OFFENHAUSEN / REICHENSCHWAND – Am Wochenende ist Kirwa in Offenhausen und Reichenschwand. Doch in welchem Rahmen darf zu Corona-Zeiten überhaupt gefeiert werden? Die HZ fragte bei den Organisatoren nach.
„Eine Nummer kleiner“ soll sie sein, verrät Roland Wacker, der für die Öffentlichkeitsarbeit beim Offenhausener Sportverein verantwortlich ist. Das heißt: Am Freitag gibt es eine Art Sportplatz-Kirwa mit Gegrilltem, Fisch und Getränken. Etwa ab 18 Uhr spielt Manuel Hartmann auf seiner „Quetschn“ und sorgt für volkstümliche Unterhaltung, allerdings ohne Mitsingen oder Tanz des Publikums. Zweiter „Austragungsort“ der Kirwa Offenhausen sind wie jedes Jahr die Gasthäuser Hupfer in Offenhausen und Meister in Egensbach, die am Donnerstag die Kirwa mit traditioneller Vogelsuppe einläuten.
Für den Sonntag hat der Vorstand „spielfrei“ beantragt, weil viele der aktuellen Kirwabuam auch in der ersten Mannschaft mit von der Partie sind. Um 9 Uhr steht an diesem Tag zudem der Kirchweihgottesdienst unter Leitung des Pfarrehepaars Hoepfner auf dem Programm.
Wirtshaus ist Tradition
Sorgen, dass sie kein Zelt aufstellen könnten, mussten sie sich nicht machen, erklärt der Offenhausener Kirwabou Josef Stengel: „Wir hatten schon immer eine Wirtshauskirwa.“ Das Gasthaus Hupfer als einer der Hauptakteure hat eine Gaststättengenehmigung, wie auch das Sportheim mit Theke. Dank der gelten dort die bestehenden Hygieneregeln in Gaststätten, ob Kirwa ist oder nicht.
Die Kirwaleut selbst müssen ihre Aktionen freilich reduzieren: Der „Alibi-Baum“, wie Wacker ihn nennt, wird nur rund 15 Meter lang sein, damit wenige Männer ihn aufstellen können. Ein Austanzen gibt es nicht. Zum einen, weil kein Abstand zwischen den Tanzpartnern gehalten werden kann, zum anderen, weil es um die Tanzfläche herum keine Sitzplätze gibt. Die bräuchten aber die Zuschauer nach den aktuellen Bestimmungen.
Die Stimmung sei trotzdem gut, die Kirwaleut freuten sich, dass es überhaupt ein Fest gibt. „Besser als nichts“, sagt Stengel. Die traditionelle Verlosung am Montagabend im Gasthaus Hupfer soll es auch 2021 geben.
Nicht für die Öffentlichkeit
Offiziell haben Gemeinde und Kirwaverein Reichenschwand ihr Kirchweihfest 2021 abgesagt – die Traditionen können nur bedingt stattfinden, erklärt Kirwabou Christian Riedl. So graben die Boum und Madla die Kirwa intern aus und ein und der Baum wird wie auch in Offenhausen ein ganzes Stück kleiner ausfallen.„Es ist alles eine Frage der Verantwortung“, so Riedl. Umso weniger Personen beteiligt sind, desto besser können die Hygieneregeln eingehalten werden. Deshalb gibt es auch kein Austanzen.
Es ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung: Würde das Fest stattfinden, bräuchte man zur Überwachung der Regeln mehr Ordner und Sicherheitsvorkehrungen. Bei gleichzeitig reduzierten Einnahmen wegen der Coronaeinschränkungen sei das für den Verein nicht tragbar, so Riedl. Alternativ werden Gäste im Sportheim bewirtet; ein Zelt wie in den vergangenen Jahren gibt es nicht. Dabei hätten die Kirwaleut 2020 ihr zehnjähriges Zeltjubiläum gefeiert. Aber ein Zelt, ausgelegt für 1000 Personen, sei zu groß bei den geltenden Regeln und ein „utopischer“ Aufwand. Dazu kommt das Problem mit dem Alkohol: „Da brauchen wir uns nichts vormachen: Auf der Kirwa wird getrunken und dann sinkt die Motivation, Masken zu tragen und Abstand zu halten.“
Buden am Festplatz
Bei den Vorbereitungen im Sportheim unterstützen die Kirwaleut trotzdem, ansonsten ist es auch heuer eher ein ruhiges Fest für sie. Am Samstag und Montag spielt wahrscheinlich Live-Musik, das haben die Pächter der Sportgaststätte organisiert. Buden stehen am Wochenende vor dem Rathaus: ein Süßwarenstand, ein Spickerstand, ein Kinderkarussell und eine Grillbude mit Fisch, an die ein provisorischer Biergarten angrenzt.
Dass die Buden dort stehen können, hat Jürgen Wild vom Schaustellerbetrieb Wild gemeinsam mit der Gemeinde Reichenschwand organisiert. Wie viele Geschäfte auf den Festplatz dürfen, hängt von dessen Größe ab. In Reichenschwand sind es vier, in Engelthal waren es bloß zwei.
Auf den Ort zugeschnitten
In den Konzepten, die Gemeinden und Schausteller dem Landratsamt vorlegen, ist alles genau geregelt: Ab welchem Alter Kinder welche Maske tragen müssen, wie groß die geltenden Abstände sind, wie oft Wild sein Karussell desinfizieren muss, außerdem Regeln zur Handhygiene, Markierungen und vieles mehr. Die auf den Ort zugeschnittenen Pläne verabschiedet dann das Landratsamt. Das Genehmigungsverfahren sei derzeit gut, lobt Wild.
„Das Problem ist allerdings noch immer, dass es keine expliziten Anordnungen gibt und wenn, dann gibt es Formulierungsfehler.“ Im vergangenen Jahr war die „Großveranstaltung“ missverständlich; in diesem Jahr sei es „volksfesttypisch“. Große Volksfeste sollen noch nicht stattfinden, kleinere Versionen schon.
Immerhin: Die Zusammenarbeit zwischen dem Schausteller und den Gemeinden sei gut, lobt Wild. „Die meisten Bürgermeister wollen Kirwaflair im Dorf verbreiten.“ Und das gelingt den Organisatoren auch: „Die Besucher sind begeistert, wenn an der Kirwa was los ist.“ Wild ist dankbar, dass er mit seinem Karussell mit von der Partie ist. „Uns fehlen neben den Einnahmen auch der Kontakt zu den Menschen, die eine schöne Zeit auf dem Fest verbringen wollen. Trotz allem wollen wir nicht jammern, sondern Freude zu den Leuten bringen. Das ist unsere Aufgabe.“