NÜRNBERGER LAND — Geranien und Begonien, Surfinien und Dahlien: Die Gewächshäuser von Christian Werner in Röthenbach sind voll. Nur Kunden, die durften in den vergangenen Wochen nicht in seine Gärtnerei und den angeschlossenen Blumenladen. Ab Montag ist das vorbei.
Bau- und Gartenmärkte sowie Gärtnereien waren in Bayern anfangs von Betriebsverboten ausgenommen. Doch als sich lange Schlangen bildeten, weil sich viele noch schnell mit Blumenerde und Farbeimern eindeckten, legte die Staatsregierung nach. Seit Samstag, 21. März, konnten bei Obi, Toom und Co. nur noch Gewerbetreibende einkaufen.
Viel Umsatz im Frühjahr
Gärtner Werner musste sich – wie andere Unternehmer auch – aufs Liefern verlegen. Und er war froh darüber, dass zu seinem Portfolio auch Dienstleistungen wie Grabpflege gehören, die weiterhin erlaubt waren. „Wir als Gärtnerei machen mehr als die Hälfte unseres Jahresumsatzes im Frühjahr“, da sei so ein Verbot natürlich „katastrophal“, bei allem Verständnis für den Kampf gegen das Coronavirus. Für die Ware sei er ja in Vorleistung gegangen.
Drei Viertel seiner Frühjahrsproduktion, also Hornveilchen, Narzissen, Stiefmütterchen und Co., konnte der 39-Jährige, in dessen Betrieb neben der Familie sechs Angestellte und drei Auszubildende arbeiten, dennoch verkaufen. „Die Kunden haben uns unterstützt“, so Werner. 50 Prozent weniger Umsatz hat er so oder so im März gemacht, Kurzarbeit musste er ebenfalls anmelden.
Wenn es jetzt wieder losgeht, dann kommt die Röthenbacher Gärtnerei womöglich mit einem blauen Auge davon. Glücklich ist Werner trotzdem nicht: „Ein Problem war vor allem die Kurzfristigkeit“, sagt er. So habe er Mitte März nur mit ein paar Stunden Vorlauf erfahren, dass der Blumenladen schließen muss. „Und dann gab es eine Debatte darüber, dass die Friedhöfe auch gesperrt werden. Das wäre der Super-Gau gewesen.“ Corona-Soforthilfe hat er nun bereits zum dritten Mal beantragt, die ersten beiden Anträge seien aus formalen Gründen abgelehnt worden. Dass derweil Supermärkte Blumen und Gartenerde gleich palettenweise verkauften, sei „staatlich geförderte Wettbewerbsverzerrung“.
Blumen als Beitrag zum Seelenheil
Für Caroline Lutz von der „Blumen-Kunst-Werkstatt“ in Lauf waren die vergangenen Wochen ebenfalls nicht leicht. „Umsatzmäßig brauchen wir das nicht schönmalen“, sagt sie. Die anfängliche Frustration sei aber einem anderen Gefühl gewichen: „Ich habe die Leute noch nie so glücklich gesehen, wenn ich etwas geliefert habe, man hat richtig gemerkt, wie ihnen etwas zum Seelenheil gefehlt hat.“ Ob Schnittblumen, Gemüsepflanzen oder Erde: All das lieferte Lutz ohne Aufpreis.
Auch die „Blumen-Kunst-Werkstatt“ darf nächste Woche wieder öffnen. Der Neustart wird aber für alle Betriebe holprig: Zum einen müssen sie sich auf strenge Hygieneregeln einstellen, in die Gärtnerei Werner etwa dürfen maximal fünf Kunden gleichzeitig, zum anderen finden nach wie vor keine Konfirmationen oder große Hochzeiten statt, die im Frühjahr für viel Nachfrage sorgen. Und ob zu Muttertag viele Sträuße verkauft werden, wenn man die Mutter vielleicht gar nicht besucht, weil sie Risikopatientin ist? „Wir verkaufen ein Stück weit Lebensgefühl“, sagt Werner, der sich dessen bewusst ist.
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Lutz will „das Beste daraus machen“, auch wenn sie fürchtet, dass ihre Einkaufspreise steigen könnten. „Es ist im Augenblick schwer, über den Großhandel Ware zu bekommen.“ Die Blumenproduzenten in Holland haben im März wegen unterbrochener Lieferketten ihre Pflanzen tonnenweise entsorgen müssen.
Kunden, die nächste Woche wieder in den Baumarkt oder in ein Gartencenter wollen, rät das Landratsamt übrigens zu „Besonnenheit“. So sollten sie Schlangenbildung vermeiden. Und natürlich gilt bei jedem Einkauf, ob in der Gärtnerei oder im Supermarkt: Abstand halten.