RÖTHENBACH — „Arbeit“, „Liebe“ und „Wohnort“: Diese drei Komponenten müssen passen, damit ein Mensch glücklich ist. Meint zumindest Gesundheitsexperte Dr. Michael Spitzbart, der in Röthenbach, auf Einladung des Lions-Clubs, sein Behandlungskonzept vorstellte und zugleich Tipps gab, wie man dem „Burnout“ vorbeugen kann.
Noch vor zehn Jahren ein Tabu und kaum bekannt, erkranken und bekennen sich heutzutage immer mehr Menschen zu Burnout. Unter ihnender ehemalige Schalke-Trainer Ralf Rangnick und Ex-Skispringer Sven Hannawald.
Michael Spitzbart überzeugte mit einem brillanten Vortrag, Charme und Witz und zog das Publikum der fast vollbesetzten Karl-Diehl Halle in den Bann. Er verstand es, sein Fachwissen mit einfachen Beispielen anschaulich zu vermitteln. Dr. Spitzbart, der ursprünglich aus Düsseldorf kommt, studierte in Deutschland und der USA Medizin, arbeitete am Klinikum Nürnberg als Chirurg und machte dort auch seine Facharztausbildung zum Urologen. Dann kehrte er dem koventionellen Gesundheitssystem den Rücken, führte im Laufer Ortsteil Neunhof mehrere Jahre eine Privatpraxis und lebt heute in Bad Aibling.
Spitzbart bezeichnet sich selbst als „Präventivmediziner“ als „Arzt für Gesunde“ und hält Seminare und Vorträge auf der ganzen Welt. Sätze wie: „Mit Dopamin (ein Glückshormon, Anm. d. Redaktion) im Blut haben Sie keine Angst vor der Arbeit, sondern die Arbeit hat Angst vor Ihnen“, oder „Die acht essenziellen Eiweiße müssen sie essen, deshalb heißen sie essenziell“, sind typisch Spitzbart.
Seine Methode, mit einfacher Ernährungsumstellung und mehr Bewegung den Hormonhaushalt eines jeden Patienten auszugleichen, trifft auf große Resonanz, auch an diesem Abend, bei dem Rentner genauso vertreten waren wie Medizinstudenten. Spitzbart ist kein Freund von Medikamenten. Er ist der Meinung, sie würden nur die Symptome übertünchen, aber nicht die Ursache behandeln. Cortison, zum Beispiel, sei wie Kaugummi: „Einfach drauf kleben und gut ist“, anstatt das Problem bei der Wurzel zu packen. „Das ist kein Humbug“, betont Spitzbart, der sich wundert, dass so wenige diese Regeln beherzigen. Deshalb ist er wütend auf all jene Ärzte, die sofort ein Medikament verschreiben, ohne sich annähernd mit dem Patienten und den tieferen Ursachen des Unwohlseins beschäftigt zu haben. „Heute werden Psychopharmaka gegeben wie Campino-Bonbons“, sagt er. Der Patient werde nicht mehr als Ganzes gesehen, sondern nur noch als „Nummer“ behandelt.
Regenerationsphasen fehlen
Aktiv sein Glück zu suchen und dieses Glück auch zu leben, sei der Schlüssel, ein in sich ruhender Mensch zu sein, so Spitzbart. Man brauche aber auch Tiefen, um besondere Momente des Lebens wertschätzen zu können. Es sind gerade die Regenerationsphasen, die in der deutschen Gesellschaft fehlen, meint der 54-Jährige. Außerdem habe Wohlstand nichts mit Wohlbefinden zu tun, es sei eher die innere Zufriedenheit, die einen ausgeglichenen, glücklichen Menschen ausmache. Spitzbart konstatiert, dass positive Menschen automatisch gesünder seien. „Denn die Wahrnehmung folgt der Vorstellung“. Wer sich mit guten Gedanken schlafen lege, wache gelassener auf. „Jeder Mensch hat ein Ventil und einen kleinen wolkenfreien Raum, sich an schöne Momente zu erinnern, egal wie schlecht es ihm geht.“
In diesem Sinne erinnerte Spitzbart sein Publikum zum Schluss erneut daran, anzufangen vorzubeugen bevor es zu spät ist.
Der Abend wurde vom Lions-Club initiiert. Am Ende überreichte der Präsident Werner Grieb Spitzbart eine kleine Anerkennung. Die Einnahmen des Vortrages werden nach Ostafrika gespendet.
Dania Banat