LAUF (ik) – Seine Fachbibliothek umfasst 13000 Bände, seine Akten und Dokumente ergeben, würde man sie aneinander reihen, eine Strecke von mehr als einem Kilometer, und wer sich in seine altehrwürdigen Räume traut und sich in die unzähligen Materialien, Bilder und Ausstellungsstücke vertieft, kann viel über seine eigene Geschichte und die der Stadt Lauf erfahren: Die Rede ist vom Laufer Stadtarchiv, das am Wochenende sein 75-jähriges Jubiläum gefeiert hat.
Besucher konnten sich am Samstag im Rahmen eines Tages der offenen Tür, der mit dem bundesweiten Tag der Archive zusammenfiel, über die Arbeit der Laufer Einrichtung informieren (siehe Bericht auf 1. Lokalseite). Bereits am Freitagabend hatte Stadtarchivar Ewald Glückert zu einer Feierstunde geladen, die gleichzeitig den Auftakt zu einer Jubiläumsausstellung bildete, die unter dem Motto «Dem Verborgenen auf der Spur» noch bis zum 19. Juni im Stadtarchiv zu sehen ist.
Sie dokumentiert die Archiv-Geschichte, vom ersten erhaltenen Dokument über die Errichtung des Spitals im Jahre 1374 bis ins Heute. Neben Schriftstücken sind viele Fotos und persönliche Gegenstände von Laufer Persönlichkeiten zu sehen, die Wegbegleiter des Archivs waren und sind – sei es durch die Stiftung oder Leihgabe von Sammlungen oder durch andere tatkräftige Unterstützung.
Auch Archivgründer August Rebmann wird gewürdigt: Der Studienlehrer aus Lauf hatte das Archiv, dessen Bestände vorher in Kammern des Rathauses und des Spitals mehr oder weniger unsortiert gelagert waren, in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ehrenamtlich aufgebaut. 1935 war Einweihung, die original Einladung ist in der Ausstellung zu sehen. Wie viele andere Leistungen vereinnahmten die Nationalsozialisten auch dieses Engagement für sich, doch das Laufer Stadtarchiv ist und bleibt Rebmanns Verdienst .
An diese und andere wichtige Meilensteine der Archivgeschichte erinnerte Ewald Glückert auch in seiner Festansprache. Dabei sparte er auch nicht mit Kritik: Zum Jubeln sei dem Archiv an seinem Geburtstag eigentlich nicht zumute, sagte der Stadtarchivar. Er vermisse gelegentlich die Wertschätzung der Arbeit etwas: «Das Archiv findet leider nicht gerade das leidenschaftliche Interesse des Stadtrates».
Dabei sei seine Existenz eine absolute Notwendigkeit, betonte Glückert und belegt dies mit Zahlen: mehr als 850 Benutzer kommen jährlich ins Laufer Stadtarchiv, nicht mitgerechnet die telefonischen und elektronischen Anfragen. Vor allem Baupläne sind gefragt, aber auch Familien- und Geschichtsforscher werden hier fündig. Und täglich gibt es Anfragen seitens der Verwaltung, deren Gedächtnis das Stadtarchiv quasi ist: Sämtliche Rechts- und Verwaltungsvorgänge werden hier abgelegt, sämtliche historischen Dokumente über die Stadt hier aufbewahrt. Und auch die Pegnitz-Zeitung hat hier ihren festen Platz: Seit Jahrzehnten wird sie täglich abgeheftet und jährlich archiviert, auch ein Stück Stadtgeschichte.
Doch schon seit längerem gibt es Platzprobleme. Die benutzbaren Räume des Spitals sind bis in den letzten Winkel ausgelastet, Ausweichmöglichkeiten gibt es keine, da ein Teil des Gebäudekomplexes baufällig ist. Mit Folgen: Seit Ende letzten Jahres könne man keine Akten mehr aufnehmen, sagte Glückert, auch private Überlässe müssten kritisch geprüft werden, Ein Zustand, der dem 58-Jährigen, der das Archiv seit 23 Jahren mit Leib und Seele betreut und für viele Laufer auch in Person verkörpert, gar nicht gefällt. «Wenn ein Archiv nicht mehr richtig arbeitet, droht die Demenz der Verwaltung», zitierte Glückert einen hohen bayerischen Verwaltungsbeamten.
Die klaren Worte stimmten Laufs dritten Bürgermeister dann auch etwas nachdenklich. Man müsse sehen, was man tun könne, sagte Georg Schweikert in seinem Grußwort. Er lobte das Engagement Glückerts, dieser forme mit seiner Arbeit das «Gedächtnis der Stadt» und habe es geschafft, dass das Laufer Archiv in der Öffentlichkeit als moderne Einrichtung wahrgenommen werde- nicht zuletzt dank der beliebten Stadtspaziergänge, die auch auswärtige Besucher anlocken. Kreisarchivpfleger Gerhard Ankenbrand schloss sich dem an: Das Laufer Archiv sei im Landkreis ein «Vorzeigeobjekt».
Dank richtete Ewald Glückert zum Schluss an alle früheren und jetzigen Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs, darunter Anneliese Rebmann, die Tochter des Archivgründers, die selbst das Archiv elf Jahre geleitet hat und ebenso wie Altlandrat Helmut Reich und Altbürgermeister Rüdiger Pompl sowie viele weitere Ehrengäste zur Feierstunde gekommen war.
