SCHNAITTACH — Die jüdische Ausstellung in Schnaittach ist nicht nur eine Filiale des Jüdischen Museums Franken, an dem auch Fürth und Schwabach beteiligt sind, sondern hat auch für sich betrachtet einen großen Stellenwert: Die Verbindung aus erhaltenen historischen Gebäuden und einer bemerkenswerten Sammlung ergibt einen in Süddeutschland einzigartigen Überblick über die Geschichte des Landjudentums der vergangenen fünf Jahrhunderte. Nun soll das vorhandene Potenzial noch mehr genutzt werden.
Fürth hat es bereits vorgemacht. Seit zwei Jahren bietet die Zentrale neue museumspädagogische Angebote gerade auch für Kinder und Jugendliche an, mit großem Erfolg. In dieser Zeit habe sich die Zahl an Schulklassenführungen verdoppelt, berichtete Museumschefin Daniela Eisenstein in Schnaittach. Ähnlich soll es – mit etwas Geduld – in der Museumsgasse des historischen Marktfleckens laufen. Denn Ausstellungen, die nur passiv konsumiert werden können, „haben keine Zukunft“, sagt Eisenstein vorausschauend.
Klares Ziel sei es, „allen Besuchern einen geeigneten und individuellen Zugang zur jüdischen Kultur zu ermöglichen“. Das Hauptaugenmerk gilt dabei nicht mehr nur den Exponaten in den Vitrinen wie beispielsweise dem Chanukka-Leuchter oder etwa dem Koscher-Stempel, sondern mehr noch einer vielfältigeren Vermittlung jüdischen Lebens früher und heute. In Führungen ging es bisher schon stark um die Geschichten und die Geschichte rund um die Ausstellungsstücke. Dies soll nun noch ausgebaut werden.
Eisenstein und ihre Kollegen möchten zu Entdeckertouren anregen. Denn nur wer selbst auf die Zusammenhänge kommt, weil er sich mit der vielleicht fremdartigen Kultur auseinandergesetzt hat, kann auch begreifen, was die jüdische Ausstellung über die Themen Akzeptanz, den Sinn von Demokratiebildung und den Umgang mit ethnisch-religiösen Minderheiten im heutigen Europa zu sagen hat.
Die Modernisierung der Schnaittacher Ausstellungspräsentation steht auf drei Beinen. So gibt es jetzt ein gemeinsam buchbares Kombipaket Jüdisches Museum/Rothenbergfestung, außerdem neun ipods als Audioguides mit von der Mittelschule vertonten Hörgeschichten zur jüdischen Sammlung sowie neue Themenführungen und Schulprogramme.
Für die Geschichtswanderung „Auf Landpartie“ kooperiert das Jüdische Museum mit dem für die Rothenberg-Festungsruine zuständigen Heimatverein. Jahrhundertelang waren die Ganerben vom Rothenberg die Schutzherren der jüdischen Gemeinde im Rothenberger Land, zu dem unter anderem auch Hüttenbach gehörte. Ein Fenster im Museum verschaffte Besuchern bisher schon diesen historischen Durchblick. Für Eisenstein lag es auf der Hand, aus dieser Verbindung irgendwann mehr zu machen. Jetzt ist es soweit: Museums- und Festungsbesuch können nun gemeinsam gebucht werden.
Die digitalen Museumsführer gibt es bereits seit dem Frühjahr. Sie sind gegen ein Pfand an der Museumskasse erhältlich. Darauf können die Besucher von Mittelschülern erarbeitete Audio-Beiträge zu jüdischen Themen abrufen. In diesen „Schnaittacher Hörgeschichten“ geht es zum Beispiel um die Thora, die rituelle Reinheit oder koschwere Ernährung (die PZ berichtete). Sie entstanden in Zusammenarbeit mit Radioprofis und sind gegen fünf Euro auch als CD erhältlich.
Ein weites Feld sind die neuen Themenführungen, bei denen sich alles neben der fränkisch-jüdischen Historie vor allem auch um das Alltagsleben im jüdischen Schnaittach und um Traditionen, Feste sowie Bräuche dreht. Der Zugang für die Besucher soll möglichst individuell sein. Denkbar ist die Arbeit mit ausgesuchten Objekten oder in der historischen Synagoge, im Rabbinderhaus oder im Ritualbad. Je nach Wünschen können die Schüler sehr selbstständig arbeiten, der Museumsführer wäre nur noch Moderator. Eisensteins Botschaft ist: Es gibt jede Menge neue Ideen, das Museum ist flexibel. Auch Lehrerfortbildungen sind im Angebot. Möglich sind die Investitionen, weil das Jüdische Museum Franken zum „Leuchtturmprojekt“ des „Bayerischen Kulturkonzepts“ des Freistaats ernannt wurde. Das heißt: Eine halbe Million Euro fließt für Einzelprojekte und „Schnaittach ist dabei“, wie Eisenstein sagt.
Eingangs hatten Bürgermeister Frank Pitterlein und Landrat Armin Kroder das Schnaittacher Museum noch einmal als einzigartig gelobt, das sich jetzt zeitgemäß weiterentwickele.