wie der SC Feucht heute gar keine Chance mehr, über die Jugend nach oben zu kommen.“

18.000 Euro für Hilbert

Nur einmal in all den Jahren konnten auch die Feuchter vom Karrieresprung eines ihrer ehemaligen Spieler profitieren. Als Roberto Hilbert, seinerzeit Stammkraft in der berühmten Regionalligatruppe des SC, die 2004 beinahe den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hätte, knapp drei Jahre später sein erstes Länderspiel für den DFB absolvierte, wurde dann auch der SC Feucht bedacht. Hilberts Nationalmannschaftsdebüt spülte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon längst in Diensten des VfB Stuttgart stand, den Feuchtern immerhin 18.000 Euro in die Kasse. „Da gab es damals beim DFB einen speziellen Fonds für solche Fälle“, erinnert sich Kreuzer.

Und auch bei Tillmann besteht eine kleine Resthoffnung, wenigstens noch einen kleinen Obolus abzubekommen. „Wenn er einen Profivertrag unterschreibt, könnten vielleicht auch wir eine kleine Ausbildungsentschädigung erhalten“, hofft Kreuzer. Wobei, sicher ist er sich da natürlich nicht. Denn wie er aus seiner mittlerweile jahrzehntelangen Erfahrung weiß, „ändern sich diese Regelungen ja ständig.“

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