SCHNAITTACH (mz) — Überglückliche SPD, erschütterte CSU und Freie Wähler: Gezogen von einem starken Bürgermeister Georg Brandmüller eroberten die Sozialdemokraten zwei zusätzliche Sitze im Marktrat. Sieben wie jetzt hatten sie seit 18 Jahren nicht mehr. Während die CSU eine herbe Schlappe bei der Bürgermeisterwahl bezog, hielt sie im Rat zumindest ihre sieben Sitze. Die FW dagegen verlor doppelt: Sie muss nicht nur die Pleite ihres Bürgermeisterkandidaten Oliver Unterburger verkraften, sondern auch auf einen Sitz verzichten.
Die SPD feierte Sonntagnacht ordentlich, wie Fraktionssprecher Siegfried Ruckriegl gestern berichtete. Er sprach – bezogen auf die Bürgermeisterwahl – von einem „Erdrutsch der CSU und einer Jubelfeier der SPD“. Seiner Meinung nach habe letztlich die „vernünftige Politik Brandmüllers zu dem Ergebnis geführt“, außerdem habe sich die FW selbst geschadet, indem sie kurz vor der Wahl den gesamten Marktrat angriff (wir berichteten).
Mit den neuen SPD-Markträten ist Ruckriegl hoch zufrieden. Nicht nur, dass er künftig zusammen mit seiner Tochter, der Jugendbeauftragten Andrea Ruckriegl im Rat sitzt. Insgesamt drei Neulinge, drei bewährte Kräfte und der erst Ende des vorigen Jahres in den Marktrat nachgerückte Ortsvorsitzende Karlheinz Lang bilden zumindest in der Zahl schon die stärkste SPD-Fraktion seit vielen Jahren.
Am Boden lagen in der Wahlnacht CSU und Freie Wähler. CSU-Bürgermeisterkandidatin Karin Müller, die gegen Brandmüller enttäuschende 18,3 Prozent holte (2002: 17,8) verstand gestern die Welt nicht mehr. „Es ist für mich absolut rätselhaft“, sagte sie, „nach der guten Arbeit, die ich in den letzten sechs Jahren geleistet habe“. Ein Schlag war für sie auch das Ergebnis in ihrem Heimatort Hedersdorf, wo sie mit 29,5 Prozent gegenüber Brandmüllers 59 Prozent deutlich den Kürzeren zog.
Die CSU selbst habe nicht schlecht abgeschnitten, so Müller. „Gerade angesicht des grandiosen Wahlerfolgs des Bürgermeisters.“ Besonders freute sie sich, dass unter den drei Neuen — neben Georg Wittmann und Alfred Biermann — mit Maria Pinzer, der Tochter von CSU-Urgestein Fritz Britting, eine zweite Frau in die Fraktion gewählt wurde. Ebenso zufrieden ist sie damit, dass die bewährten Markträte bestätigt wurden. Den größten Satz machte Reinhard Singer von Platz 18 auf 8, verpasste mit 1221 Stimmen aber dennoch den Einzug in den Marktrat.
Bitter enttäuscht war gestern auch FW-Fraktionssprecher Hartmut Diener, der es knapp nicht mehr in den Rat schaffte. Ebenso wie der langjährige Marktrat Hans Gebhardt, so dass mit Bürgermeisterkandidat Unterburger, Thomas Winter und Werner Raum für die Gruppierung ausschließlich Neulinge im Rat sitzen. „Ich bin schockiert“, sagte Diener, der lediglich seine persönliche Sicht äußerte. Es sei genau das Gegenteil vom anvisierten Ziel eingetreten: „Unser Bürgermeisterkandidat ist durchgefallen und wir sind abqualifiziert worden“, sagte er. Unterburger habe sich wirklich eingesetzt, „einen Riesenwahlkampf betrieben“, letztlich aber mit einigen Aussagen der FW mehr geschadet als genutzt.
Auch die Frauengruppe FAIR verlor einen Sitz. Markträtin Ilonka Luber schaffte den Sprung nicht mehr, lag aber mit deutlichem Abstand zur Viertplatzierten Cornelia Pfister auf Rang drei (1153 zu 517 Stimmen). Für die Grünen zog die frühere Markträtin und Mitgründerin des Ortsvereins Karin Dobbert nach einer Pause wieder in den Marktrat ein.
Der neue Schnaittacher Marktrat mit elf Neuen (Stimmenzahl in Klammern):
CSU (34,12 %): Karin Müller (3451), Peter Singer (3014), Johannes Merkel (2901), Georg Wittmann (1924, neu), Alfred Biemann (1776, neu), August Wandner (1638), Maria Pinzer (1346, neu).
SPD (30,73 %): Georg Sperber (1834), Andrea Ruckriegl (1728, neu), Irmhild Vollmuth (1605), Siegfried Ruckriegl (1674), Ulrich Weber (1415, neu), Reinhard Bendrin (1391, neu), Karlheinz Lang (1290) und Bürgermeisterstimme Georg Brandmüller (5659).
FW (16,73 %): Oliver Unterburger (2151, neu), Thomas Winter (1175, neu), Werner Raum (1091, neu).
FAIR (12,38 %): Ute Löhr (2784), Brigitte Dietrich (1265).
Grüne (6,05 %): Karin Dobbert (793, neu).