Melancholie im Alter muss nicht sein

Machen alle bei der Informationskampagne "Seelische Gesundheit im Alter mit" (von links): Petra Löhner (Frankenalb-Klinik), Michael Domes (Bündnis gegen Depression), Thomas Zimmermann(AWO-Seniorenheim Pommelsbrunn), Herta Dippl-Ziegler (Beratungsstelle für Pflegende Angehörige Diakonisches Werk Lauf), Margarete Falkner (Karl-Heller-Stift Röthenbach), Karin Sinn (Suchtberatungsstelle Hersbruck), Christina Gietl (Beratungsstelle Seelische Gesundheit Hersbruck), Franziska Grashey (Beratungsstelle für Pflegende Angehörige Caritas Nürnberger Land), Meike Lezius (Angehörigenberatung GeFa). Foto: U. Meckler2011/09/Sucht_Alter_2.jpg

NÜRNBERGER LAND – Eine Therapie ist auch im hohen Alter sinnvoll und kann das Leben wieder lebenswerter machen. Darauf will die Informationskampagne „Seelische Gesundheit im Alter – Vorbeugung-Behandlung-Unterstützung bei Demenz-Depression-Sucht“ hinweisen. Sie startet am Welt-Alzheimertag am 21. September mit einer Auftaktveranstaltung in Nürnberg und bietet im Anschluss zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen im Landkreis an.

Die gängige Meinung sei, dass es einfach zum Alter dazugehöre, ein bisschen verwirrt, melancholisch oder traurig zu sein, sagt Meike Lezius von der Angehörigenberatung der Gerontopsychiatrischen Fachkoordination (GeFa) Mittelfranken, die die Kampagne gemeinsam mit  dem Bezirk Mittelfranken und der Alzheimer Gesellschaft Mittelfranken organisiert.

Das ist aber genau nicht der Fall. Denn die Lebensfreude und Lebenszufriedenheit nimmt laut des Arbeitskreises „Gerontopsychiatrie“, der die Kampagne im Nürnberger Land im Rahmen des Regionalen Steuerverbundes (RSV) koordiniert, jenseits der 60 keinesfalls ab. Im Gegenteil: Auch mit 90 Jahren kann man noch Spaß im Alltag haben.

Die Krankheiten Depression, Sucht und Demenz, deren Behandlungsmöglichkeiten sowie die zuständigen regionalen Beratungsstellen bekannt zu machen, ist das Ziel der Kampagne. Denn häufig wissen Betroffene und Angehörige nicht, dass möglicherweise ein krankhaftes Leiden besteht und welche vielfältigen Hilfestellungen es in der Region für ihre Probleme gibt.

Telefonaktion im November

Um das zu ändern, startet das Diakonische Werk am Freitag, 18. November, eine Telefonaktion. Unter der Telefonnummer 09151/ 83 77-0 können Ratsuchende anrufen und Fragen rund um Demenz, Depression und Sucht stellen. „Die Anrufer können auch gerne anonym bleiben“, sagt Herta Dippl-Ziegler von der Beratungsstelle für pflegende Angehörige aus Lauf. Von 14 bis 16 Uhr geben vier Expertinnen Tipps, wie eine Depression diagnostiziert wird, was Familienangehörige am besten tun können, welche ratsamen Vorgehensweisen es bei alkoholkranken Freunden oder Familienmitgliedern gibt oder mit welchen rechtlichen Fragen sich Angehörige eines Demenzkranken befassen müssen.

Zum Thema Demenz zeigt das Diakonische Werk außerdem am Donnerstag, 29. September, um 18 Uhr im Hersbrucker Sebastian Fackelmann Haus zwei Filme über verbale und nonverbale Kommunikation mit Betroffenen.

Das Pommelsbrunner Awo-Seniorenheim lädt am Freitag, 28. Oktober, zu einem Tanznachmittag ein. „Demente und nichtdemente Menschen kommen zum Tanzen zusammen und haben gemeinsam Spaß“, erklärt Leiter Thomas Zimmermann. Am Mittwoch, 16. November, ist ein Koch- und Backnachmittag mit dementen Senioren geplant. Angehörige sind willkommen „beobachtend“ teilzunehmen und sich Tipps im Umgang im Haushalt abzuschauen.

Auch die Frankenalb-Klinik macht bei der Informationskampagne 2011 mit. Im Rahmen der „Engelthaler Gespräche“ finden drei Vorträge mittwochs jeweils um 18 Uhr statt: „Hilfe für Demenzkranke und ihre Angehörigen“ (28. September),  „Depression im Alter“ (26. Oktober) und „Sucht im Alter“ (9. November).

In Röthenbach organisiert das Karl-Heller-Stift an den Montagen 10., 17. und 24. Oktober sowie 7. November einen Heimchor für Demenzkranke und deren Angehörige. „Gesungen wird alles, von Volksliedern bis zu alten Schlagern“, verrät Leiterin Margarete Falkner. An fünf Terminen findet mittwochs am 12., 19., 26. Oktober sowie am 2. und 9. November um 14.30 Uhr das „Café im Takt“ statt. Die Veranstalter haben dazu Live-Musiker eingeladen.

Ein besonderes Erlebnis in der Veranstaltungsreihe verspricht der Konzertnachmittag am Montag, 14. November, mit dem „Werner Hallupp Ensemble“ zu werden. Im großen Saal spielt die Gruppe Operettenmelodien und alte Filmmusik auf. Geplant ist außerdem ein Angehörigenabend in Kooperation mit dem Bündnis gegen Depression am Dienstag, 11. Oktober, zum Thema „Depression im Alter“.

Gerade weil ältere Menschen vermehrt mit Verlusten von nahestehenden Personen und Krankheiten konfrontiert sind, kann es verstärkt zu Depressionen kommen. Dann ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Bei der Informationskampagne nehmen sich Menschen Zeit dafür“, sagt Christina Gietl, Leiterin der Hersbrucker Beratungsstelle für seelische Gesundheit.

Über 80 Veranstaltungen finden im Rahmen der Informationskampagne in ganz Mittelfranken statt. Das Gesamtprogramm ist unter www.wegweiser-gerontopsychiatrie-mfr.de, www.angehoerigenberatung-nbg.de <+roman>und unter www.alzheimer-mittelfranken.de einzusehen. Alle Veranstaltungen und Vorträge sind kostenlos.

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