MOOSBACH/NÜRNBERG – „Wald statt Asphalt“, „Rettet unsere Wälder“, „PWC-Planer seht ein: im Bannwald Nein“ – mit solchen Plakaten demonstrierten Mitglieder der Bürgerinitiative Moosbach/Birnthon vor dem Nürnberger Rathaus gegen den geplanten Bau der Park- und WC-Anlage an der A 6. Sie hofften, mit ihren Argumenten die Mitglieder des Verkehrsausschusses zu überzeugen. Dort erläuterte Dieter Meyer von der Autobahndirektion Nordbayern das Projekt aus Sicht der Behörde.
Er ging zunächst auf das generell gestiegene Verkehrsaufkommen ein. Eine zusätzliche Belastung für bestehende Parkplätze entlang der Autobahnen sei zudem seit 2006 zu verzeichnen. Damals trat die EU-Lenk- und Ruhezeitenverordnung in Kraft.
Meyer zeigte Fotos von überlasteten Stellplatz-Anlagen, auf denen Lkw-Fahrer jeden Zentimeter ausnutzten. „Da herrschen Zustände, wie wir sie auf Dauer nicht hinnehmen können“, stellte er fest.
Eine bundesweite Untersuchung ergab, dass deutschlandweit 14.000 Lkw-Stellplätze fehlen, 3500 davon in Bayern, 2200 in Nordbayern. Nach einer Prognose wird das Verkehrsaufkommen bis zum Jahr 2025 noch weiter zunehmen.
Ziel eines Ausbaukonzeptes für Parkflächen entlang der Autobahnen ist es daher, in regelmäßigen Abständen entsprechende Anlagen anbieten zu können. Einzuhalten sind dabei bestimmte Abstandsvorgaben zum Beispiel zu Autobahnkreuzen, Ein- und Ausfahrten an Anschlussstellen.
Auf dieser Basis kam man auf den Standort der umstrittenen PWC-Anlage zwischen den Autobahnkreuzen Nürnberg-Ost und Altdorf. Auf beiden Seiten der A 6 sollen je 36 Lkw-Stellplätze, sechs für Bus oder Caravan sowie 24 für Pkw entstehen.
In diesem Abschnitt gebe es keinen Bereich, „der völlig uneingeschränkt nutzbar wäre“, räumte Meyer ein. Schließlich befindet man sich hier in Bannwald und Vogelschutzgebiet, außerdem zirka 700 Meter von der Wohnbebauung entfernt.
Schon 1972 hatte es Pläne für einen Parkplatz an dieser Stelle gegeben. Diese wurden zwar damals nicht realisiert, die Autobahndirektion erwarb allerdings vorsorglich schon mal den erforderlichen Grund. Das könnte ihr jetzt den Bau der PWC-Anlage erleichtern.
Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren, in dem eine große Anzahl an Einwendungen einging. Meyer informierte, dass daher die Planung im Detail noch einmal genau überprüft wird – von der Genehmigungsbehörde ebenso wie von der Autobahndirektion, die für die Maßnahmen „tiefgreifende Begründungen abgeben“ müsse.
Die Kritiker des Projekts weisen nicht nur auf den Flächenverbrauch im Bannwald hin, sondern haben auch große Bedenken bei der Entwässerung. Nahezu ungereinigte Abwässer würden in natürliche Bachläufe und Biotope eingeleitet. Mitglieder der BI fürchten, dass bestehende und künftige Trinkwasserressourcen gefährdet werden.
Dieter Meyer erläuterte die vorgesehene Entwässerung im Trennsystem. Von den WC-Anlagen sieht die Planung eine Leitung zum bestehenden Kanalnetz in Moosbach vor. Oberflächenwasser wird gesammelt, gedrosselt und vorgereinigt in Regenrückhaltebecken und einen Vorfluter geleitet. Wasser der Grünflächen würde im Boden versickern.
Sehr kritisch beäugt das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg diesen Teil des Projekts. Auf Bitte von Stadträtin Christine Seer (Die Grünen) wird die Autobahndirektion den Fraktionen dessen Stellungnahmen zukommen zu lassen. Auch Thomas Schrollinger (ödp) ist es wichtig, dass das Nürnberger Grundwasser nicht konterminiert wird. Er begrüßte die Bereitschaft der Autobahndirektion zu Gesprächen mit der BI und bat darum, dass deren Anliegen ernst genommen werden.
Die Stadträte hakten auch beim Thema Kolonnenparken nach, einer Methode, viele Lkw auf relativ geringer Fläche abstellen zu können. Dies wird derzeit bei einem Pilotprojekt in Montabaur getestet, auf das die BI seit längerem aufmerksam macht. Sie spricht sich für eine Ausdehnung dieser Methode aus.
Dieter Meyer hält das Kolonnenparken für eine mögliche Säule, um den zunehmenden Schwerlastverkehr in den Griff zu bekommen. „Man denkt über weitere Pilotprojekte nach“, informierte er und machte zugleich aber klar, „dass das in Montabaur auch nicht ganz unproblematisch läuft“.
3. Bürgermeister Klemens Gsell (CSU) gibt offen zu, dass er den vorgesehenen Standort zwischen Moosbach und Birnthon ablehnt. Er sprach sich für die Suche nach Alternativen aus.
Meyer diskutierte nach der Sitzung noch mit BI-Mitgliedern. Anfang November soll ein Gesprächstermin stattfinden, an dem neben den Vertretern der Bürgerinitiative und der Autobahndirektion auch Feuchts 1. Bürgermeister Konrad Rupprecht teilnehmen soll. Sabine Meindl, eine der BI-Sprecherinnen, hofft, dass man dabei mehr erreicht als im Verkehrsausschuss. Noch nicht festgelegt ist der offizielle Erörterungstermin.
Weitere Mitglieder zeigten sich enttäuscht von der Sitzung und sehen ihre Argumente einfach vom Tisch gewischt. Man könne den Bannwald nicht scheibchenweise mit immer neuen Projekten zerstören. Andere fordern ein geändertes Konzept, um den Lkw-Verkehr bewältigen zu können. Die Lösung dürfe nicht sein, einfach nach und nach zusätzliche Parkplätze zu bauen. MARTINA RÜSING