Ende einer Ära: letztes Abitur nach 13 Jahren

Sie gehören zu den Letzten ihrer Art: ein Teil der „K13“ am Röthenbacher Geschwister-Scholl-Gymnasium. Foto: Ziegler2011/01/15199_New_1295631063.jpg

LAUF/RÖTHENBACH/ECKENTAL — Ein paar Wochen weniger Schule – das ist für die meisten Schüler ein Grund zum Feiern. Für die letzten Absolventen des neunstufigen Gymnasiums in Lauf, Röthenbach und Eckental bedeutet dies aber, dass sie ihr Abitur unter erheblichem Zeitdruck absolvieren müssen: Ihre Prüfungen beginnen nicht im Mai, sondern schon in gut vier Wochen. Ziel der Übung: Sie sollen schon im Sommersemester an die Hochschulen – viele wollen aber „erstmal chillen“.

Schon bei der Einführung des achtstufigen Gymnasiums („G8“) war klar: 2011 würden bayernweit zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur schreiben – einer nach neun, einer nach acht Schuljahren – und das Land damit bildungspolitisch in den Ausnahmezustand versetzen. Allein an den drei Gymnasien im PZ-Gebiet – Lauf, Röthenbach und Eckental – sind das heuer über 650 junge Menschen, im ganzen Freistaat rund 70 000.

Um diese Schülerflut nicht gleichzeitig auf den Studien- und Arbeitsmarkt loszulassen, wurden die Abiturprüfungen des letzten G 9-Jahrgangs von sonst Mai und Juni auf März und April vorgezogen: Die Schüler sollen möglichst noch im Sommersemester ein Studium aufnehmen, ehe sich dann im Herbst die „G 8er“ einschreiben.

„Das erste Halbjahr der 13. Klasse war bereits vor Weihnachten beendet, nicht wie sonst im Februar. Die Facharbeit mussten wir also auch schon vor Weihnachten abgeben“, berichtet die Lauferin Katharina Leniger. In den Leistungskursen wurde eine Klausur weniger geschrieben – um das auszugleichen, hat das Kultusministerium eine „Günstigkeitsklausel“ eingeführt (wir berichteten): Schriftliche und mündliche Noten wurden so gewichtet, dass für den Schüler die bessere Note herauskam.

Der organisatorische „Super-Gau“ für eine Schule wäre, wenn ein Schüler des letzten G 9-Jahrgangs das Abitur nicht schafft. Er müsste das Jahr und das Abitur in einem völlig anders organisierten System, dem G 8, wiederholen. Um das zu vermeiden, werden eine ganze Reihe von Augen zugedrückt. Schafft ein Schüler die Zulassung zu den Abiturprüfungen nicht, darf er seine Eignung bis zu dreimal in einer „Feststellungsprüfung“ unter Beweis stellen. Ist er dann zum Abitur zugelassen, fällt aber durch die Prüfung, darf er sie im Herbst noch einmal nachholen.

Schon dieser Fall aber würde für eine Schule bedeuten, dass im schlimmsten Fall ein einziger Schüler in seinen Prüfungsfächern bis Herbst weiter unterrichtet werden müsste. Noch hofft man, das in Lauf, Röthenbach und Eckental vermeiden zu können. Und wenn nicht? „Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist“, sagt Oberstufenbetreuer Walter Schmidt vom Laufer Gymnasium. Jedenfalls sei „die Chance, dass alle durchkommen, so gut wie nie zuvor“, sagt Bruno Bayerlein, der die Oberstufe am Eckentaler Gymnasium organisiert.

Die letzten bayerischen „Dreizehntklässer“ – eine 13. Klasse wird es schließlich künftig nicht mehr geben – tragen ihr Schicksal offenbar mit Fassung. „Sie sind es seit jeher gewohnt, als ,G-Achteinhalb‘ zu gelten“, so Franz Schreiber, Oberstufenkoordinator am Röthenbacher Geschwister-Scholl-Gymnasium.

Hört man sich unter Schülern um, so schlägt einem in der Tat Gelassenheit entgegen: „Wir haben das Gefühl, dass die Schule und die Lehrer alles versuchen, uns zu helfen – auch wenn sie manchmal selbst nicht so genau wissen, was zu tun ist“, sagt Katharina Leniger aus der letzten Laufer K 13. Man habe Zeit gehabt, sich auf das verkürzte letzte Jahr einzustellen.

Viele Schüler jedoch wollen nach den Strapazen der verkürzten Prüfungszeit erstmal ausspannen – ganz entgegen den Hoffnungen des Kultusministeriums. Der 15. April ist der letzte Tag der Abiturprüfung, am 2. Mai beginnt schon das Sommersemester – da bleibt wenig Zeit für Urlaub, Praktika oder Dinge, die man sonst so tut zwischen Abitur und Studium. Zudem steht zum Sommersemester ohnehin nur eine begrenzte Auswahl an Studiengängen zur Verfügung. Viele – zum Beispiel solche mit Numerus clausus – starten ausschließlich im Wintersemester.

Am Gymnasium Eckental hat man dazu im Auftrag des Ministeriums eine Umfrage unter den Kollegiaten durchgeführt. „In meinem Deutschkurs wollten von über 20 nur zwei gleich im Sommersemester studieren“, erklärt Bruno Bayerlein. „,Erstmal chillen‘ zu wollen ist sehr gefährlich“, sagt dagegen Franz Schreiber vom Röthenbacher Gymnasium. „Im Wintersemester kommen die ersten G 8er an die Unis, im nächsten Jahr dann die doppelten Abiturjahrgänge aus den Nachbarbundesländern.“

Nicht nur für die Schüler ist dieses Schuljahr stressiger als alle bisher dagewesenen. Auch auf die Lehrer kommt einiges zu. Haben sie die Abiturprüfungen der Dreizehntklässer fertig korrigiert, geht es nahtlos weiter mit den Prüfungen des ersten G 8-Abiturs. Sie beginnen am 13. Mai.

Was sagen die Schüler zur Umstellung?

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren